Danke für den Link!
Hier ganz aktuell ein Statement von Gerd Schuster, bei dem die im Film gezeigten Hunde ein Heim gefunden haben. Ich kopiere es rein für die, die nichts mit facebook am Hut haben.
DIE RÜDEN und alle anderen beißenden Hunde (wir reden nicht von den „Lieben“)
Der Film läuft derzeit in ganz Deutschland im Kino und wird mit Sicherheit große Wellen schlagen. Eigentlich hat er das schon, zumindest in den ach so großartigen sozialen Medien. Doch ich widmete mich erst einmal der realen Welt, den echten Gesichtern – was viel sympathischer ist!
Bei einigen Premieren war ich dabei und beantwortete viele Fragen von Menschen, die ich sehen konnte.
Die beiden häufigsten Fragen waren, wie es den Hunden heute geht und ob die Hunde keinen Stress hatten? Ich wusste das dies eine Antwort mit langem Atem verlangt und deshalb (nur deshalb) werde ich diese beiden Fragen für die Öffentlichkeit hier auf dieser mittlerweile für mich nicht sehr beliebten Plattform (nein, ich kehre nicht zu Facebook zurück) beantworten…
Doch zunächst eine Gegenfrage:Wie geht es den hunderten von Hunden in Deutschland, die gebissen haben und nun ein isoliertes Leben in Tierheimen oder anderswo leben? Es werden immer mehr und Tierheime lehnen zunehmend ab. Den Hunden, die seit Jahren keine sozialen Kontakte zu anderen Hunden oder Menschen mehr haben? Haben diese Tiere keinen Stress – Dauerstress?
Wir rühmen uns zunehmend nicht mehr zu töten, Euthanasie (guter oder sanfter Tod) möchte ich nicht schreiben, denn das wäre gelogen. Jedes Tier weiß, dass es ihm an den Kragen geht, wenn mit einer gewissen Stimmung im Raum, die Venenstauschlinge angelegt wird. Und wer schon einmal dabei war, bei so einer Tötung, der weiß, wie lange sich manch Tier hoffnungslos dagegen wehrt. Schlimm daran ist, dass häufig die ehemaligen Besitzer nicht dabei sein wollen und die Tierärzte oder Pfleger als Ersatzmenschen dieses Leid miterleben. Dennoch sterben noch viele zum Teil junge und gesunde Hunde diesen unfassbaren Tod.
Isolation oder Tötung? Was ist nun die Lösung?
Meine Wahrnehmung (muss nicht euere sein): Das Grundproblem sehe ich im Umgang mit unseren Hunden. Daran können Gesetze über „Gassi Zeiten“ (Spaziergeh-Zeiten) usw. nichts ändern. Es ist diese Unnatürlichkeit, dieses aufgesetzt, wenig Authentische, was unsere Hunde verrückt macht! Dieses ewig freundliche und diese erdrückende Sehnsucht nach Liebe. Sie wissen was hinter unserer Maske steckt (wie passend in dieser Zeit) und sie wissen das wir hinter der Fassade zum Bröckeln anfangen, wenn es mal ernst wird. Wir sind eine Kultur, die zunehmend Konflikte scheut und genau so sieht es um die Erziehung aus. Es wird so viel Wert daraufgelegt, dass unsere Hunde sitzen, stehen, platzen (?) und Kunststückchen beherrschen. Distanzloses Kuscheln auf Abruf und von Jedermann. Jetzt kommt noch das nicht bellen, graben, wälzen, kauen, Bein heben, Kacke fressen dazu. Um das Fass (auch so passend) schlussendlich zum Überlaufen zu bringen - sie dürfen sich nicht einmal mehr verhalten, was den Gesamtausdruck betrifft. Und wir Männer (mal die Rüden betreffend) laufen so gerne angeberisch und Breitarmig durch die Gesellschaft…
Vielleicht sollten wir schleunigst wieder lernen Tiere im Umgang miteinander zu beobachten, den sozialen Umgang, das soziale Lernen und nicht den Furz oder ein Gähnen als solches überbewerten? Man furzt und gähnt nämlich auch einfach mal so…!Hunde wollen Hunde sein, genauso wie Menschen als Menschen behandelt werden wollen.
Bis wir das nicht lernen, werden sich die auffälligen und gefährlichen Hunde stapeln. Und das Schlimme daran ist, wenn sich Menschen dieser Hunde annehmen bleiben sie auf den Kosten sitzen oder werden nachdem sie gefeiert wurden, im Nachhinein niedergemacht, sollte mal etwas schiefgehen. Ja, auch Menschen beißen, zwar mit Worten, aber die treffen häufig mitten ins empfindliche Herz.
Die drei Hunde vom Film sind Repräsentanten für so viele bissige Hunde, mit dem Unterschied, sie dürfen Leben und haben trotz ihrer Vergangenheit und Gefährlichkeit ein würdevolles und nicht isoliertes Dasein. Jeder hat seine Partnerin, seinen großzügigen Auslauf von mehreren Stunden am Tag und vor allem RUHE von Menschen! Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass es Hunde gibt, die uns Trainer/innen satt haben oder eine gewisse Fernbeziehungen leben wollen.
Ruhe anstatt Leine, Befehle und erdrückende Liebe.Ja, der Film war situativ kurzer Stress für die Hunde, aber mit der Aussicht in Ruhe leben zu dürfen.
Ach, wie sehr wünsche ich das allen Hunden und Menschen!
Nachtrag:Hört endlich hin und versteht, was die Aggression erzählen will...!
Gerd Schuster