Lieber Udo,
wenn Du die Empfehlung von GB auf die Situation übertragen möchtest, dann hätte der Hundeführer vor seinen 5 Monate alten Hund treten müssen und Charlie sagen müssen, daß er bitte weg geht.
Wenn der junge Hund auf einen anderen erwachsenen Hund so reagiert hätte - nämlich auf Annäherung um sich zu beissen - hätte das im Zweifel die letzte Aktion seines Lebens sein können. Zumindestens dann, wenn sein Gegenüber ein schwaches Nervenkostüm hat und der Kleine nicht zum eigenen Rudel gehört.
Claudia, genau da wollte ich eigentlich hin :-)
Es wäre also eine Möglichkeit, unliebsame Begegnungen mit Menschen genau so zu verhindern wie mit Hunden. Was natürlich nicht ständig passieren darf, sonst is nix mit Sozialisierung.
Auf der anderen Seite muss ich für mich feststellen, das habe ich noch nie getan, ich habe immer meinen Hunden reglementiert und nicht den Menschen verjagt, ist vielleicht mal zu überdenken.
Was ich aber nun wirklich schon sehr oft gesehen habe, das sich der selbe Hund, (um jetzt nochmal den jungen Mali zu bemühen) einem Artgenossen gegenüber entweder sehr viel zurückhaltender zeigt oder aber ganz schnell sein rüpelhaftes Verhalten einstellt.
Das kenne ich aus ganz eigener Erfahrung, mein alter Rüde wurde immer wenn er im Zwinger war vom freilaufenden Nachbarhund massiv angemacht, und mein Hund quittierte dies mit bösem Bellen und Brummen. Das ging glaube ich so um die 3 Jahre lang, immer mal wieder, so um 1/2 mal die Woche. Ich hätte meine Hand verwettet, dass wenn meine schwarzen 45kg mal an den mittelgroßen Mix kommen, es zumindest ne Ansage gibt. Nunja, wie das Leben so spielt, steht mein Hund auf dem Tisch zum Trimmen im offenen Zwinger, der Mix kommt wie gewohnt um die Ecke und ballert bellend wie gewohnt zum Zwinger, ehe ich die Situation erfasst hatte, war meiner mit einem Satz vom Tisch und raste zum Nachbarhund, mir blieb kurz das Herz stehen, der Mix rannt über die Balkontür und wollte sich in seinem Haus in Sicherheit bringen, mein Riese hinterher und ich natürlich auch. Als ich in der Küche des Nachbarn ankam stand der Mix ca. 1 Meter neben seinem Fressnapf mit gesengtem Kopf und mein Riese fraß diesen Fressnapf leer. Den Mix hat er nicht angepackt, er tat einfach so als würde es diesen immer bellende Hund überhaupt nicht geben (so meine Sicht der Situation). Mein Nachbar stand stocksteif in der Küchenecke. Letztendlich ging mein Riese total entspannt wieder mit mir nach Hause und der Mix hat niemals mehr am Zwinger gebellt.
Was will ich mit der Geschichte sagen ? Ich habe nun über viele Jahre festgestellt, dass wir als Menschen immer mal wieder unsere Hunde falsch einschätzen, das wir kleinste Nuancen in Gestik und Mimik einfach nicht wahr nehmen, oder auch mal von falschen Verknüpfungen ausgehen, und dass unsere Hunde untereinander diese Kleinigkeiten blitzschnell austauschen können und verstehen.
Sicher wissen wir alle was es heißt wenn ein Hund frontal auf einen anderen Hund zu gehen, wir wissen was es heißt wenn der Hund am hinteren Ende schnuppert, warum der Fang abgelegt wird oder was es heißt, wenn der Kopf im Nacken des Gegenüber landet... usw aber ich bin der festen Überzeugung, da gibt es noch viel mehr, was uns im Alltag einfach nicht auffällt oder was wir falsch interpretieren.
Ich beschäftige mich jetzt seit 1 Jahr intensiver damit und finde es sehr, sehr interessant und spannend.