Hallo Andrea,
wir haben nur einen Welpen alleine aufgezogen, danach waren immer schon Hunde da und sie waren mir eine große Hilfe bei der Erziehung des Welpen und Junghundes. Da unsere Hündinnen auch alle Mütter waren, war es einerseits bisschen kribbelig mit einem dazu gekauften Welpen (Hündinnen haben mit fremden Welpen nix am Hut), andererseits hatten sie, wenn sie den fremden Welpen akzeptiert hatten, ein gutes "Händchen" für ihn.
Es gab Unterschiede von der Seite der erwachsenen Hunde im Umgang mit dem Welpen/Junghund, je nach Veranlagung des jeweiligen Althundes. Die souveränen Hündinnen gingen viel gelassener bei der Erziehung vor, als diejenigen, die nicht so sicher und in sich ruhend waren. Sie hatten es aber auch nicht nötig, Aufstand zu machen. Die Wirkung auf den Junghund war einfach durch ihre starke Ausstrahlung da. Meine Afra z.B. stellte sich nur hin und schaute, und der Junghund hat kleine Brötchen gebacken. Ayka hingegen musste auch mal körperlich werden, um etwas durchsetzen zu können.
Wie stark die Hilfe durch einen sicheren Althund bei der Erziehung eines Junghundes sein kann habe ich gemerkt, als Julchen zu uns kam. Enja war schon sehr krank und hatte durch ihre souveräne Art trotzdem noch einen starken Einfluss auf Julchen. Als Enja vier Wochen später starb, war Julchen gut 5 Monate alt und mir fehlte die Hilfe der erwachsenen Hündin an allen Ecken und Kanten. Korry war zwar die Ältere, aber sie ist kein Hund mit Führungsqualitäten und Julchen ist ihr auf der Nase herum getanzt. Die Kleine hat sich Frechheiten heraus genommen, die sie sich bei Enja niemals getraut hätte. Gerade bei diesem Feger wäre ein starker Althund sooooo wichtig gewesen. So hatte ich den Brassel mit Julchen alleine am Hals. Der Mensch kann noch so gut als Erzieher und Trainer sein, er kann aber niemals etwas so sicher und richtig vermitteln, wie ein anderer, souveräner Hund.
Unsere Welpen/Junghunde haben sich sehr viel von den Althunden abgeschaut - Positives und Negatives. Sie haben die Erwachsenen in manchen Dingen regelrecht imitiert. Manche Verhaltensweisen haben sie später wieder abgelegt, weil sie einfach nicht ihrem Naturell entsprachen, manches ist geblieben. Ein Beispiel: Julchen ist ein zügiger Fresser und war zu Anfang schon in der Küche, wenn ich nur die Näpfe auf die Arbeitsplatte gestellt habe. Korry ist ein mäkeliger Fresser und überlegt oft drei Mal, ob sie zum Fressen kommt oder nicht. Nach einer Weile kam auch Julchen nicht mehr sofort in die Küche wenn ich anfing, Futter fertig zu machen. Ich habe dann geschaut, wo sie bleibt und sie stand im Wohnzimmer, schaute auf Korry, die mal wieder scharf nachdenken musste, ob Fressen angesagt war, und sie kam erst in die Küche, wenn Korry auch kam. Das hat sich dann wieder gelegt und in der Regel ist Julchen schnell wieder in der Küche, wenn es Futter gibt.
Unsere erwachsenen Hunde haben sich von den Welpen/Junghunden nie etwas abgeschaut. Unsere Hundemütter, die eigene Töchter aufgezogen haben, hatten eh die Leitfunktion. Aber auch von fremden Welpen haben die Althunde nie etwas übernommen.
Gefressen wurde und wird bei uns immer gemeinsam in der Küche. Ich habe immer sehr darauf geachtet, dass jeder Hund sich nur mit seinem eigenen Napf beschäftigte. Andere Näpfe ausschlecken war und ist bei uns streng verboten. Dadurch gab es hier niemals Probleme bei der Fütterrung. Der Hund, der fertig war/ist mit dem Fressen, bleib/bleibt an seinem Napf stehen, bis ich ihm den Bart gewischt hatte/habe und musste/muss dann raus aus der Küche. So konnten die anderen in Ruhe ihren Napf leeren ohne ihn verteidigen oder sich beeilen zu müssen. Futterneid oder Stress beim Fressen hat es bei uns niemals gegeben. Welpen/Junghunde bekommen ja öfter Futter als die erwachsenen Hunde. Das bekamen sie außerhalb der Mahlzeiten der Althunde alleine in der Küche, während ich den Großen eine Kleinigkeit auf ihren jeweiligen Plätzen zum Knabbern gegeben habe. So hatte der Kleine keinen Stress, weil ihm die Althunde das Futter weg gucken wollten und unter den erwachsenen Hunden gab es auch keinen Streit wegen des Futters. Sobald der Junghund die gleiche Menge an Mahlzeiten bekam wie die Althunde, haben alle wie üblich gemeinsam in der Küche gefressen.
Wenn wir das Haus verlassen haben, waren die Junghunde immer mit den anderen zusammen. So eine Gruppe ist zwar kein gewachsenes Rudel, aber trotzdem eine Gemeinschaft, aus der Welpen und Junghunde nicht ausgeschlossen werden.
Grüße von
Rita