Jetzt muss ich auch noch mal was dazu schreiben.
Ja: es stimmt, dass es mittlerweile im Agi Strömungen und Tendenzen zu "höher, schneller, weiter" gibt, die es - vor ein paar Jahren (ich mache Agility seit 1995, davon bin ich seit ca. 1997 auch turniermäßig unterwegs) - so nicht gegeben hat.
Ich bedaure diese Entwicklung, allerdings ist sie nicht nur den bösen Hundesportlern geschuldet, die immer schnellere Läufe haben wollen, es hat sich auch einiges an den Parcouren geändert aufgrund der Tatsache, dass sich dieser, damals noch sehr junge und ungewöhnliche Sport einfach entwickelt hat.
Ich blicke jetzt mal lange zurück:
Als ich begonnen habe mit dem Agi da gab es zwei Größenklassen: Mini und Maxi. Die Maxi Hunde sprangen 75cm - heute sind es max. 65 und es gibt eine Zwischenklasse: die Mediums.
Senioren gab es genau so wenig, wie die vielen Wechsel, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Dafür gab es andere Geräte: z.B. ganz zu Beginn ein Viereck im Parcous, wo der Hund, wie auf dem Tisch, ein bestimmtes Bleib (Sitz, Platz, Steh) auszuführen hatte, dann ging es weiter (sicherliche ähnlich zum heutigen Mobility?).
Viele, viele dieser Parcoure wurden noch klassisch in der Fußposition geführt und sie waren langsam.
Der Tisch (heute ein Exot) war Standart in jedem A Parcours, bei der Parcousbegehung wurde gelost, welches der drei Kommandos (siehe Pausenzone) ausgeführt werden sollte, war der Hund in der korrekten Position, dann zählte der Richter die Sekunden ab, bis es weiterging - das war ein recht willkürliches Verfahren.
Ich hatte eben geschrieben, dass wir die Hunde viel in der Fuß Position führten am Anfang, dann kam der Trend auf, den Hund von hinten zu führen und auch "klassisch" hinter dem Hund zu wechseln.
Heute wird idealer Weise möglichst viel vor dem Hund geführt - das hat den Vorteil, dass die Hunde sehr früh sehen, wo es hingeht und keine weiten Bögen mehr laufen, man stellt die Hunde vor dem Sprung so, dass sie bereits das nächste Gerät im Vesier haben. Macht man das richtig, so ist der Weg zwar schneller, aber ganz sicher ist die Belastung, die durch unverhergesehenes Abbremsen beim Landen und eine Richtungskorrektur zustande kommt, weil der Hundeführer zu spät die Kommandos gibt, deutlich höher als bei dieser "modernen" Führweise.
Das heißt wir sind sehr darum bemüht, die Hunde weich zu stellen und damit die Belastung der Gelenke gering zu halten - wir sind trotzdem schneller als früher, gerad weil wir anders führen.
Nun haben wir eine neue PO seit Anfang des Jahres 2012, und ich bin sehr froh darum, dass es Vorschrift wird, einen Sicherheitsreifen zu haben - wir haben auf dem Platz auch schon so ein tolles Stück, er öffnet sich per Magnetverschluss, wenn der Hund ihn zu heftig berührt und so ist die Verletzungsgefahr endlich gebannt.
Aber wo Freude ist, da ist auch Ärger und so hat man die Anfängerklasse abgeschafft. Ich denke, das ist nicht die richtige Entscheidung, gehört sie doch in
meinen Augen zu dem Thema reine Leistungsorientiertheit.
Langer Rede kurzer Sinn, ich liebe meine Hunde und meine Hunde lieben Agility glücklicher Weise genauso wie ich (würden sie es nicht tun, hätte ich 1. einen Fehler in der Ausbildung gemacht und müßte 2. über eine neues Betätigungsfeld für mich und meine Hunde nachdenken).
Ich gehe sehr gerne auf Turniere, wir haben sehr gerne gesellige Wochenenden mit sportlichem Wettkampf, geselligen Abenden und viel Fachsimpelei über unser Lieblingsthema: Hunde - die immer im Mittelpunkt stehen und nach Möglichkeit immer dabei sind (hin und wieder muss auch der stärkste Hund mal schlafen
).
Mein Mischling Dino hat Agility gemacht - bis ins stolze Alter von 12 Jahren noch "wettkampfmäßig" in den Senioren - dann waren wir eine Weile "draußen", wir haben das Agi und den ganzen Zirkus drumherum vermisst, aber unsere Hunde sind eben Familienmitglieder und keine Sportgeräte.
Was mit dem Sport passiert, ist eine Entwicklung, die man beobachten muss - und ich denke, jeder sollte sich fragen, warum er den Sport macht, und wo die Grenzen sind (die vom Hund UND die eigenen), das zu erkennen und maßvoll zu bleiben ist ein menschliches Problem, keines das es nur beim Agi gibt.
Agility ist ein toller Sport - warum sonst würde man diesen wohl sonst so lange machen wie ich
? Aber eben auch nicht für jeden Hund in jeder Ausprägung - es käme auch niemand auf die Idee einen Bassethound für einen Wettkampf auf die Rennbahn zu schicken - das Verhältnis muss passen und da hilft der kritsche Blick auf das eigene Tun am besten.
Viel Spaß mit Euren Hunden!