Liebe Ute,
wir haben lange überlegt, ob es Verlassensangst ist oder Angst vor Kontrollverlust. Dazu haben wir uns sogar den Trainer mal ins Haus geholt. Er kennt sie nun schon über einen Monat, und ich gehe dreimal die Woche zur Hundeschule. Der Trainer meinte irgendwann, dass es durchaus ein Stück weit Verlassensangst ist, aber er geht stark davon aus, dass die Angst vor Kontrollverlust bei weitem überwiegt. Hannah ist absolut kein ängstlicher Hund, im Gegenteil, sie ist lt. Trainer distanzlos und lässt auch von Hunden, die ihre Ruhe wollen und sie anknurren oder abschnappen, nicht ab. Im Wald, sobald Spiel mit anderen Hunden angesagt ist, dackelt sie mir nicht mehr hinterher und vieles ist plötzlich wichtiger. Hunde mit Verlustangst weichen ihrem HH auch draußen nicht von der Seite. Hannah schaut zwar öfter zu mir und kommt auch immer mal in Abständen vorbei bei mir, aber zumindest, wenn sie im Spiel mit fremden Hunden ist, läuft sie denen soweit hinterher, dass sie teilweise sogar außer Sicht ist - und hat so gar keine Angst, von mir verlassen zu werden. All das spricht, soweit man mir erzählt hat, nicht für Verlassensangst sondern Angst vor Kontrollverlust.
Es geht auch nicht darum, dass ich
schnell Ergebnisse sehen möchte, sondern dass ich einen positiven Trend erkennen möchte, und den sehe ich nicht. Während viele andere Dinge sich bessern, treten wir mit dem Thema Allein im Auto seit Wochen auf der Stelle, und wenn sich über Wochen nichts verbessert, dann stimmt die Methode nicht. Ich glaube, diese Distanzmethode, also immer ein Stückchen mehr weg vom Auto, das funktioniert nur bei Hunden mit echter Verlassensangst. Die merken dann schrittweise, dass ihnen nichts passiert, wenn man nicht in der Nähe ist. Aber Hannah hat diese Sorte Angst nicht sondern will die Kontrolle behalten, und da ist jeder Schritt in die "falsche'" Richtung ein Trigger. Irgendwann fing sie schon an zu kläffen, wenn ich nur den Gurt habe ausschnappen lassen. Dieses Bellen war keine Angst sondern äußerst FORDERND. Es ging ihr nicht schnell genug, sich ins Abenteuer draußen zu stürzen. Und sie dann nicht mitzunehmen, das geht ja nun überhaupt nicht, dann hat sie sofort richtig aufgedreht. Das bestätigt m.E. eben auch, dass es keine Verlassensangst ist, denn dann hätte unser Training etwas gebracht. Ich spüre in vielen kleinen Dingen, dass sie ein ziemlicher Kontrollfreak ist, und so selten ist das bei Schnäuzels ja nun auch nicht
Dass sie pinkelt und kackt liegt m.E. nicht an ihrer Angst sondern ihrer extremen Aufregung, sie steigert sich unglaublich in die Situation herein, und zwar vor allem während ich mich entferne, ich bin mir sicher, dass sie herunterfährt, wenn ich außer Sicht bin, denn dann hat sich das mit der Kontrolle ja erst mal erledigt.
Was das Hüten angeht, lt. Züchterin und lt. Trainer hat sie starke Hütetendenzen. Im Alltag merken wir es daran, dass sie es nicht erträgt, wenn einer von beiden in ihrer Anwesenheit weggehen will, sie will uns also "zusammenhalten".
Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Ich muss diese Woche ein Rezept abholen und es auch in der Apotheke einlösen. Da muss sie durch. Dauert nicht lange, ich werde die Zeiten auch kurz halten und gehen, wenn ich wenig Leute erwarten, aber es geht nicht anders, zumal das bisherige Training nichts gebracht hat sondern dieses Thema erst richtig "wichtig" gemacht, ohne etwas Positives zu erreichen.
Natürlich möchte ich ihre Angst nicht verstärken, aber ich glaube, durch dieses Training habe ich das Thema erst richtig angeheizt, und keiner hat was davon gehabt. Hier liegen Briefe, ich hab kein Geld mehr im Portemonnaie, das Rezept ist hinterlegt und ich brauche Medikamente. Ich werde ja sehen, ob sich der Terror verstärkt oder nicht, ich gehe davon aus, dass sie es nie lieben wird, im Auto zu bleiben während wir mal weggehen, aber sie wird es - hoffentlich - eines Tages akzeptieren, von den 24 Stunden am Tag mal 10 Minuten auf mich zu verzichten.
Übrigens, im Internet findet man dieses Problem häufig, und zwar ziehen da die üblichen Methoden (langsam vom Auto weg), auch nicht, leider gibt das Netz keine echten Alternativen, dafür liest man öfter von HH, die die Flinte ins Korn geworfen haben und sich in ihr Schicksal ergeben, den Hund eben nicht im Auto zu lassen. Das sind dann wahrscheinlich HH, die den Hund zu Hause kläffen lassen können, wir können das nicht.