Hallo zusammen,
na ja, son bisschen unterliegen wir mit unseren Schnauzerrassen auch dem "modischen" Geschmack bei der Frisur. Modisch deshalb, weil sich das Outfit unserer Hunde in den letzten 10 Jahren schon sehr verändert und der amerikanischen Mode angepasst hat. Es hat natürlich auch etwas mit der Zucht zu tun. Das Puschelgedöns an manchen Riesen und Zwergen wäre früher überhaupt nicht möglich gewesen (und ist es für mich zum Glück auch bei einigen heute noch nicht), weil einfach nicht so viel weiches Haar an den Hunden war. Da konnte man keine Beine "basteln", die allmählich Richtung Elefant gehen. Da konnte man keine Hinterhandwinkelung und Vorbrust, die nicht vorhanden sind, "basteln". Der Hund zeigte das, was er wirklich hatte. Bei meinen Mädels kann ich Beinhaar wachsen lassen bis zum Umfallen, das wird nix puscheliges, das wird nur lang und zipfelig, weil es einfach ein normales Schnauzerhaar ist und ich möchte es auch nicht anders haben.
Aber um aufs Thema zurück zu kommen - wie Viola schon schreibt, kann man Haar verändern mit einem Schnipps der Schere. Darunter muss der Hund nicht leiden. Es sei denn, er wird als Puschel gezüchtet und dann nicht gepflegt. Dann ist auch das eine Qual für den Hund mit günstigenfalls "nur" Schmerzen beim Kämmen und Bürsten, schlimmstenfalls mit Hautekzem. Mit langem Haar, wenn es denn richtig gepflegt wird, kann der Hund leben. Ich hab noch nie einen Bobtail mit den vielen Haaren im Gesicht vor einen Baum laufen sehen, weil er nicht gucken kann
Eine total überwinkelte Hinterhand, mit der ein Hund seine Haxen nicht mehr unter den Körper bekommt, halte ich für sehr viel schlimmer. Über das Gegenteil lässt sich streiten - oder auch nicht. Die Nordischen Hunde und Spitze z.B. haben alle eine steile Hinterhand verglichen mit dem, was unser Standard fordert. Und diese Hunde vollbringen vor dem Schlitten Höchstleistungen in Ausdauer und Kraft.
Ich denke, dass mancher Standard anders aussehen könnte, würde man ihn nach medizinischen Kriterien und Funktionalität überprüfen. Prof. Fischer aus Jena hat uns z.B. auf einer Tagung der Zuchtverantwortlichen gesagt, dass der von uns so geschmähte Passgang überhaupt nichts Negatives, sondern einfach nur ein Schongang für den Hund ist. Er wunderte sich, dass die Zuchtrichter das als Mangel bewerten.
Die Natur gibt uns eigentlich alles vor, was gut "funktioniert". Nicht umsonst haben Wissenschaftler in vielen technischen Bereichen etwas erreichen können, weil sie Mutter Natur in den Kochtopf geguckt haben. Wenn wir unsere Hunde nach ihren Kriterien "basteln" würden, könnte eigentlich nichts schief gehen. Aber der Mensch muss ja immer "kreativ" sein und meint oft, schlauer als die Natur zu sein und das geht immer in die Hose. Die Natur würde niemals Lebewesen hervor bringen - um bei den Hunden und Hundeartigen zu bleiben - die keine 100 m laufen können ohne Atemnot, denen, wenn sie aus dem Lauf bremsen, das ganze Fell ins Gesicht rutscht, die so klein sind, dass ein Hase sie platt treten könnte. Sicher sind unsere Haus- und Familienhunde nicht mehr den Unbillen der Natur ausgesetzt, aber sie sollten doch so "gestrickt" sein, dass sie ohne Beeinträchtigungen ein fröhliches und beschwerdefreies Leben ALS HUND leben können.
Grüße von
Rita