Hallo Andrea,
ich finde, die Sache mit der Dominanz wird gewaltig übertrieben. Wenn man manchen Anhängern glauben mag, dürfen die Hunde eigentlich gar nichts mehr ohne die Erlaubnis des Menschen, außer atmen. Jede selbständige Handlung des Hundes wird sofort als Dominanzgehabe gewertet.
Meine besten Lehrmeister, meine Hündinnen im Minirudel, haben mir gezeigt, wann sie ein Verhalten als Dominanz einstuften - und das war sehr sehr selten. Es kam höchstens mal vor, wenn eine Junghündin versuchte, die Rangordnung neu herzustellen und sich Privilegien der Chefin aneigenen wollte.
Kontaktliegen von den rangniedrigeren Hündinnen haben sie geduldet, wenn ihnen das gerade in den Kram passte, sie haben es aber niemals von sich aus gemacht. War ihnen nicht danach, reichte ein entsprechender Blick zur anderen Hündin und die hat sich verkrümelt. War der Chefin danach den Platz, auf dem eine rangniedrigere Hündin lag zu beanspruchen, stellte sie sich nur hin, schaute die andere Hündin an und die stand auf und machte der Chefin Platz. Bei uns war die jeweilige Rudelchefin so souverän, dass sie niemals knurren, schnappen oder gar beißen musste, was ich eh unterbunden hätte. Ich habe die Rangordnung unter den Hündinnen immer respektiert, aber das letzte Wort hatten und haben wir Menschen.
Diesen Umgang untereinander pflege ich auch in der Mensch-Hund-Gruppe. Wenn mir danach ist, dürfen meine Hunde kontaktliegen oder kuscheln, ist mir nicht danach, unterbinde ich es. Es reicht bei uns ein "Jetzt nicht" und die Mädels machen sich davon. Korry ist eh kein großer Schmuser, sie liegt nur gerne mit Körperkontakt in meiner Nähe. Sie fordert auch nie den Kontakt sondern wartet immer, bis er sich ergibt. Julchen ist kontaktfreudiger, schubst schon mal an der Hand oder am Bein, wenn sie mich in Gang kriegen oder Körperkontakt haben möchte. Ich ignoriere es, wenn ich es nicht will und hört sie dann nicht auf, reicht ein "Ah" von mir und sie geht.
Bei dieser Form des Umgangs miteinander hat es hier niemals Palastrevolution seitens der Hunde gegeben, ich brauche wenig, um die Hunde zu regulieren und muss auch kaum mal laut werden. Das muss ich eigentlich nur, wenn Korry sich festgebellt hat und nicht mehr aufhören kann (gesprächiger Zwerg halt
). Ansonsten reden wir sehr leise mit den Hunden und es reichen, wie gesagt, wenige Laut- und Handzeichen um durchzusetzen, was ich/wir will/wollen.
Beim Spaziergang höre ich von anderen Hundehaltern immer wieder, wie dominant ihr Hund doch sei. Dabei ist der in der Regel ein schlecht erzogener Rüpel. Große Klappe ist nicht Dominanz, im Gegenteil. Ein wirklich dominanter Hund (mir gefällt der Begriff souverän viel besser) hat es gar nicht nötig, sich aufzublasen. Der hat eine so starke Ausstrahlung, dass andere Hunde schon bei seinem Anblick die weiße Fahne raus hängen. Ich hatte zwei solche Hündinnen und es war immer wieder beeindruckend, wie sie nur mit minimaler Körpersprache und Blicken den anderen Hunden klar gemacht haben, wer und was sie sind.
Grüße von
Rita