Hallo Sabine,
IN der Situation kannst du gar nichts machen außer schauen, dass du deinen Hund wieder bekommst. Das Rufen und Kommandos brüllen verkneife ich mir, weil der Hund - sollte er mich denn hören - nur lernt, dass ich eh keine Macht über ihn habe.
Ob ein Antijagd Training Erfolg hat, kommt ganz auf den Hund an.
Ich hatte mit Enja DEN Jäger vor dem Herrn. Sie hat die komplette Sequenz abgespult mit Spur aufnehmen, Finden, Killen und Bringen. Ich habe mit ihr sämtliche Antijagd Trainings durch gemacht und selbst eine bekannte Trainerin, die auch ein Buch zum Thema geschrieben hat, hat bei Enja aufgegeben. Ein Jäger, der sie sich angeschaut hatte sagte, dass bei diesem Hund selbst Strom nichts ausrichten würde. Sein Kommentar:"Der könnten die Funken zwischen den Ohren sprühen und sie würde es nicht lassen. Diesen Hund musst du brechen." Das war für mich natürlich überhaupt keine Option und so konnte ich mit ihr nur mit Feldleine gesichert spazieren gehen und ich hatte einen Spazierweg gefunden, der auf der einen Seite vom Rhein und auf der anderen Seite von einem eingezäunten Firmengelände begrenzt war. Dort konnte ich sie laufen lassen.
Solche Situationen wie du habe ich auch das eine oder andere Mal mit Enja erlebt. Auf einem Spaziergang waren zwischen uns und der Landstraße gut 2 km. Ein Hase ging direkt neben uns hoch und als meine Schrecksekunde vorbei war, war Enja schon ein paar hundert Meter weg Richtung Landstraße. Ich bin quer durchs Feld hinter ihr her (ohne zu rufen, hätte eh nix genützt) und sah sie schnurgerade auf die Landstraße zu rennen. Das war eine Allee und ich sah schon ein Auto um einen der Bäume gewickelt, weil mein Hund rein gelaufen war. Solche Momente wünsche ich keinem Hundehalter. Kurz vor der Straße rannte der Hase in die entgegengesetzte Richtung und Enja folgte ihm. Da Hase und Enja auf uns zu rannten, hatte ich eine Chance sie zu kriegen und es klappte auch. Sie war so nah bei mir, dass sie auf mich reagierte und ich konnte sie anleinen. Das war das letzte Mal, dass ich Enja - außer in dem für sie sicheren Bereich am Rhein - ohne Feldleine ließ. Auch im Alter ließ ihr Jagdtrieb nicht nach, sie wurde aber leider auch nur gut 11 Jahre alt und starb an einer Lungengeschichte. Ihre Mutter rannte nur hinter Kaninchen her, so lange sie zu sehen waren, dann kam sie zurück. Mit anderem Wild haben meine Hunde noch nie Kontakt gehabt, weil sie im Wald und entsprechenden Gebieten an der Leine bleiben.
Für Julchen sind Kaninchen Sparringspartner beim Rennen. Laufen ihr mehrere vor die Füße, springt sie über sie weg und wenn die Mümmelmänner nicht mehr zu sehen sind, sind sie für sie uninteressant. Korry hat zum Glück null Jagdtrieb. Sie hat einem Kaninchen sogar mal am Hintern geschnüffelt und sich gewundert, dass es weg lief, als es sie bemerkt hat
Hat ein Hund von Natur aus einen Jagdtrieb und konnte einmal das Glücksgefühl erleben, hinter Wild her zu rennen wird es sehr schwer, das in den Griff zu bekommen. Bei manchen hat es mit Strom geklappt, aber das war für mich niemals ein Thema. Das geht einfach gegen mein ethisches Empfinden und es hat ja auch oft genug nicht funktioniert oder es kam zu Fehlverknüpfungen. Und es kommt eben sehr auf den Hund an, wie stark bei ihm der Jagdtrieb vorhanden ist. Bevor ich bei jedem Spaziergang pausenlos das Gelände scannen musste, kam bei mir die Feldleine zum Einsatz.
Grüße von
Rita