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Nuschka

unregistriert

1

Freitag, 8. Januar 2021, 10:13

Selbstbewusstsein durch Laufen

Ich habe eine vielleicht etwas seltsame Frage. Bonnie ist grundsätzlich ein eher unsicherer Hund. In den zwei Monaten seit sei bei uns ist, ist es schon deutlich besser geworden, aber vor allem an neuen Orten gruselt sie sich schnell.
Nun ist mir kürzlich aufgefallen, dass sie deutlich selbstsicherer unterwegs ist, wenn wir nicht gehen, sondern laufen. Auf ihr bekannten Strecken läuft sie dann richtig stolz mit hocherhobenem Kopf. Fremde Menschen sind plötzlich kein Problem mehr usw. Und selbst auf unbekannten Strecken ist sie deutlich entspannter, während sie beim Gehen Kopf und Schwanz einzieht und in jeden Hauseingang schaut.
Ich habe nicht den Eindruck, dass es daran liegt, dass sie schneller daran vorbeikommt. Sondern dass es wirklich das Laufen ist, das ihr eine Aufgabe und damit Sicherheit gibt.
Kennt das noch jemand von euch?

Riho

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Hunde: Schnauzer pfeffersalz Hündin 14 Jahre alt

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2

Freitag, 8. Januar 2021, 14:00

Hallo Jana,

Hunde können in Bewegung Stress besser kompensieren und das zeigt deine Bonnie wohl.
Wenn wir auf dem Platz schussempfindliche Hunde hatten, haben wir sie draußen ans Rad genommen, während in zunächst größerer und dann immer kürzerer Entfernung geschossen wurde. So haben wir viele Hunde von der Empfindlichkeit weg bekommen. Die Trainer, die das im "Platz" erreichen wollten, hatten kaum Erfolg.

Grüße von
Rita

Colonia

unregistriert

3

Freitag, 8. Januar 2021, 15:21

Hunde können in Bewegung Stress besser kompensieren

Richtig und zusätzlich noch ein Aspekt - aus Sicht des Hundes: am Rad befindet sich der Hund in einer schnellen Bewegung. Wenn nun ein " Ungetüm " erscheinen sollte, dann ist das hochschalten in den Bewgungsmodus Flucht für den Hund wesentlich einfacher und schneller, als wenn er aus dem Normalschritt bei Bedrohung hochschalten müsste.
Ist einfach ein besseres Gefühl :streicheln:

Nuschka

unregistriert

4

Freitag, 8. Januar 2021, 16:20

Danke für eure Antworten. Dass Bewegung Stress abbauen kann, weiss ich eigentlich. Aber dass Gehen und Laufen da natürlich anders wirken, da hätte ich auch selber drauf kommen können.
Das eröffnet uns auch neue Möglichkeiten, um an ihrer Umweltsicherheit (und meiner Kondition...) zu arbeiten.
Für uns ist Laufen wahrscheinlich die bessere Option, da es vor allem Reize an der Straße (fremde Menschen, Mülltonnen, Fahnen/Plakate) sind und sie das Laufen am Rad noch nicht kennt.
Das wollen wir zwar auch irgendwann erarbeiten, aber momentan sitzt der Gehorsam noch zu wenig.

Rita, wie habt ihr dann weitergemacht? Also wenn der Hund es am Rad aushalten kann. Langsamere Bewegung und irgendwann in Ruhe?

ori1412

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5

Freitag, 8. Januar 2021, 17:33

Hallo Nuschka,
ich denke Laufen bedeutet Koordination, Anstrengung und damit Umleitung von Aufmerksamkeit und Energie. Da bleibt einfach weniger übrig für die unangenehmen Umweltreize.
Auf der anderen Seite könnte ich mir durchaus vorstellen, dass -wie bei uns Menschen auch- Glückshormone (beim Menschen z.B. Serotonin, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin)
ausgeschüttet werden, die sich auf die Wahrnehmung der Umwelt auswirken.
Schaden kann es jedenfalls nicht und wenn es offensichtlich hilft, um so besser.
Wenn mein kleiner Charlie soweit ist (momentan mit 5 Monaten ist er noch zu unkonzentriert), werde ich ihn auch mit dem Fahrrad bekannt machen.
Viel Spaß :thumbup:

Riho

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Hunde: Schnauzer pfeffersalz Hündin 14 Jahre alt

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6

Freitag, 8. Januar 2021, 18:26

Jana, das war eine Arbeit über Wochen. Zunächst wurde in kleinen Schritten die Entfernung verringert. Sobald der Hund zeigte, dass er sich nicht wohl fühlte, wurde die Distanz wieder vergrößert. War er in einer bestimmten Distanz locker, die Ohren waren vorne, die Rute nicht geklemmt, der Blick war offen, haben wir die Distanz verkleinert - aber in kleinen Schritten. So ging es weiter, bis der Hund eine Distanz von ca. 15 bis 20 Metern aushalten konnte. Dann kam das Rad weg, und der Hund lief an lockerer Leine. Sobald er verkrampfte, wurde die Distanz wieder größer usw.
Das alles passierte außerhalb des Hundeplatzes und erst wenn wir den Eindruck hatten, dass eine ziemliche Gelassenheit auch beim normalen Laufen da war, ging es auf den Platz. Aber auch dort wurde erst nur in der Bewegung geschossen und in größerer Entfernung. Dann ging es weiter wie am Rad, nämlich schrittweise. Die Distanz wurde verringert, es wurde geschossen, wenn der Hund stand, dann wenn er saß und ganz zuletzt, wenn wir ziemlich sicher sein konnten (ganz sicher kann man nie sein bei einem empfindlichen Hund), dass er keinen Stress mehr hatte, wurde in der Ablage geschossen. Aber auch da erst in größerer Entfernung und ganz allmählich bis zu der Entfernung, die bei einer Prüfung gebraucht wird.

Für ein solches Training braucht es Fingerspitzengefühl und man muss den Hund gut lesen können. Die Körpersprache ist seine Sprache und damit zeigt er oft ganz feine Signale. Schon das andere Stellen der Ohren teilt uns etwas mit. Wichtig ist auch das Verhalten des Menschen. Gelassenheit und Sicherheit vermitteln ist notwendig. Und noch etwas - man darf das, vor dem es den Hund graust, nicht wichtig machen. Es ist einfach nicht da. Es wird kein Gewese drum gemacht, auch kein positives. Es passiert ganz leicht, wenn man den Hund für sein Verhalten loben will, dass man das genau im falschen Moment macht. Die einzige Situation, in der ich loben würde wäre, wenn der Hund sich vom Angstobjekt ab und sich seinem Menschen vertrauensvoll zu wendet, aber nicht angstvoll. Dann wird nicht sein Zuwenden belohnt, sondern seine Angst und dann gibt es noch mehr davon.

Grüße von
Rita

Nuschka

unregistriert

7

Samstag, 9. Januar 2021, 13:18

Eine tolle ausführliche Erklärung, danke! Dass eine solche Arbeit sich über Wochen bis Monate hinzieht, darauf habe ich mich eingestellt, als ich mich für einen Tierschutzhund entschieden habe.