Hallo Annica,
ich lese mehrere Themen heraus und schreibe mal, wie ich das mit meiner Riesin erlebt habe. Vielleicht ist ja ein Tipp dabei, den Du ausprobieren möchtest:
1. Leinenführigkeit: es gibt noch etwas zwischen "ziehen" und "bei Fuß gehn", nämlich das Akzeptieren eines zugewiesenen Freiraums, der durch die Leine begrenzt wird. Ein so kleiner Kerl kann sich noch nicht lange konzentrieren, deshalb würde ich es auch mit dem Fuß-Training noch lassen. An eine gewisse Leinenführigkeit kannst Du ihn aber langsam in kurzen Einheiten schon gewöhnen. Mein Tipp: 5 m Schleppleine dran, kurz bevor sie auf "Zug" kommt, den Hund zurückrufen und belohnen. Immer dran bleiben, das kann lange dauern, wird Dir aber helfen, wenn der Racker später an Gewicht zugelegt hat und mal wirklich ziehen will. Meine Riesin ist jetzt 17 Monate und ich übe immer noch Leinenführigkeit.
2. Menschen begrüßen: Freu' Dich erstmal darüber, dass Du einen neugierigen und freundlichen Pelz an der Leine hast
. Meine Bertha ist ein ähnlicher Typ ( gewesen, muss ich sagen, weil sie mit zunehmendem Alter ihre Kontakte vorsichtiger auswählt und klar unterscheidet zwischen "kann ich gut leiden" und "kommt mir seltsam vor"). Ich würde vor Kontaktaufnahme mit den Menschen ersteinmal fragen, ob eine Begrüßung erwünscht ist (in dem Sinne von "darf mein Hund Sie begrüßen und an Ihrer Hand / dem Hackenporsche / dem Rollstuhl schnuppern?"). Leine muss dafür natürlich so kurz bzw. Abstand zum Menschen so groß sein, dass Du den Hund auf Abstand halten kannst - es gibt Menschen, die haben Angst vor Hunden oder eine Allergie oder können Pinscher nicht leiden, oder mögen es nicht, angesprochen zu werden. das alles muss man respektieren.
Leider habe ich viel zu spät begonnen, das ruhige und ordentliche Begrüßen (Sitz am Fuß, bis der Mensch zuerst den anderen Menschen begrüßt hat, und dann ist - eventuell - der Hund dran). Jetzt muss ich es mühsam nachtrainieren - aber ich gebe nicht auf
3. Anspringen: Auch meine Bertha hat die Menschen gerne angespungen, weil sie sich so gefreut hat oder auch, weil sie eben nach wolfsmanier die Lefzen lecken wollte, wenn sie aufgedreht ist oder bei manchen Lieblingsfreunden versucht sie es heute noch. Manchmal tut sie es bei mir, wenn sie mich maßregeln will
. Ich muss für alle unterschiedlichen Situationen gewappnet sein. Auch hier ist es wichtig, das Gegenüber miteinzubeziehen. Bei mir ging das folgendermaßen: "Mein Hund wird Dich wohl sehr stürmisch begrüßen wollen und auch anspringen." Üblicherweise sagt dann ein unwissender Hundefreund: "Das macht mir nichts aus, meine Hose darf ruhig schmutzig werden.", Meine Antwort darauf: "das finde ich toll, aber nicht alle Leute sind so drauf und mein Hund soll ja auch keine kleinen Kinder oder alte Leute anspringen. Ich möchte Dich deshalb bitten, mir bei der Erziehung meines Welpen zu helfen: falls meine Hündin Dich anspringen will, bitte ich Dich, Dich kommentarlos wegzudrehen und sie komplett zu ignorieren. Bleibt sie mit allen 4 Pfoten am Boden, werde ich sie dafür belohnen. Bitte versuche sie auch ganz ruhig anzusprechen, mit der Hand nicht von oben zu streicheln..." usw usw. Es ist ein langer Weg, aber bei uns schon viel, viel besser geworden.
Seitdem meine Hündin die Pubertät durchläuft/durchlaufen hat, hat sich auch ihr Verhalten anderen Personen gegenüber geändert. Sie wählt ihr Kontakte vorsichtiger aus, unterscheidet mehr zwischen "gut&böse" und ignoriert Menschen/Hund auch mal. Ich lasse auch nicht den Kontakt zu jedermann zu.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Urtica mit Riesin Bertha