Hallo ,
Puuuuh, da habt Ihr Euch aber ein umfangreiches Thema vorgenommen.
Ich versuche mal etwas zu gliedern :
1. Zunehmende Inzucht =genetischer Flaschenhals in vielen Rassen :Als ich den Thread-Titel gelesen hatte , dachte ich sofort an die zunehmende Inzucht in vielen Rassen und dass es zwar eine sehr schwierige aber nicht unmögliche Aufgabe ist, die Inzucht in Zukunft besser unter Kontrolle zu bringen oder theoretisch NOCH sinnvoller , die Gen-Poole bestimmter Rassen zu erweitern durch Einkreuzung einer verwandten Fremdrasse. Dieses sind noch sehr umstrittene progressive Ideen , zumal die Rassehunde-Reinzucht in vielen Köpfen noch ein „goldenes Kalb“ ist . Aber immerhin werden solche PLANVOLLEN Einkreuzungen laut neuer VDH-ZO nicht mehr verurteilt , sie müssten oder sollten nur „fundiert“ und planvoll geschehen.
Ich befürchte , dass vielen Züchtern dazu leider nicht nur das „Know-How“ fehlt, sondern auch die Einsicht, dass man die „Mischlinge“ der ersten 1-2 Generationen nicht unbedingt so gut verkaufen kann und auch NICHT jeden Nachkommen für die Weiterzucht verwenden kann. Das bedeutet natürlich erhebliche Opfer und damit automatisch besonders viel Idealismus ! TROTZDEM , möglich wäre es , rein theoretisch ! Meiner Meinung nach wären SOLCHE Einkreuzungsprogramme eine wesentlich WICHTIGERE züchterische Herausforderung für die moderne Hundezucht als etwa die „Kreation“ weiterer Farbschäge !
Meiner Meinung nach verbirgt sich hinter der Kreation neuer Farbschläge eher kurzzeitiges kommerzielles Denken , nämlich in 1.Linie die Idee, neue zusätzlich Interessenten für die jeweilige Rasse zu gewinnen . Einkreuzungen zur Blutauffrischung (=Genpool-Erweiterung) hingegen erfordern langfristige Planung und züchterische Zusammenarbeit mehrerer Züchter und bringen kurzfristig sicherlich keinen finanziellen Gewinn.! im Gegenteil : DIESE Früchte könnten meist erst künftige Züchtergenerationen ernten.
2. krankmachende Zucht wegen krankmachender anatomischer Fehler , allgemein auch unter dem Begriff Qualzucht bekannt.Da möchte ich Philiandela völlig zustimmen :
Ich würde vom Kauf von Rassen , deren Köpfe z.B. sooo kurz gezüchtet wurden , dass sie nicht mehr richtig atmen oder fressen können , abraten. Ebenso natürlich von Rassen, die z.B. wegen ihrer Kleinheit nicht mehr natürlich gebären können , zu dünne und gebrechliche Knochen haben oder wegen der extremen Kleinheit der Köpfe offene Fontanellen behalten.
3. Neue Rasse , „Haushund“ ?
Eigentlich haben Rita und Xelina mir bereits aus dem Herzen gesprochen
:
DEN „Haushund“ , der für jeden passt , gibbets nicht und der muss deshalb auch nicht als xte neue Rasse erfunden und gezüchtet werden. !
Für die , die die absoluten „Bequem-Hunde“ suchen , gibt’s in der Gruppe der sogeannten „Gesellschaftshunde“ ein reichliches Angebot .
Und da wir hier im Schnaupi , in einem Kreise von Freunden der Schnauzer-Pinscherrassen sind , sei mir noch ein wenig „Eigen-Lobhudelei“ und diese Frage gestattet :
Können wir nicht froh und zufrieden sein , dass es in unseren Rassen keine „Qualzucht“ gibt, weil die Anatomie und das Gebäude unserer Rassen zum Glück keine der vorgenannten anatomischen Extreme aufweist ?
4. Zur Frage der Spezialisten unter den Rassen
und auch hier wieder etwas Eigen-Lob:
Alle unsere Schnaupi- Rassen sind im Grunde KEINE Spezailisten , sondern gute „All-Rounder“ (vom Jäger
bis zum Wächter bis zum sportlichen Begleithund ) steckt fast Alles in ihnen drin , allerdings sind sie in der Regel KEINE „Bequemhunde“ .
Als ehemalige Hofwächter war bei ihrem ursprünglichen Verwendungszweck eine gewisse „Schärfe“ sogar durchaus erwünscht , aber diese „Griffigkeit“ wurde ihnen mittlerweile weitgehend weggezüchtet – DAS haben mir viele langjährige Kenner unserer Rasse (auch Zuchtrichter) bestätigt ! Allerdings muss auch in der weiteren Zucht unbedingt darauf geachtet werden , die ganz besonderen „Beißzangen“ NICHT in die Zucht zu nehmen, selbst wenn sie noch so „schön“ sein sollten. Dabei könnte unsere künftige Zuchtzulassungsprüfung (Verhaltensüberprüfung) HOFFENTLICH behilflich sein.
So wurden aus den ehemals zum Teil aggressiven Hofwächtern inzwischen akzeptable Begleithunde gezüchtet , die trotzdem und zum Glück ihre Wachsamkeit und Munterkeit , Eigensinn gepaart mit Gelehrigkeit, Behändigkeit , kurz Sportlichkeit, bewahrt haben .
Ist das nicht sehr schön ?
ALLERDINGS und DARIN sehe ich eines der Hauptprobleme :
Viele der heutigen „Konsumenten“, so leider auch viele der Welpeninteressenten , wollen immer ALLES oder wie man im Schwäbischen sagt : „den Groschen UND das Weckerl „ oder diese "eierlegende Woll-Milch-Sau"
Habe vor kurzem einen netten jungen Mann , Halter eines kastrierten Weimeraner-Rüden , kennen gelernt . Dieser Hund ist so was von langweilig ! Sein einziger Lebensinhalt sind sein Balli und sein Herrli , der ihm das Balli immer wieder wirft . Dieser Hund ist zwar sozusagen ein Bequemhund , ABER sein Herrli plus Family war doch ein bisschen neidisch auf meine munteren und an allem interessierten Pinscherdamen . Aber ALLES in EINEM Hund geht halt einfach nicht : Man kann nicht heute einen anspruchslosen „Bequemhund“ wünschen und am nächsten Tag mit dem selben Hund Roller-Blades fahren wollen.
Sorry , dass es soooo lang war
, aber letztlich ist dieses auch ein interssantes UND abendfüllendes Thema
Grüßle Gisela