Hallo Basti,
dein Beagle ist ein Meutehund, bewegt sich gerne in einer Meute und geht mit ihr auch durch, wenn die das Flitzen anfängt. Wenn du einen zweiten Hund dazu nimmst, ist das noch keine Meute. Es kann aber gut sein, dass der neue Hund von deinem Beagle mit gezogen wird und sie dann zusammen über die Dörfer gehen. Einen zweiten Hund als Gesellschaft für den ersten anzuschaffen, erfüllt oft nicht den erstrebten Zweck. Erwachsene Hunde sind für andere Hunde nicht in erster Linie Spielkumpane, da passiert sehr viel anderes. Selbst im lockersten und fröhlichsten "Spiel" passiert körpersprachlich und im Umgang miteinander eine ganze Menge.
Ein kleines Beispiel: Mein Julchen rannte gestern mit einem 4 Monate alten Labbi über die Wiese. Der Kleine strengte sich mächtig an, Julchens Tempo mithalten zu können, was natürlich nicht ging. Julchen schlug Haken, drehte sich in der Luft und dem Kleinen wurde schon ganz schwindelig. Er rannte hier hin und dort hin, war bald ganz konfus und bekam vor lauter Unsicherheit eine Bürste. In dem Moment, als ich das sah, drehte Julchen mitten im Lauf um, blieb stehen, schaute auf den Kleinen und legte sich vor ihm auf den Boden. Der Kleine war begeistert, Julchen auf Augenhöhe zu haben und schleckte ihr den Fang ab. Sie "alberte" dann mit ihm auf dem Boden herum, rannte aber keinen Meter mehr mit ihm. Zwei andere Hundemenschen die neben mir standen, interpretierten die Situation total falsch. Sie meinten, Julchen wäre k.o. vom Rennen und hätte sich deshalb hin gelegt. Sie hatten überhaupt nicht mit bekommen, was da zwischen den Hunden abgelaufen war.
Ich will dir damit sagen, dass ein zweiter Hund für deinen Beagle nicht zwangsläufig eine Bereicherung sein muss. Ihm den Zweiten als Kumpel zur Seite stellen zu wollen, kann fies in die Hose gehen. Muss nicht, aber es kann und damit müsst ihr rechnen. Vor allen Dingen, wenn die Hunde einige Stunden täglich und zweimal im Monat 8 Stunden alleine sein müssen, muss es zwischen ihnen funktionieren, sonst müsstet ihr sie in eurer Abwesenheit trennen. Klar sind Hunde erst mal Hunde, aber es gibt nun mal die unterschiedlichen Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Vorlieben. Einem Bernhardiner würde es im Traum nicht einfallen, wie blöd um eine Herde herum zu rennen wie ein Border. Umgekehrt ist ein Border niemals dazu in der Lage, so gemächlich dahin zu schreiten wie ein Bernhardiner. Ein Beagle hat bestimmte Veranlagungen und ein Pinscher auch und beide Veranlagungen sind nicht die bequemsten für den Menschen. Ob ihr diese Veranlagungen zusammen stecken wollt, müsst ihr euch halt gut überlegen.
Meine Erfahrungen als Trainer mit Pinschern und Zwergpinschern sind diese: Die Zwergpinscher lernen schneller und leichter als die Deutschen Pinscher, sind aber auch fast alle bei der "Luftflotte" angestellt
Sie sind oft mehr mit allen vier Pfoten in der Luft als auf dem Boden. Sie sind quirlig und oft zappelig, aber mittlerweile viel freundlicher, als das noch vor 20 Jahren der Fall war. Die auf dem Arm sitzenden, um sich schnappenden und hysterischen Zwergpinscher sieht man kaum noch. Die Deutschen Pinscher sind eher schnauzermäßig mit einem sturen Kopf, sie hinterfragen alles, bevor sie es tun, testen immer wieder, ob die Führung des Menschen noch gilt, sind aber etwas sensibler als die Schnauzer. Einen Knuff, den ein Schnauzer verträgt, steckt ein Pinscher nicht so ohne weiteres weg. Sie zwicken/kneifen (das sagt ja schon ihr Name) auch mal gerne einen Menschen, der nicht so "spurt", wie sie es gerne wollen. Es liegt an dem Menschen, ob der Hund das lässt oder weiter "ausbaut". Wenn man versteht, einen Pinscher wirklich zu führen (nicht nur "Sitz", "Platz", "Fuß" beibringen), ist er ein toller Hund. Er und sein Mensch müssen halt zusammen passen.
Dein Beagle und ein Pinscher könnten zusammenpassen, weil der Beagle durch sein Meuteverhalten eher anpassungsfähiger ist als der Pinscher. Ist der Beagle aber ein Flitzer und verabschiedet sich mal für eine Weile, verabschiedet der Pinscher sich auch. Unsere Rassen sind nun mal von Natur aus raubzeugscharf und haben demzufolge auch einen Jagdtrieb. Der ist unterschiedlich ausgeprägt und leider weiß man das bei einem Welpen noch nicht. Die Kombination treibender Meutehund und jagender Pinscher wäre für die Hunde toll, aber für dich sicher nicht erstrebenswert. Du hättest eine Menge Arbeit, um die zwei Hunde in den Griff zu bekommen. Eine Garantie, dass es mit zwei Hunden gut klappt, kann dir niemand geben. Es hängt natürlich auch ein großes Stück von dir und deiner Frau ab, wie gut ihr die Hunde führen könnt. Wenn sie einen zuverlässigen Leitmenschen haben, entsteht mancher Konflikt zwischen ihnen erst gar nicht.
Was das Thema Kastration betrifft - darüber kannst du seitenlang im Archiv nachlesen, wenn du möchtest. Wenn deine Meinung dazu eh fest steht, dann lass es lieber
Grüße von
Rita