Hallo zusammen,
wir hatten mehr als 25 Jahre drei Schnauzer Hündinnen und das wichtigste war, die Rangordnung unter den Hunden zu respektieren und dass wir nach der jeweiligen Leithündin die Chefs waren. Es ist schon ein Unterschied, ob man mehrere Rüden oder mehrere Hündinnen hält. Bei den Mädels muss man sehr aufpassen, dass es unter ihnen keine allzu schiefen Töne gibt, weil Hündinnen viel schneller übel nehmen, als Rüden. Hinzu kommt, dass Hündinnen keine Beißhemmung haben, im Gegensatz zu Rüden. Wenn Hündinnen sich ernsthaft in die Wolle bekommen stimmt der Satz, da werden Weiber zu Hyänen. Hündinnen übernehmen in einer Gruppe oder einem Rudel auch viel mehr Verantwortung als Rüden. Landläufig gilt die Meinung, dass ein Rudel einen Leitrüden hat. Das stimmt nicht, es hat eine Leithündin bzw. ein Leitpaar. Die Hündin sagt dem Rüden, wo es lang geht und der ist so gescheit und tut das dann auch - wie im richtigen Leben halt
Die Leithündin sucht die Plätze für die Welpenaufzucht aus und erkundet das beste Futterrevier. Hat der Leitrüde ein Gebiet gefunden, das der Leithündin nicht passt, wird weiter gezogen. Wenn sie Welpen hat, darf nicht mal der Vater der Kleinen, der Leitrüde, in deren Nähe, bis die Hündin das erlaubt.
Es stimmt wirklich, dass Hündinnen, die sich mal ernsthaft in der Wolle hatten, nie mehr miteinander können. Das ist dann Feindschaft auf Lebenszeit. Wenn man mit einer Hündinnengruppe zusammen lebt kann man heilfroh sein, wenn die Rangordnung wachsen konnte. Zwei gleichaltrige Hündinnen zusammen, die beide Führungsansprüche stellen, geht überhaupt nicht.
Dazu habe ich schon mal eine Geschichte erzählt. Ein Züchter hat aus einem Wurf zwei Schwestern behalten, weil er sich nicht entscheiden konnte, welche bleiben sollte. Zwischen den beiden Mädels brannte die Luft und wir haben immer wieder gewarnt, dass es irgendwann knallen wird und dann ist es passiert. Der Züchter und seine Frau gingen einkaufen und haben die beiden Hündinnen zusammen im Haus laufen lassen. Nachbarn schilderten später den Hergang. Jemand hat geklingelt und weil niemand öffnete, hat er gegen die Türe geklopft. Das reichte für die Hündinnen als Auslöser, um sich einen Kampf zu liefern, der nicht mehr schön war. Als die Züchter heim kamen, bot sich ihnen im Flur ein grausiges Bild. Alles war voller Blut, die Wände, der Boden, die Treppe nach oben, einfach alles. Es lagen Fellstücke mit Haut dran überall auf dem Boden verteilt, die eine Hündin war tot und die andere so schwer verletzt, dass für sie kaum eine Chance bestand, das zu überstehen. Der Züchter brachte sie trotzdem zum Tierarzt - um sie einschläfern zu lassen. Er war der Meinung, dass ein Hund, der einen anderen tot beißt, bei ihm nicht leben darf. Als ich das hörte, habe ich eine Mords Wut bekommen
Die Schuld lag nicht bei den Hündinnen, sondern beim Züchter. Wie kann man zwei Hündinnen, die mehr oder weniger ständig in einem Machtkampf um die Rangordnung standen, alleine zusammen zu Hause lassen. Das ist sowas von daneben und es hat auch der zweiten, verletzten Hündin das Leben gekostet. Der Tierarzt meinte, dass er sie hätte durchbringen können, aber der Züchter bestand darauf, sie einzuschläfern
Die Hündinnen haben ihrer Natur gemäß gehandelt und waren letztlich die Dummen. Im Naturrudel ordnen sich solche Hündinnen unter, wandern ab, wenn sie das nicht können/wollen oder werden getötet.
Durch den Willen der Menschen werden Hunde zusammen gesteckt, die gar nicht zusammen leben können und das Ende vom Lied ist dann so etwas Schreckliches.
Darum habe ich bei unseren Hündinnen immer sehr genau darauf geachtet, dass die Rangordnung stimmt. Sie durften körpersprachlich miteinander kommunizieren, aber die Zähne einsetzen war absolut verboten. Wir haben die jeweilige Leithündin unterstützt, sie hatte ein paar Privilegien, die die anderen nicht hatten und so konnten wir viele Jahre friedlich mit unserem "Drei Mäderl Haus" zusammen leben.
Es gibt allerdings auch Hündinnen, die in einer Gruppe ohne Streit zusammen leben. Aber das sind dann entweder gewachsene Gruppen/Rudel = Oma, Tochter, Enkelin oder die Hündinnen stellen alle keine Ansprüche auf die Führung. Ihnen reicht es, wenn der Mensch der Chef ist.
Ach ja, hier noch die Erklärung zur fehlenden Beißhemmung der Hündinnen. Das hat Mutter Natur so eingerichtet. Normalerweise bekommt in einem Rudel nur die Leithündin Welpen. Passiert es doch mal, dass eine rangniedrige Hündin vernascht wurde und Kinder bekommt, muss die Leithündin die Welpen der anderen Hündin töten, weil kaum genug Futter da ist, um zwei Würfe aufzuziehen und die Welpen der Leithündin immer Vorrang haben. Es ist also keine Bösartigkeit der Hündinnen, dass sie beißen, bis sie "Erfolg" haben.
Bei zankenden Rüden kann man schon mal riskieren, sie den Knatsch austragen zu lassen, je nachdem, wie sich das Kampfgetöse entwickelt. Hündinnen MUSS man trennen, weil es bei ihnen bei einem ernst gemeinten Kampf immer um Leben und Tod geht.
Grüße von
Rita