Hallo Elke,
Gottseidank sind es nicht "WIR" Menschen, also nicht ausnahmslos alle um uns herum, die solche Taten planen und minutiös ausführen. Das zeigt schon alleine die Reaktion der norwegischen Bevölkerung, der Politiker und des Königshauses im Zusammenhang mit dieser unfassbaren Tat eines Einzelnen.
Festhalten kann man wohl, dass es immer wieder zu solchen und ähnlichen Taten kommen kann, wenn zutiefst unsichere Menschen sich durch eine pervertierte politische oder religiöse Gruppierung fanatisieren lassen und ihren Lebens-und Daseinszweck in der Ausübung dieser Fanatisierung sehen. Das ganze wird dann noch zu einer "Mission" - und schon haben wir einen potentiellen Täter. Rita sagt ganz richtig, dass dann oftmals schon die Online-Gemeinschaft eines Computer-Spiels auslösender Faktor sein kann.
Die Ursache liegt m.E. jedoch an einer anderen Stelle. Schauen wir uns die uns bekannten Täter doch einmal genauer an. Als erstes fällt auf, dass zumeist Männer diejenigen sind, die sich auf diese Art "profilieren" wollen. Als nächstes stellen wir fest, dass in fast allen Fällen hinter solchen Gräueltaten eine Art "höherer Auftrag" steht, den sich die entsprechenden Täter als Rechtfertigung zurechtlegen. Weiterhin fehlt bei dieser Tätersorte oftmals jegliches soziales Umfeld - sie sind isoliert. Wenn sie sich äußern, dann auf virtuellen Plattformen. Leider bietet das Internet trotz großer Fortschritte auch Platz und Raum für diese Art Menschen. Alle Ermittlungsbehörden sind immer ein bis mehrere Schritte hinter der Entwicklung eines solchen Einzeltäters.
Wo sollten wir also ansetzen? M.E. wie immer: Bei uns selbst. Schon in der Schule beginnt oftmals die Ausgrenzung von Kindern, die "anders" sind, zum Beispiel nervös, unkonzentriert, nicht label-orientiert, aus kinderreicher Familie mit sozial schwierigem Hintergrund, Kinder, die unsportlich, schüchtern, vielleicht zu dick, zu dünn oder kurzsichtig sind.
Werden solche Kinder nicht im Elternhaus aufgefangen, ist dies in vielen Fällen schon der Ursprung einer Spirale. Ein sozial und in seiner Familie und im Umfeld gefestigtes Kind wird seine Anerkennung selten an anderer Stelle, wie z.B. im www suchen.
Dabei senden diese Kinder Signale. Oftmals verzweifelte und sehr deutliche Signale, die sich verändern, schließlich verwaschen und dann in Aggression umschlagen können, wenn sie älter werden.
Was also tun?
Wo sind die Grenzen der geistigen Freiheit und ungehinderten Entwicklung eines Kindes und der Einwirkungspflicht der Eltern? Das muss jeder von Euch selbst entscheiden. Für mich steht fest: Wenn wir alle unsere Kinder so sicher und stark gemacht haben, dass sie sensibilisiert für Auffälligkeiten in ihrem Umfeld sind, dann kann es gelingen, den Amoklauf eines durchgedrehten Mitschülers zu verhindern, so wie das an der Schule meines Sohnes gelingen konnte.
Signale auffangen und: handeln. Und das gilt für Erwachsene und auch für Kinder.
Und wieder sind wir gefragt: die "Großen".
Mein tiefes Mitgefühl gilt den betroffenen Angehörigen in Norwegen - die Hilflosigkeit, trotz Demokratie, Toleranz und offener Weltanschauung, eine solche Tat letztlich nicht verhindern zu können, trifft uns alle.
Gruß
Michaela