Hallo zusammen,
erstmal eine meiner Meinung nach wichtige Aussage von Rita:
Das heißt aber nicht, dass der Leithund mit Mutwillen herum kommandiert wird, sondern man muss sehen, wann er seine Leitfunktion dem Junghund gegenüber ausübt und wann man einschreiten muss.
Es ist extrem wichtig, daß der ältere auch Boss sein darf! Er auch reglementieren darf!
Ein vernünftig sozialisierter und sozialer erwachsener Hund / Rüde weiss oft sehr genau, was angebracht ist, auch wenn wir es vielleicht so nicht erkennen oder anders einschätzen.
Ich selber habe eine zeitlang 3 Mittelschnauzer Rüden gehalten, die im Altersabstand 2 Jahre und 3 Jahre waren. Also 5 und 3 Jahre, als der jüngste dazu kam.
Das lief sehr harmonisch, auch weil die Strukturen sehr klar waren und ich das Glück hatte, daß mein ältester gerne Hunde-Chef war und auch ein guter Hunde-Chef war. Der zweite war vom Grundwesen her ein Beta, der garnicht führen wollte. Der dritte war schon eher wie der älteste, aber es passte in der Konstellation perfekt. Trotzdem musste ich aufpassen, daß ich mich korrekt als Chef über allen verhielt, um nicht Konflikte aufzubauen, die ohne mich garnicht entstanden wären.
Ich gehe im Moment separat spazieren oder auch mal ins Training. War ich mit dem 6 Monat altem Hund weg darf ich sie nicht zusammenlassen, das gibt mega Ärger wenn wir nach Hause kommen und der ältere war nicht dabei.
Grundsätzlich ist es für Hunde NICHT normal, daß einer das Rudel verlässt und dann wieder kommt. Grade junge Hunde, wie Dein 6-monatiger dürfen das auf keinen Fall, weil es in der freien Wildbahn für sie tödlich enden würde. Sie könnten nicht überleben. Deshalb ist es vollkommen normal, daß Dein älterer Rüde dem jüngeren die Leviten liest, wenn er sowas tut. Aus Sicht des älteren Rüden ist das Verhalten absolut unakzeptabel.
Aber auch ein älteres rangniederes Tier darf nicht ohne Erlaubnis des Hundechefs einfach vom Rudel weggehen.
Dein Rüde hat vollkommen normal reagiert und es hat nichts mit Eifersucht zu tun, oder weil er sich vernachlässigt fühlt. Für einen Hund ist einfach das, was wir tun - nämlich getrennt auch dem Haus gehen und dann wiederkommen - nicht (hündisch) normal.
Mein Ziggy ist als Welpe mit ins Büro gegangen. Das war garkein Problem für die erwachsenen Hunde, die zuhause blieben.
Als er ca. 8 Monate alt war kam es beim Nachhause kommen an der Haustür das erstemal dazu, daß Q (mein ältester) Ziggy leicht maßregelte. Mehr traute er sich in meiner Gegenwart nicht, aber es war vollkommen klar, daß für Q nun Ziggys Kindheit vorbei war und er die Welpen-Sonderbehandlung (die Chefin nimmt das Baby überall mit hin) nicht mehr für angemessen hielt.
Ich habe das akzeptiert - es war eh geplant, daß Ziggy spätestens mit 9 Monaten zuhause bleiben sollte - und fortan blieb Ziggy auch tagsüber zuhause.
Aber auch bei den erwachsenen Rüden gab es - wenn ich mal gezwungen war mit nur einem fort zu gehen und die anderen alleine zuhause blieben - nie Begegnungen an der Haustür.
Ich habe das strickt vermieden, weil es sonst zu Beissereien gekommen wäre, weil Q eben das Entfernen von der Gruppe nicht geduldet hat. Der einzige, den ich alleine mitnehmen konnte und der ohne Probleme zurück kommen konnte, war Q selber. Er war ja auch der Hunde-Chef.
Wenn ich also mit einem der anderen Hunde alleine weggehen musste, so habe ich die Rückkehr immer so gestaltet, daß es nicht zu einer Begegnung an der Haustür kam.
Konkret sah das so aus:
1. Der Hund, den ich mit hatte, blieb erstmal im Auto.
2. Ich bin alleine ins Haus und habe die dort gebliebenen begrüsst, eventuell einen kleinen Spaziergang gemacht und bin dann nur mit ihnen zurück ins Haus und habe sie in ihren Boxen verwahrt.
3. Dann habe ich den dritten Hund aus dem Auto geholt und auch ins Haus gebracht. Auch er kam in seine Box.
4. Dann habe ich mich hingesetzt, einen Kaffee getrunken und in Ruhe eine Zigarette geraucht.
5. Nach ca. 15 - 20 Minuten habe ich alle aus den Boxen gelassen.
Mit diesem Handling kam es nie zu Problemen bei der Rückkehr eines einzelnen Hundes zur Gruppe.
Der 6monatige ist allerdings im Garten herumgerast und hat die anderen verrückt gemacht, da hat mein Rüde ihn zurechtgewiesen, war etwas grob laut und ich habe dann getrennt.
Im Garten unkontrolliert rumrasen ist respektlos!
Und Dein erwachsener Rüde hat durchaus das Recht dem jungen Mann zu sagen, wie man sich anständig zu benehmen hat.
Entweder regulierst Du den jungen Hund oder Du lässt es den alten tun.
Wenn Du es ihm verbietest, wird es im Zweifelsfall nur eskalieren. Und grade wenn es eher laut ist, mag sich das böse anhören, ist aber oft - so meine Erfahrung mit Rüden - mehr Getöse als Gefahr für Leib und Leben.
(Jeder der in letzter Zeit mit mir telefoniert hat weiss, wie gefährlich es sich anhören kann, wenn ein 4,5 jähriger und ein 9 monatiger Rüde ungehemmt Funktionsspiele spielen, während ich vom Telefonat abgelenkt bin
)
Mir war und ist immer wichtig meinen erwachsenen Rüden in seiner Position als Chef zu stärken um eine funktionierende Struktur mit dem jüngeren zu ermöglichen.
Ich habe meine jungen Rüden nie vor meinen erwachsenen geschützt - musste das aber auch nie.
Allerdings war bei uns auch immer klar, daß wenn ich Schluss sage, auch Schluss ist. Sei es mit rumtoben oder sich anknurren.
ich habe mich nie in die Hirachie dieses Minirudels eingemischt ,solange die beiden mich als den obersten " Ansager " akzeptiert haben .
Genauso versuche ich das auch zu handhaben und habe damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht.
Liebe Grüsse,
Claudia