Hallo zusammen,
als Julchen zu uns kam, war Enja noch vier Wochen bei uns. Zwar schon sehr krank, aber ihre mentale Stärke reichte immer noch, um Julchen zu lenken. Korry hatte auch ihre Sicherheit, weil Enja ihre feste Burg und Beschützer war. Dann starb Enja und das kleine "Rudel" war Führerlos - Hundeführerlos. Klar waren wir Menschen weiterhin die oberste Instanz, aber wir können halt nur nach unserer Art mit den Hunden kommunizieren und auch bei noch so viel Erfahrung und Hundeverstand kann man einen Hund als innerartlichen Führer nicht ersetzen. Korry war total durch den Wind. Sie war nun zwar die Älteste mit ihren 7 Jahren, aber sie hat absolut keine Führungsqualitäten. Ja und Julchen war mit 5 1/2 Monaten dazu überhaupt noch nicht zu gebrauchen. Die hatte eh nur Blödsinn im Kopf und war der pure Kasper. Sie nahm sich Korry gegenüber Frechheiten heraus, die sie sich bei Enja niemals gewagt hätte. Ich habe erst mal nicht reagiert um zu schauen, ob Korry vielleicht an ihrer Aufgabe als älteste Hündin wachsen könnte. Aber da tat sich überhaupt nichts. Korry saß nur da und schaute mich mit dem Ausdruck "Hilfe" in den Augen an. Die Krönung war dann, dass Julchen unbedingt einen Kauhuf haben wollte, den Korry mit auf die Couch genommen hatte, ihn aber nicht hergeben wollte. Julchen warf sich auf den Rücken und paddelte mit allen Vieren in der Luft, sie wälzte sich neben Korry auf der Couch rum, sprang wie ein Ziegenbock vor Korry hin und her, aber den Huf bekam sie nicht. Korry lag drauf und schaute immer nur zu mir mit dem schon erwähnten Blick. Sie knurrte nicht, sie schnappte nicht nach Julchen, sie lag nur da und war ein Häufchen Unglück. Dann setzte Julchen sich vor die Couch, schaute sich Korry auf deren Platz genau an, nahm dann die Decke, auf der Korry lag, in den Fang und - zog Korry samt Decke und Kauhuf von der Couch. Korry und der Huf flogen im hohen Bogen auf den Boden, Julchen griff sich sofort den Kaufhuf und verschwand in ihrer Box. Korry lag auf dem Boden und schaute mich hilfesuchend an. Sie tat absolut nichts. Abgesehen davon, dass Julchen sich diese Unverschämtheit bei Enja nicht erlaubt hätte, wäre ihr das bei der ganz und gar nicht gut bekommen. Aber Korry hat diesem Weib nichts entgegen zu setzen. Ich habe von da an beschlossen, einiges für Korry zu regeln, nicht alles, denn schließlich soll sie auch wenigstens ein wenig zum Zusammenleben mit Julchen beitragen. Aber wenn Korry z.B. auf ihrem Platz Leckerchen futtert und Julchen, weil sie immer schneller fertig ist, ihr die Reste weg nehmen will kommt von mir:"Jule nicht klauen", und Korry kann in Ruhe ihre Lecker zu Ende fressen. Ich muss dann nur darauf achten, dass Julchen sich nicht vor Korry hin setzt und sie hypnotisiert. Dann kann Korry nicht weiter fressen und geht weg. Tut sie das, lasse ich Jule den Rest fressen. Wenn Korry ihr Futter aufgibt, ist das ihr Problem, dann hat sie halt nix mehr. Aber ich achte schon darauf, dass Korry ihre Ruhe hat. Sie mittlerweile so viel Respekt vor Julchen, dass sie nicht die Treppe in den Garten runter geht und den Kopf abwendet, wenn Julchen unten steht und nur schaut.
Bei unseren anderen Althunden musste ich nie lenkend eingreifen, weil die den Junghunden nur einige Monate Narrenfreiheit ließen. Danach gab es bei Respektlosigkeit was um die Ohren. Es sei denn, die älteste Hündin war alt und schwach und die nachrückende Junghündin hatte Führungsqualitäten. Dann wurde die alte Hündin abgesetzt und konnte - weil ich mich eben nicht eingemischt habe - ihre letzte Zeit noch in Ruhe und im Schutze des Rudels auf ihrem "Altenteil" verbringen.
Grüße von
Rita