NA dann geb ich jetzt mal ein ganz frisches Beispiel von Verhaltensinterpretation und der möglichen Fehlentwicklung, die daraus resultiert.
Ich hab hier noch eine kleine RS Hündin von 3,5 Monaten. Seit Dezember ist bei uns der Wurm drin, gesundheitlich, mein Rücken hat 3 Wochen richtig Probleme gemacht, unser Kareem war schwer krank und wir haben uns bis zu seinem Tod am letzten Montag viel um ihn kümmern müssen und zu guter letzt hat uns vor drei Wochen auch noch die Grippewelle erwischt. Also kam das kleine Untier ziemlich zu kurz.
So nu hab ich dann mal angefangen mit Umwelt erkunden. Baby ins Auto mit Mama zusammen und ab 7okm weiter zum Fleisch holen. Zwischenstop im Wald mit nem netten Spaziergang. Alles ohne Probs, klein Oxana fand es chic. Und dann kam der Laden.................urgs, alle Beine in den Boden gestemmt und keinen Schritt da rein. Untern Arm geklemmt und rein ins Vergnügen. Madame gab den sterbenden Schwan. Egal, sitzen lassen, Einkauf machen und dann wieder raus. Auf dem Weg nach Hause hab ich dann noch den Besitzer ihres Vaters besucht. Wieder Oxana raus und auf´s fremde Grundstück. Ihr Papa kam und freute sich, der kleine Drachen fauchte und sträubte das Nackenfell. Solange sie draussen im Garten war wich sie seinen Schnüffelattacken aus, in der Küche aber lag sie dann unter meinem Stuhl und griff ihn jedes Mal an, wenn er nur in ihre Richtung atmete.
Mal ganz blöd............viele hätten nun gedacht: Gott sei Dank sie ist ja gar nicht so ängstlich und traut sich sogar den Alten in die Schranken zu weisen.
Ich habe sie aber mitten in den Raum gelegt, um ihr die Rückendeckung zu nehmen und dann gab es für jedes Knurren eine deftigen Anraunzer. Siehe da, es ging, Fräulein lag ganz entspannt und der Papa konnte sich in seinem Haus wieder frei bewegen.
Was ich damit sagen will, ist, ich kann von einem jungen Hund nicht erwarten, dass er seine Unsicherheit in manchen Situationen im Griff hat und dazu gehört auch knurren und schnappen. Aber ich kann sehr wohl verbieten und unterbinden. Und dafür muss ich auch mal einen netten Kaffeklatsch unterbrechen und mich einige Zeit nur um meinen Hund kümmern. Ich muss bereit sein, Besuch zu maßregeln, wenn er mir meine Autorität untergräbt, sei es mit Leckerchen oder " Lass ihn doch er ist doch so süß".
Ich hab noch was, im Zusammenhang mit Omas und Opas. Meine Schwiegermutter lebt bei uns im Haushalt und ist stark seh- und gehbehindert. Ich halte jedes Mal wenn sie z.B. durch die Küche kommt, die Kleine bei mir. Aus dem einfachen Grund, ich brauche nicht zu maßregeln, denn sie springt und schnappt manchmal noch vor lauter Begeisterung. Wenn Oma aber auf dem Sofa sitzt, dann darf sie auch zu ihr zum Schmusen, es ist kein Bewegungsreiz da und es läuft gesittet ab.
Ich lese hier so oft von der Frage nach der Bindung. Welche Bindung soll denn soe ein Welpe aufbauen, wenn ich ihn von Anfang an mehr mit anderen Hunden oder Menschen spannende Dinge erleben lassen als mit mir?
Das fängt an mit der Toberei in der Welpenschule, es geht weiter mit den tollen Leuten die immer ein Leckerchen zum Besuch mitbringen und es endet mit der Annahme, dass Ball JAGEN den Hund auslastet.
Wenn er dann so knapp ein Jahr ist, hat er gelernt:
Ich kann zu jedem anderen Hund hin und wenn ich daran gehindert werde belle ich und ziehe wie verrückt. Leider haben meine Menschen nie daran gedacht, dass ich 70 cm groß werde, schwarz und tolpatschig, und ein bisschen prollig.
Den Besuch empfange ich, denn der kommt ja nur für mich. Leider bin ich nicht merh so süß und ich habe auch ein Territrrialverhalten entwickelt, was sich lautstark äussert und nun den Leuten Angst macht. Hätte ich von Anfang an gelernt, dass ich nicht die Hauptperson in diesem Stück bin, bräuchte ich nun nicht ins andere Zimmer gesperrt zu werden oder minutenlang mit Schimpftiraden zu gedröhnt werden.
Alles was sich schnell bewegt ist jagdbar. Und meine Menschen freuen sich wenn ich hinter dem Ball her renne und danach müde ins Körbchen falle. Aber ich finde auch Kanninchen und Radfahrer/ Jogger schön schnell, wieso kann man die nicht jagen?
Es hat nichts mit ERfahrung zu tun, es hat etwas mit Lernen wollen zu tun, lernen wie ein Raubtier Hund tickt. Ganz einfach.