Hallo Ela,
das ist ein sehr spannendes Thema und Du hast es super formuliert, ich stimme Dir in allen Punkten zu!
Für mich stellt sich die Frage, wann und wie fange ich an, den jungen Hund auf`s "Leben" vorzubereiten.
Wir haben uns ja kürzlich in Bonn schon mal darüber unterhalten. Genauso wenig wie ich meinen Säugling nächtelang
durchweinen lassen würde, genauso wenig würde ich einen Welpen nachts einsam in eine Box sperren, mit dem Ziel
dass er sich daran gewöhnen muß. Gewiss wird er irgendwann aufhören zu Jammern, aber hat er sich daran gewöhnt, oder
hat er einfach nur resigniert?
Wenn man Hunde untereinander beobachtet, wie sie mit Welpen umgehen, wird man sehr schön sehen können, dass die
erwachsenen Hunde mit einem 10 Wochen alten Welpen anders umgehen als mit dem gleichen Hund wenn er 6 Monate alt
ist. Immer wieder habe ich bei meinen eigenen Hunden erleben können, dass der Welpe fast "Narrenfreiheit" genoß,
je älter er aber wurde, um so mehr hat der erwachsene Hund ihn in seinen Freiheiten eingeschränkt.
Schon die Mutter "trainiert" mit ihren Welpen die Frustrationstoleranz. In den ersten Tagen nach der Geburt, wird
sie auf jeden kleinen Piepser der Welpen reagieren, hingehen, sie abschlecken und säugen. Je älter sie aber werden,
um so länger wird sie die Zeit ausdehnen, bis sie reagiert. Auch die Milchquelle steht irgendwann nicht mehr ständig zur
freien Verfügung der Welpen. Sie lernen dass die Mutter das Säugen "erlaubt", oder eben auch nicht.
Da findet bei den kleinen Welpen schon eine gewisse Frustration statt, die durch ständiges Wiederholen der Reaktion
der Mutter, auch eine Toleranz erwirkt.
Dieses findet aber eben altersentsprechend und in Abstufungen statt.
Das war immer mein Ansatz bei der Welpenaufzucht, Grundvertrauen aufbauen beim ganz jungen Welpen, ihm die Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln die er braucht um dann auch mit Frustration umgehen zu können.
Meine Welpen waren bei mir, auch Nachts im Bett. Sie konnten kuscheln, Kontaktliegen und sich die nötige Sicherheit, die
sie als sozial geprägtes Rudeltier brauchen, holen.
Mit zunehmendem Alter gewöhne ich sie an das Alleinbleiben, aber eben in Abstufungen. Es fängt mit kurzem aus dem
Zimmer gehen an und endet damit dass der Hund ohne Probleme einige Stunden allein bleiben kann.
Auch mein Bett steht dem älter werdenden Hund nicht mehr ständig zur Verfügung
. Meistens hört es sogar ganz von selber
auf, es wird dem wachsenden Hund zu eng und zu warm, er kommt nur noch manchmal zu einer Kuscheleinheit und geht dann
freiwillig wieder.
Seit 45 Jahren habe ich Hunde, seit ca. 30 Jahren ziehe ich meine Welpen auf diese Art auf. Meine eigenen Erfahrungen
mit den so aufgezogenen Welpen sind durchwegs gut. Sie haben gute Nerven, haben weniger Frust und kommen insgesamt
mit umweltbedingtem Stress gut klar.
Dies ist meine eigene Art Welpen auf`s Leben vorzubereiten, ich erwarte von niemandem es genauso zu machen!!!
Letztendlich muß jeder für sich entscheiden wie er seinen Hund aufzieht.
LG
Andrea