Hallo Sandra,
meiner Meinung nach, lässt sich von Cindys Verhalten auf dem Hundeplatz NICHT darauf schliessen, dass sie eine schlechte Bindung zu Dir hat!
Warum gehst Du auf den Hundeplatz? Damit dort alles einwandfrei klappt? Oder damit Du im Alltag an den restlichen sechs Tagen der Woche mit ihr zurecht kommst? Wichtig ist, dass sie Dir im Alltag Aufmerksamkeit schenkt und Dich spannend findet. Dass Du sie im Wald rufen kannst und sie kommt, egal ob Mäuschen oder Hase. Dass sie den toten Maulwurf liegen lässt und nicht Staubsauger auf der Strasse spielt, keine Radfahrer jagt etc.
Oder anders herum: WAS ist Dir wichtig? Welche Befehle soll sie kennen und befolgen? Wieviel Freiraum darf sie haben (buddeln, schnüffeln, toben)? Welche Aufgaben darf sie erfüllen? Was DU gerne möchtest, übst Du in verschiedenen Umfeldern. Ohne Ablenkung, wenig Ablenkung, viel Ablenkung, extra viel Ablenkung. Und extra extra extra viel Ablenkung gibt es auf dem Hundeplatz...
Das finde ich völlig normal, wenn es da nicht so super klappt. Es ist spannend für sie und aufregend und sie sprüht vor Lebensfreude! Hier musst Du nur üben, dass Sie in diesem Umfeld auch auf Dich achtet und die "Erlaubnis" einholt zum toben und entdecken. Dafür musst Du Dich spannend machen - Leckerlies, Hüpfen, Stimmen, Action, Ruhe. Was bei ihr wirkt, musst Du rausfinden! Ich habe mich selbst zum Pflummi gemacht, damit er nicht abgelenkt ist und mittlerweile darf ich auch normal sein. Alles was Du brauchst ist Zeit und Geduld und Konsequenz - und da die Dame ein Schnauzer ist: VIEL Humor!
Ich habe bzw. bin noch in einer ähnlichen Situation wie Du. Ich bin Pinous Hauptbezugsperson (er hat noch zwei Babysitter, die hier auf dem Hof leben) und auch ich habe mich schon gefragt, ob er eine gute Bindung zu mir hat, wenn er wie ein Pflummi voller LEBENSFREUDE mich völlig vergisst, weil da Kumpels zum toben sind, Ramona (Babysitter) ihm begegnet, er ein Mäuschen entdeckt oder seine geliebten Katzen.
Auch wir gehen in die Hundeschule - es wundert mich übrigens, dass Cindy erst mit 10 Monaten aus der Welpengruppe kommt??? Pinou ist mit vier Monaten in die Junghundegruppe gekommen - dabei war nicht nur die Größe (sein Papa ist ein RS) wichtig, sondern das wurde anhand seines Verhaltens entschieden.
Und ich weiss, dass ich einige Male am liebsten nur noch geheult hätte, weil gar nichts funktionierte - im Gegensatz zum Alltag. Ich habe mir eine Freundin mit zur Schule genommen als moralische Unterstützung. Und festgestellt, dass ich mich tierisch unter Druck setzte, sobald der Unterricht stattfand - und mich auch ganz anders verhielt als im Alltag. Dann fiel mir meine alte Prüfungsangst an - mein Kopf wusste zwar, dass dies keine Prüfung ist - aber mein Bauch war da anderer Meinung. Ich habe mich im Unterricht ständig kritisiert gefühlt und habe an der Bindung total gezweifelt!!! Ich habe dieses "mich ständig kritisiert fühlen" bei der Trainerin angesprochen und sie hatte die Möglichkeit das richtig zu stellen. Man ist ja so empfindlich wenn es um sein geliebtes Tier geht
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Warum ich das erzähle? Es hat mir geholfen, meinen "Gefühlen" auf den Grund zu gehen, damit ich das ungute Gefühl auflösen konnte. Vielleicht findest Du bei Dir da auch was, was Dir hilft.
In meiner Gruppe ist ein Hund der total fixiert auf seine Besitzerin ist - einerseits ist es toll das zu sehen - andererseits, ist es nicht das was ICH wollte. Mir reicht es, wenn wir im Wald sind und er zu mir schaut, damit ich ihm die Richtung vorgebe oder ob er den Stock aufheben darf (daran üben wir noch) oder oder oder. Er darf schnüffeln und die Welt erkunden, ich lache mich schief, wenn er über Bäume und Gehölz klettert oder mit Anlauf durch eine Pfütze rennt.
Deine Trainerin würde zu diesem Hund aus meiner Gruppe sagen - die perfekte Bindung. Und ja sie hätte recht. Aber mir wäre das ein TIck zuviel, wenn Pinou ständig an mir kleben würde, bevor er "leben" darf.
Und zu guter letzt - man lässt sich so leicht verunsichern durch Trainer. Wichtig ist, ob Du Dich wohlfühlst und ob Dir die Methode gefällt, mit der dort gearbeitet wird. Und ob sie den Hund als individuelles Wesen sehen oder ob alle Hunde gleich funktionieren müssen. Und es ist wichtig, wie sie auf Dich eingehen! Du bist dort KUNDE und wenn der Trainer nicht einschätzen kann, wie Deine Persönlichkeit ist, kann er Dir auch nicht vermitteln, was Du besser machen kannst.
Alles gut und auch wenn ich mich wiederhole: Schnauzerbesitzer brauchen vor allem zwei Eigenschaften: Konsequenz und Humor!
Alles Gute und liebe Grüße
Sabine und Pinou