Hallo Siggi,
ich schaue immer, wie meine Hunde reagieren und ob sie Probleme haben oder klar kommen. Das habe ich auch bei den jeweiligen Welpen gemacht. Unsere Vierbeiner zeigen uns sehr genau, wie sie sich fühlen, man muss nur IHRE SPRACHE können. Ob ein Hund nur rum knatscht, weil er seinen Willen nicht bekommt oder ob es ihm wirklich nicht gut geht in der augenblicklichen Situation kann man schon an seiner Körpersprache erkennen. Ein Junghund der "sagt", ich will das nicht , hat z.B. einen ganz anderen Augenausdruck als einer, der nicht zurecht kommt. Wenn ein Hund in unsere Menschenwelt kommt, hat er nicht seine Bedürfnisse, die er in seiner Hundefamilie hat, verloren. Er hat es viel schwerer als je zuvor, weil er, um sich zurecht zu finden, die menschliche Sprache und Körpersprache lernen muss, die für ihn ja erst mal Chinesisch ist. Vom Hund wird verlangt, diese fremde Sprache zu lernen, aber die Menschen geben sich oft nicht viel Mühe, die Sprache der Hunde zu lernen und zu verstehen. Wenn dann etwas nicht funktioniert, bekommt der Hund was aufs Dach. Dass der Mensch einen Fehler gemacht haben könnte, liegt gar nicht im Bereich des Möglichen.
Es gibt mittlerweile gute DVDs, mit denen man die Sprache der Hunde lernen kann. Das geht nicht, wenn man sich so etwas einmal anschaut und dann meint, alles zu wissen. Ich schaue mir meine DVDs immer und immer wieder an und entdecke auch bei jedem Anschauen wieder etwas, was ich vorher übersehen habe.
Wer mit einer Hundegruppe lebt, kann auch eine Menge über die Sprache der Hunde lernen und ein Züchter erst recht. Man muss kein Guru oder Experte sein, um sehen zu können, wie Hunde "ticken". Man muss nur hinschauen und aufmerksam sein.
Welpen entwickeln sich und werden mit zunehmendem Alter belastbarer. Was ihnen mit 10 Wochen Probleme bereitete, ist für sie mit 6 Monaten kein Thema mehr. Man sollte die Belastungen des Alltags dem jeweiligen Entwicklungsstand des Hundes anpassen, dann kommt er damit auch klar.
Ein Beispiel: Ich bin mit allen Welpen, die bei uns geboren wurden, einzeln ab der 5. Woche an die B8 gegangen, damit sie sich an Verkehrslärm gewöhnen. Zu Anfang hatte ich sie auf dem Arm und sie haben sich an mich gedrückt. Sie brauchten meine Nähe und Wärme, das war ihre Sicherheit. In der 6. Woche schauten sie schon neugierig dem Verkehr zu. In der 7. Woche wollten sie nicht mehr auf dem Arm sein, saßen aber noch auf meinen Füßen und schauten. In der 8. Woche wollten sie laufen und alles anschauen. In der 9. Woche kasperten sie herum und selbst Motorräder konnten sie nicht mehr aus der Ruhe bringen. Ich habe die Welpen immer das tun lassen, was sie im jeweiligen Alter brauchten. Hätte ich einen Welpen von 5 Wochen sofort an der Straße auf den Boden gesetzt, hätte ihm nicht meinen Schutz angeboten und wäre mit ihm an der Leine gelaufen, hätte er bezüglich des Straßenverkehrs einen Schock fürs Leben bekommen können. So aber konnten sich die Kleinen, ihrem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend, mit meinem Schutz mit der Situation auseinander setzen und fürs Leben lernen.
Einen Welpen "ins kalte Wasser werfen" ist nicht mein Ding und tut ihm sicher nicht gut.
Grüße von
Rita