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71

Dienstag, 17. August 2010, 09:07

Im Rahmen der 21. Kynologischen Diskussionstagung in Fellbach, (29. - 30. Januar 2000) hat Prof Dr. P.Srenk, Brünn einen Vortrag über "Epilepsie bei Hunden" gehalten . Frau Zimmermann hat hierzu folgendes protokolliert:

Während eines epileptischen Anfalls kommt es zur unkontrollierten elektrischen Entladung einzelner Nervenzellen. Diese anomal aktiven Zellen können andere Zellen beeinflussen. Die Therapie sollte frühzeitig einsetzen, denn das Gehirn sollte so wenige Anfälle wie möglich durchmachen.

Symptome: Es gibt ein verwirrend großes Spektrum. Vom Zittern eines Ohres bis zum großen Krampfanfall mit Absatz von Urin, Kot und Speichel ist alles möglich. Man kennt Anfallsformen, bei denen der Hund nur zittert, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Manche Hunde sind nur motorisch gestört, haben Muskelzuckungen oder stehen auf der Stelle. Die sinnliche Wahrnehmung des Hundes ist schwer zu beurteilen. Einige sind ängstlich, werden kontaktscheu. In bezug auf die vegetative Funktion beobachtet man häufig weit aufgerissene Augen, Speichelfluss, Durchfall.

Viele Hunde entwickeln vor dem Anfall eine "Aura", sie scheinen zu spüren, dass etwas geschehen wird. Oft suchen diese
Tiere ihren Besitzer auf und manchmal gelingt es diesem, durch freundlichen Kontakt den Anfall zu verhindern.

Nach dem Anfall tritt meist eine Dämrnerungsphase ein. Sie kann unterschiedlich lange anhalten. Insbesondere bei großen Hunden kumulieren die Anfälle manchmal, es folgen zehn bis fünfzehn aufeinander. Dann ist die Phase danach entsprechend für längere Zeit, vielleicht sogar über Tage hinweg, abnormal.

DefInition: Für uns ist bedeutsam die funktionelle, idiopathische, genuine Epilepsie. Bei vielen Rassen ist sie genetisch bedingt, also durch züchterische Maßnahmen beeinflußbar.

Zwei Gruppen werden beschrieben: "Primär", d. h. die Anfälle haben ihren Sitz im Gehirn. Das kann bedeuten
a) eine gehirnorganische Erkrankung (z.B. Tumor, Infarkt, Narbe als Posttrauma, Ezephalitis, Staupe) liegt vor,
b) idiopathisch, d. h. alle Zellen sind unauffällig, funktionieren aber trotzdem nicht immer korrekt.

"Sekundär" bezeichnet man Anfalle, deren Ursache außerhalb des Gehirns zu suchen ist, z. B. Hypothyreose, metabolisch-
toxische Erkrankungen, Nieren und Nebennierenrindenanomalien, Pankreas, Herz und Vergiftungen.

Es muß also zunächst eine Ausschlußdiagnose gestellt werden, die alle anderen Krankheiten eliminiert.

Symptomatische Epilepsie: Jede Rasse in jedem Alter kann betroffen sein. Zwischen den Anfallen zeigen die Hunde meist bestimmte Symptome, schließlich haben sie ja eine ständig präsente Krankheit - entweder im Körper oder im Gehirn. Die Regelerkrankung ist immer da und kann Funktionen durchgehend beeinflussen. Wenn das festgestellt wird, ist die diopathische Epilepsie auszuschließen.

Diagnostik: Zunächst erfolgt eine klinisch- neurologische Untersuchung. Falls das Resultat abnormal ist, besteht der Verdacht einer Krankheit, die die Anfalle verursacht. Ausnahme: 24-36 Stunden nach einem Anfall zeigt auch ein gesundes Gehirn (und bei idiopathischer Epilepsie handelt es sich um ein solches) noch Abnormalitäten bei der Untersuchung. Dann muß die Untersuchung 48 Stunden nach dem letzten Anfall wiederholt werden.

Blut- und Urinuntersuchungen geben Aufschluß über das Körperinnere und metabolisch toxisch bedingte Erkrankungen.
Die enorme Energieleistung während eines Anfalls spiegelt sich im Körperinneren wieder. Es gibt auch hier abnorme Grenzwerte, die auf gewisse Krankheiten oder organische Schäden hinweisen. Die Liquoruntersuchung prüft das innere Ventrikelsystem des Gehirns. Bei der idiopathischen Epilepsie ist die Gehirnflüssigkeit unverändert. Bei Abnormitäten in der "Chemie" des Hundes werden weitere Untersuchungen fällig: Röntgen, Ultraschall, Biopsien etc.

Hilfreich ist das in der Tiermedizin eher selten eingesetzte EEG.Findet man im Grundmuster gehäufte, spezielle "Spikes", sind sie ein Ausdruck der idiopathischen Epilepsie. Sie dokumentieren die anomale Aktivität, die zwischen den Anfällen besteht, aber zu schwach ist, um Anfälle auszulösen.

Epilepsie ist bei zwölf Rassen genetisch nachgewiesen. Es gibt aber 47 andere Rassen (und Mischlinge), bei denen die idiopathische Epilepsie beschrieben wird. Studien zur Erblichkeit liegen hier (noch) nicht vor. Die idiopathische Epilepsie
ist in der Population nicht dominant vererbbar. Auch gesunde Tiere können die Krankheit an Nachkommen übertragen. Sie zeigt ein rezessives Verhaltensmuster und wird von beiden Elternteilen weitergegeben. Wahrscheinlich sind mehrere Gene im Spiel. Ein Schwellenmuster ist anzuehmen. (Eine Schwelle im Gehirn ist vorhanden, es besteht eine Neigung zu Anfällen. dann genügen gewisse Außenreize, wie z. B. Stress, Lärmetc., um Anfälle auszulösen.)

Früher galt als typisch für die idiopathische Epilepsie, daß der erste Anfall zwischen einem und drei Jahren erfolgte und daß alle Anfälle generalisiert waren. Heute weiß man, daß manche Hunde ihren ersten Anfall zwischen acht Monaten und fünf Jahren haben. Außerdem verlaufen mehr als zehn Prozent der Anfälle fokal, also nicht generalisiert.

Therapie der diopathischen Epilepsie: Im akuten Fall ist eine Kurztherapie angesagt. (Ein Epileptiker ist immer ein Notfall!) Vorallem bei großen Rassen kann es zu einem Status Epilepticus kommen: Anfälle dauern mehrere Stunden an und können zum Tod führen. Die Kurztherapie ist eine Notfallmaßnahme, große Medikamentendosen werden eingesetzt, denn die Anfälle müssen um jeden Preis gestoppt werden. Bis der Hund sich danach wieder normalisiert, kann es Tage bis Wochen dauern. Medikamente zur Kurznarkose oder Sedation sind als Kurztherapie kontraindiziert! Ein erfolgreiches Mittel ist hingegen Diazepam. Das gibt es auch als Zäpfchen (wirkt schneller als Tabletten). Es darf nicht auf Dauer verabreicht werden, weil der Hund sich schnell anpaßt.

Wenn die akute Phase überwunden wurde, muß die Langzeittherapie einsetzen. Phenobarbital und Kaliumbromid sind die Mittel der Wahl. Falls beide nicht funktionieren, ist die Therapie schwierig.

Epilepsie ist nicht heilbar. Man kann sie nur therapeutisch beeinflussen oder bremsen. Nur ca. 20 % der Hunde bleiben auf Dauer anfallsfrei. Alle andern bekommen hin und wieder Anfälle, wobei die Intervalle sehr unterschiedlich sein können. Mit einer lebenslänglichen Langzeittherapie will man erreichen, Anzahl und Schweregrad der Anfälle zu reduzieren und die Periode zwischen den Anfällen zu vergrößern. Die Reduktion auf vier Anfallstage pro Jahr ist als guter Therapieerfolg zu werten.
Aus der Diskussion:
Kastration ist nur anzuraten, wenn feststeht, daß die sexuelle Erregung Auslöser für Anfälle ist.
In einem EEG sind die sogenannten "Spikes" nicht immer nachzuweisen. Es kann nämlich sein, daß der zu dokumentierende Zustand just dann eintritt, wenn man gerade nicht untersucht.
Bei der Liquoruntersuchung ist ein Tumor nicht mit Sicherheit auszuschließen.
Ein Screening-Verfahren ist vorläufig nicht zu erwarten. Die Molekulargenetik wird das Mittel der Zukunft sein.
Die Zuchtwertschätzung kann - wegen der noch nicht sicheren Diagnostik - bislang nichts bewirken. Dennoch ist es von
Vorteil, Daten zu sammeln.
Wie hoch ist die Lebenserwartung? 70-80% der therapierten Hunde sind kontrollierbar (etwa vier Anfallstage pro Jahr). Diese Hunde erreichen meist das in der Rasse übliche Alter.Andere haben ein kurzes Leben. Manche Hunde sind
nicht zu stabilisieren und sterben innerhalb von Tagen. Einige müssen euthanasiert werden.

72

Dienstag, 17. August 2010, 09:33

Hallo Walther,

vielen Dank -:- -:- -:-
Dein Bericht ist sehr aufschlussreich :thumbsup:

Ich kannte eine Frau mit Epilepsie, sie hatte auch diese Auren als Anfall mit Angstzuständen.
Auch ihre Stimme veränderte sich. Im Anschluss erinnerte sie sich an nichts mehr :S

Den Anfall eines Mannes erlebte ich auch mit. Er krampfte fürchterlich, hatte Speichelfluss, nässte ein und damit er seine Zunge nicht verletzte, haben wir ihm einen Beisskeil zwischen die Zähne geschoben.
Wahnsinn welche Abdrücke später zu erkennen waren ;(
Die sofortige Diazepam-Gabe half recht schnell.

Bei Hunden habe ich GsD keine Erfahrungen, und die möchte ich auch niemals erfahren müssen ;(

Epilepsie ist eine ganz schlimme Erkrankung, egal ob für Mensch oder Tier!

VG
Marion

Emma Piel

unregistriert

73

Dienstag, 17. August 2010, 09:42

Ohne

... das Mittel der Wahl wird die Molekularbiologie sein...
So, mehr gibt es nun zur Zucht nicht mehr zu sagen . Aber ... Daten sammeln wäre wichtig...
und Blut betroffener Hunde nach Hanover senden. Ich werde bei meinem Zwerg die Besitzer nochmals ansprechen, warum es so wichtig ist.
Hoffe, sie sagen nicht wieder nein. Ansonsten warte ich, bis sie ihn bei mir in Pflege geben und werde es dann selbst veranlassen. Emma Piel

74

Dienstag, 17. August 2010, 10:18

@Rufus @alle Portaler

Hallo Walther,

Danke für Deine interessante Zusammenfassung. Da ich selber einen RS- Rüden hatte, der an Epilepsie litt (ist nun schon 14 Jahre her) und weiß, wie furchtbar schwierig die Situation für Hund und Mensch ist (zumindest bei uns war es so, da die Anfälle immer heftiger wurden), interessiere ich mich bis heute für dieses Thema.

An die "Aura-Phase" kann ich mich noch gut erinnern. Unser RS suchte dann immer ganz intensiv unsere Nähe ... wir wussten nachher schon die ersten Anzeichen dieser "Aura-Phase" zu erkennen und konnten so einige zusätzlich "Unfälle" - die Gefahr besteht ja leider auch, wenn ein großer schwerer Hund einen Anfall bekommt - verhindern. Ich erinnere mich aber noch an zwei schlimme Situationen, in denen ich unseren Hund - trotz dieser "Aura-Phase" - nicht mehr rechtzeitig in eine ruhige Ecke führen konnte ... einmal, ist er mir mitten auf der Straße in einen Krampfanfall gefallen und ein anderes mal, drohte er, bei Eis und Schnee im Urlaub, in Ostfriesland, in einen Düker zu rutschen. Unser RS krampfte sehr heftig ( er wog 45 kg) und war in diesem Moment für mich nicht zu halten.Ich konnte ihn nicht schützen. Das waren schlimme Momente und diese haben sich bei mir sehr eingeprägt. Ich finde es deshalb sehr gut, wenn mit diesem Thema "offen und ehrlich" umgegangen wird, wie es nun in diesem thread der Fall ist und alles getan wird, um die Ausbreitung der genetischen bedingten Epilepsie zu verhindern.

Viele Grüße

Andrea

Riho

Erleuchteter

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Hunde: Schnauzer pfeffersalz Hündin 14 Jahre alt

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75

Dienstag, 17. August 2010, 10:29

Hallo zusammen,

mein Beitrag hat sich damit erledigt. Es wäre mir zu mühsam, Barbara's Referat und meines auseinander zu dröseln, damit nicht zweimal das Gleiche erzählt wird.

Grüße von
Rita
Signatur von »Riho« Tue und lebe, was du für richtig hältst und vertraue dir. Alles andere ist Energie- und Zeitverschwendung.
Andreas Neumann

76

Dienstag, 17. August 2010, 10:48

Hallo Marion,

Erste Hilfe ist immer wichtig und sollte nie unterlassen werden ! Aber bitte bitte nie wieder einen Beisskeil verwenden ! Bein Krampfen enstehen solche Kräfte das man dem Epileptiker Zähne ausbricht oder den Unterkiefer bricht, dagegen ist ein Zungenbiss harmlos. Ich renke mir regelmäßig den Kiefer aus, nur durch das Krampfen und dann stell die vor du schiebst mir einen Beiskeil zwischen die Zähne !
Wichtiger ist dem Betroffenen so lange zu beobachten bis er klar ist oder den Notarzt rufen.
Ich finde es danz toll, daß du nicht eine von denen bist die gerne weg schauen ! Danke !

Gruß
Kaherodo

77

Dienstag, 17. August 2010, 11:46

Huhu Kaherodo!

:D Es war ein medizinischer Beisskeil :thumbsup:
Da bricht nix aus.

VG
Marion

Liljakk

unregistriert

78

Dienstag, 17. August 2010, 13:01

@Rufus

Hallo Walther , erstmal herzlichen dank :thumbup: Darf ich Deinen Beitrag bitte kopieren ?

LG Kerstin

79

Dienstag, 17. August 2010, 13:13

Hallo Kerstin,

natürlich kannst du ihn kopieren, du findest ihn auch in der der PuS 05/2000. Leider gibt es, seit Frau Zimmermann sie nicht mehr schreibt, keine Veröffentlichungen über derartige Veranstaltungen in der PuS.

LG Walther

Jackie

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Hunde: Zwergschnauzer: Baffy 13 J. und Ziva 9 J., sowie Ricky, Eike, Ambra und Loki im Herzen

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80

Dienstag, 17. August 2010, 15:38

Hallo Marion,

die Maßnahmen mit dem Beiskeil ist veraltet und sollte nicht mehr angewendet werden, egal was für ein Beiskeil. Ich kenne als Erstehilfemaßnahme möglichst den Pat. auf die Seite legen und dann Tavor Expid in die "Backentasche", dabei aber aufpassen, dass man nicht gebissen wird. Ich persönlich neige nicht zur Dramatik was diese Krankheit bei Menschen angeht. Ein guter Neurologe untersucht nicht nur und verschreibt nicht nur Med., sondern er sorgt für eine Schulung und gezielte Aufklärung. Es gibt soviel schlimme Krankheiten. Ich persönlich würde erst den Notarzt bei einem Status holen, denn der ist lebensbedrohlich. Für Hunde ist das anders, denen kann man es nicht erklären, deswegen tuen sie mir auch total leid. ;(

LG Birgit

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