Hallo zusammen,
auch bei diesem Thema gibt es nicht nur schwarz und weiß.
Dass Hunde nur wenige Sekunden ihr Handeln mit den Folgen - egal ob positiv oder negativ - verknüpfen, haben schlaue Leute heraus gefunden. Demzufolge kann ein Hund eine eventuelle Strafe bei der Rückkehr zum Menschen überhaupt nicht mit seinem Fehlverhalten vor xxxxx Minuten in Zusammenhang bringen. Je nach Veranlagung des Hundes steckt er eine solche Strafe weg oder sie beeinträchtigt ihn so stark, dass er beim nächsten Zurückkommen deutliche Zeichen von Angst zeigt. Der eine Hund sagt (menschlich gesprochen natürlich), der /die Olle spinnt und dem anderen fällt der Himmel auf den Kopf. Es wird oft der Vergleich des Verhaltens von Hunden in der Gruppe her genommen, die einem Zurückgekommenen was auf die Mütze geben wegen unerlaubten Entfernens von der Truppe und der zeigt keine Angst oder Meideverhalten. Wir wissen aber überhaupt nicht, WAS der da mitgeteilt bekommt. Für uns Menschen sieht es aus, als ob es eine Maßregelung wegen des Wegrennens ist - ist es das aber wirklich
Denn auch sensible Hunde zeigen nach einer solchen Maßregelung von Artgenossen keine Angst und kein Meideverhalten, bei der gleichen Reaktion vom Menschen aber schon.
Ich habe eine Menge Hunde gesehen, die nur bis auf einen Meter an ihren Menschen heran kommen oder gar kriechen und wenn ich die Menschen darauf angesprochen habe, haben mir ALLE erzählt, dass sie ihren Hund bestraft haben, weil er weg gelaufen ist.
Ich habe natürlich überlegt, wie ich das mit meinen Hunden handhabe. Was ich auf keinen Fall wollte war, dass meine Hunde Angst vor mir haben. Respekt ja, aber keine Angst - und das ist ein großer Unterschied. Also habe ich erst einmal vermieden, dass sie abhauen können, bevor sie gelernt haben zu gehorchen. Da war wochenlange Feldleinenarbeit angesagt und Arbeit im alltäglichen Zusammenleben. Wenn ein Hund zu Hause nicht lernt, wer der "Leitmensch" ist, wie soll er das dann draußen wissen oder glauben?! Danach bin ich erst mal in Gebiete mit ihnen gegangen, in denen der Anreiz ab zu hauen, sehr gering war und dort haben sie gelernt, auf JEDEN Ruf von mir zu folgen. Erst wenn ich ziemlich sicher sein konnte (ich schreibe mit Absicht ziemlich, denn ein Hund ist kein programmierter Automat), dass sie so gut wie immer auf mich reagieren, bin ich in "gefährlichere" Gebiete gegangen. Dort musste ich mehr als wachsam sein, um früh genug reagieren zu können. Schon wenn der Hund nur dran dachte auszubüxen, habe ich reagiert. Meine Notbremse ist in allen Situationen das "Platz". Das "Sitz" ist mir zu unsicher, daraus ist der Hund schnell wieder hoch, außerdem sieht er noch zu viel. Aus dem "Platz" löst sich ein Hund nicht so schnell und er sieht eben nicht mehr so viel. Wie dieses "Platz" aufgebaut werden kann, ist ja im Download Bereich zu lesen.
Trotzdem sind mir meine Hunde, meistens weil ich unaufmerksam war, ab und zu ausgebüxt. Ich habe dann, wenn sie schon ein gutes Stück weg waren, tunlichst meine Klappe gehalten. Ich bekam sie dann eh nicht mehr in den Griff und sie hätten nur gelernt: Ob Chefin da hinten brüllt oder in China fällt ein Sack Reis um - ist wurscht. Also bin ich meiner Wege gegangen und außer Enja, die DER Jäger vor dem Herrn war, sind alle Hunde nach ein paar Minuten wieder zurück gekommen. Ich habe dann gar nichts gemacht, bin einfach weiter gegangen und habe die Hunde wie Luft behandelt. Sie scharwenzelten dann um mich herum, schauten mich ständig an, hatten 20 ??? über dem Kopf und zeigten deutliche Verunsicherung. Manche blieben dann die nächste Zeit in meiner Nähe, manche waren froh, wenn ich sie an die Leine nahm. Man merkte ihnen die Erleichterung deutlich an, dass ich nun wieder eine Entscheidung getroffen habe. Zuwendung oder Leckerchen gab es dann nicht.
Was die Leckerchen betrifft - die gibt es bei mir nur in der Anlernphase bei einem Junghund. Es ist einfach der bequemste Weg, einem jungen Hund verständlich zu machen, was ich von ihm will. Bei mir gibt es die Kommandos erst, wenn eine Übung nahezu perfekt gelingt. Erstens versteht der Hund den Sinn unserer Worte eh nicht (wenn ich einem Junghund ohne Körpersprache "Platz" sage, schaut der mich an wie ein Auto, eben weil er es nicht versteht). Außerdem bringt er, wenn er schon in der Anlernphase ein Kommando bekommt, auch alle Fehler, die er zwangsläufig macht, damit in Verbindung. Ich habe dann später ordentlich zu tun, diese Fehler wieder auszumerzen. Also wird der Hund bei mir mit Leckerchen in die jeweiligen Positionen geführt.
Bei einem Hund, der weiß was ich von ihm will, gibt es keine Leckerchen mehr. Von dem verlange ich einfach, was ich will und bestehe auf Ausführung. Wie ich schon in einem anderen Thread schrieb, belohnt die Hundemama ihre Kinder auch nicht mit einem Leckerchen, wenn sie das tun, was sie will. Ein Leithund verteilt auch keine Leckerchen, wenn das Rudel im folgt. Er hat einfach das Recht, zu fordern.
Nun mach ich erst mal Schluss, der Beitrag ist eh lang genug
Grüße von
Rita