Mein Hundetrainer hat mir nach einiger Zeit gesagt, ich sollte Hannah erst mal besser das Geschirr anlegen, auch beim Gassigehen. Ich denke, es geht ihm um gesundheitliche Aspekte, aber er sagt auch, dass sie sich nicht daran gewöhnen soll, dass Zug auf dem Halsband ist, dass sie das für normal hält. Um ehrlich zu sein, sie war wahrscheinlich schon zu lange mit Halsband unterwegs, hat sich wohl daran gewöhnt, also hoffen wir jetzt einfach mal, dass sie jetzt mit ihrem Geschirr etwas vom Halsband "entwöhnt" wird.
Meine Gassifreundinnen sind sinngemäß der Meinung, das Geschirr tut nicht weh, also, wenn sie lernen soll nicht zu zerren, dann geh mit ihr mit Halsband. Ich versteh den Unterschied schon, aber Hannah ist extrem robust und kaum schmerzempfindlich, ich weiß bis heute nicht, wo ich sie zwicken sollte, damit es ankommt. Aber trotzalledem hat sie eine HWS, einen Kehlkopf und Bänder, und auf die möchte ich Rücksicht nehmen. Sie ist früher extrem in die Leine (mit Halsband) gesprungen, von ganz hinten nach ganz vorne mit Anlauf und wir haben gegengehalten. Inzwischen ist sie zumindest beim Gassigehen ruhiger geworden, und das, obwohl wir in der inzwischen auf das Geschirr gewechselt haben.
Ich denke, wer hier der Meinung ist, dass man nur mit der richtigen Methode ganz schnell die lockere Leine beibringt, lehnt sich zu weit aus dem Fenster. Nur weil es mit ein paar eigenen Hunden geklappt hat, klappt es nicht mit jedem Hund. Hannah ist extrem lebhaft, und unsere vom Trainer empfohlene Methode ist die, dass man sie beim Laufen mit Leckerli und Lob dazu bringt, Blickkontakt zu halten und nicht die Leine zu straffen, je besser es läuft, desto größer werden die Abstände der Belohnung. Ich bitte auch darum, dass das jetzt nicht zu zerpflücken, keiner, der hier mehr oder weniger reflektiert Ratschläge gibt, muss mit Problemen, die aus falschen Ratschlägen resultieren, klarkommen, nur wir, und keiner von euch kennt mich und meinen Hund und kann sich ein Urteil erlauben, was denn nun das Beste sei.
Ansonsten habe ich Rücksprache mit der Züchterin gehalten und ihr gesagt, dass ich plane, Hannah's Waldspaziergänge bis auf weiteres zu streichen, weil sie mir zunehmend zu sehr Wert auf andere Hunde legt und - zumindest bei Hundebegegnungen - zu wenig Wert auf mich. Die Züchterin findet das gut und so werde ich es tun. In den nächsten Wochen erst mal nur Leine. Kommt ein Hund und sie fängt - totsicher - an zu kläffen und wie verrückt an der Leine zu ziehen, werde ich sie entweder kommentarlos daran vorbeiziehen, dafür brauche ich schon ziemlich Kraft, oder ich bleibe stehen und stelle mich auf die sehr kurze Leine und warte ab, bis der Hund vorbeigegangen ist. Auf jeden Fall werde ich Spaziergänge nicht bei uns im Wohngebiet machen, zum einen ist hier die ganze Straße gerade eine einzige riesige Baustelle, zum anderen ist sie der einzige Hund von vielen anderen, die hier umpöbeln, es ist mir mittlerweile sehr unangenehm.
Statt dem Wald sind Spaziergänge an der 2m-Leine geplant, ich muss mir dafür Orte suchen, die nicht so frequentiert sind, aber auch nicht zu abgelegen, da ich nicht gerne zu weit ab vom Schuß bin, wenn ich allein unterwegs bin, und Unsicherheit würde sich auf sie übertragen.
Mit dem Auto-Training - Hund bleibt im Auto, während man aussteigt und sich langsam entfernt - sind wir heute wieder absolut nicht weitergekommen. Sie dreht völlig durch, bellt non-stop, wenn man aussteigt und erst recht, wenn man sich nur ein paar Schritte entfernt. Wenn man es aussitzen will und nach ein paar weiteren Schritten dann stehenbleibt, den Rücken zu ihr, und sie nicht beachtet, fängt sie an, mit den Pfoten die Wandverkleidung an der Tür zu bearbeiten und wie verrückt zu scharren. Schlecht, wenn es ein Firmenwagen ist, aber auch so ist es schlecht, das hat sie einfach nicht zu tun. Anfangs hatte ich es versucht beim Ruhigbleiben Leckerli, beim Bellen mit einem deutlichen NEIN tadeln und versuchen zu unterbinden. Ergebnis war, dass das einen Tag funktioniert hat, aber dann hat sie das NEIN und das Tadeln nicht mehr beeindruckt, sie bellt, kaum dass ich weggehe, ihr ist lieber, dass Mama schimpft aber zurückkommt als dass sie nicht zurückkommt. Am Ende war es einfach nur, als ob sie auf einen Knopf drückt (bellt), damit ich zurückkomme. Also hat man mir geraten, beim Bellen noch 2 oder 3 Schritte weiterzugehen und dann einfach zu warten, bis sie ruhig ist und dann zurückgehen und loben. Aber wie gesagt, sie ruiniert die Autoausstattung, wenn das Bellen schon nicht hilft. Ich weiß momentan nicht, wie ich dieses Problem behebe, als dass sie tatsächlich zukünftig nur noch in der Box auf die Rückbank oder in den Kofferraum kommt. Da kann sie dann toben, bellen oder im schlimmsten Fall auch pinkeln oder gar kacken, das hat sie schon gebracht, wenn ich nur ausgestiegen bin, um das Garagentor zu öffnen, danach musste ich die komplette Schutzdecke reinigen, weil sie alles vollgekackt hatte und dann noch tobend durchgesprungen war. Sie ist so außer sich, dass das dann passiert. Und nein, wir haben nichts forciert, von Anfang an gab es Riesenterror, wenn jemand weggeht. Der Trainer sagt, das ist keine Angst, das ist Kontrolle. Noch heute dreht sie durch, wenn wir nach Hause kommen und einer mit ihr eben noch Gassi gehen will und der andere (meistens ich) schon ins Haus will. Erst gibts Gebell, dann pinkelt sie blitzschnell, und dann zerrt sie schon in Richtung Haustür. Gestern haben wir es umgedreht gemacht, mein Mann ins Haus und ich mit ihr Gassi, sie hat auch schnell ihr Geschäft gemacht und wollte zurück, aber ich bin noch ein paar Meter mit ihr gegangen, das Weib hat sofort angefangen zu blockieren, ich hatte den Eindruck, dass das hinter mir ein Auto mit angezogener Handbremse wäre. Jetzt werden sicher einige wieder sagen, ja, dann darfst Du sie nicht ziehen, musst warten, locken, Leckerli, aber ganz ehrlich, dann kassiert sie auch noch für ihre Bockigkeit ab, sie weiß ja selbst ganz genau, was wir wollen, nur sie will nicht, und ich belohne sie nicht für etwas, was sie ganz absichtlich verweigert. Mein Mann hattte sie mal beim Gassigehen dafür belohnt, dass sie bei einem Hund nicht gebellt hat, er gab ihr ein Leckerli, und kaum war's in ihrem Maul verschwunden, fing sie an zu kläffen. Sie ist ziemlich gerissen, und Standardtricks helfen bei ihr meistens nicht. Nee, hier muss man ganz differenziert herangehen, Schema F hilft nicht, denn die Standardsachen haben wir alle schon probiert, wir gehen dreimal pro Woche zur Hundeschule.
Wie gesagt, an der Leine wirds langsam besser, aber man darf uns glauben, ob mit Geschirr oder Halsband, das ist ihr völlig wurscht, außer dass das eine schaden kann und das andere nicht. Nerven kostet uns beides.