Hallo Susanne,
das ist ein heikles Thema und man bekommt schnell Schimpfe, wenn man einen bestimmten Standpunkt vertritt.
Als wir noch gezüchtet haben, war das ständig ein Thema und wenn ich meine Meinung dazu gesagt habe wurde mir unterstellt, dass ich ältere Leute nicht mag. Nun bin ich selbst ein älterer Leut und es wird auch zu meinem Thema. Julchen ist 9 Jahre alt und je nachdem wie lange sie bei uns bleiben kann ist die Frage, ob es für uns noch einmal einen Hund geben wird. Schafft sie es, wie unsere anderen Schnauzer 14-15-16 Jahre alt zu werden, gehen wir auf die 80 zu und wir fragen uns, ob wir einem Hund das Leben mit uns für eine ??? Zeit noch zumuten dürfen. Bei uns gibt es niemanden, der den Hund übernehmen würde oder könnte. Im Tierheim soll unser Hund nicht landen und ein Wanderpokal - mal bei dem, dann wieder bei einem anderen - soll er auch nicht werden.
In meiner Kundschaft habe ich es immer wieder erlebt dass, wenn ältere Leute sich noch einen Hund anschafften, der Hund letztlich immer der Dumme war. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein älterer Mensch krank wird oder das gar so schlimm, dass er sich selbst nicht mehr helfen kann, ist nun mal viel größer, als bei einem jüngeren Menschen. Ich verstehe total, dass Hunde gerade für ältere Menschen sehr wichtig sein können. Die sozialen Kontakte bleiben erhalten oder verbessern sich sogar noch, es gibt keine Vereinsamung, der Mensch hält sich selber durch die Sorge um den Hund länger gesund und in Gang und bleibt vielleicht auch länger fit. Aber ich persönlich möchte das nicht auf Kosten meines Hundes haben.
Ich habe eine Zwergin in der Kundschaft, die zu ihrem Frauchen kam, als die 82 Jahre alt war. Sie kam aus dem Süden und war ganze sechs Wochen alt. Abgesehen davon, dass die Frau mit diesem jungen Hund total überfordert war, gab es schon nach zwei Monaten das erste "Drama". Das Frauchen verletzte sich so stark, weil sie nicht mehr so stabil auf den Beinen war, dass sie für acht Wochen ins Krankenhaus musste. Die kleine Hündin kam zum Sohn, dann zur Tochter, dann zu einer Nachbarin, dann zur Gartenhilfe usw. und hatte eigentlich kein richtiges zu Hause mehr. Als das Frauchen wieder auf den Beinen war kam bei einem Trimmtermin die Beschwerde, dass die Hündin überhaupt keine Bindung an sie hätte. Ja wo sollte die denn auch her kommen?! Da das Frauchen nie wieder richtig laufen konnte, musste für den Hund ein Hundesitter her. Der wechselte dann auch noch zwei Mal. Eine Nachbarin hörte dann vom Schicksal der Hündin und fragte, ob sie sich kümmern dürfte. Sie ist selbst auch nicht mehr sooo jung, aber es ging gut mit den beiden. Das Frauchen kam ein halbes Jahr später ins Pflegeheim und starb drei Monate später. Die kleine Hündin durfte bei der Nachbarin bleiben und kommt mit ihr weiterhin zu mir zum Trimmen. Das neue Frauchen ist total verliebt in die Zwergin, aber auch bei ihr baute sich keine Bindung auf. Ist ja auch kein Wunder.
Eine andere Hündin, eine Schnauzerin, lebte bei einer fast 90 Jahre alten Frau, die sich mittlerweile überhaupt nicht mehr bewegen konnte und vom Pflegedienst versorgt wurde. Die Haushaltshilfe hatte Angst vor dem Hund und ließ die Hündin nur mal kurz in den Garten. Diese Hündin hatte kaum noch Muskulatur und war in einem sehr schlechten Pflegezustand, als Bekannte von uns sie übernahmen. Sie war mittlerweile 12 Jahre alt und vegetierte schon mehrere Jahre so vor sich hin. Bei unseren Bekannten hatte sie noch drei schöne Jahre, bis sie mit gut 15 Jahren starb.
Wir hatten einen älteren Hund aus unserer Zucht für drei Wochen in Pflege und dieser Hund, obwohl er uns ja sehr gut kannte und bei uns geboren wurde, trauerte so sehr um seine Menschen, dass ich froh war, als die drei Wochen um waren. Er fraß nur noch wenig, lag nur in seinem Korb und schaute traurig vor sich hin, zu den Spaziergängen mussten wir ihn sehr doll überreden und er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Als seine Leute zurück kamen, drehte er schier am Rad vor lauter Freude und war sofort wieder der alte, fröhliche Geselle.
So könnte ich noch viele Geschichten erzählen und sie alle lassen mich doch sehr stark überlegen, ob ab einem gewissen Alter ein Hund noch richtig ist.
Grüße von
Rita