Hallo zusammen,
bei meiner Meinung zu diesem Thema bekomme ich von vielen Züchtern oft Haue, wobei das aber nichts an dieser ändert.
Auch wenn viele Züchter "Reklame" damit machen, dass sie die Zucht ausschließlich zum Wohle der Rasse, als reines Hobby und kein bisschen kommerziel betreiben, glaube ich denen kein Wort. Wer den potentiellen Käufer überhaupt nichts fragt, dem einen Welpen unter die Nase hält und sagt, dass das nun seiner sei, der die Mutter niemals zeigt und dem es völlig egal ist, ob der künftige Halter mit dem Hund klar kommt, der hat für mein Dafürhalten nur die € im Auge. Wenn jeder jeden Hund jeder Rasse bekommt, hat das für mich nichts mit verantwortungsbewusster Zucht zu tun.
Ich finde es schon schlimm, dass erwachsene Menschen sich einen Hund aussuchen, wie ein Kind das tun würde, nämlich "DEN will ich haben, der ist schön und knuffig". Dass aber Züchter das mit machen, finde ich mehr als furchtbar. Spezialisten unter den Hunden wie z.B. Hütehunde, Herdenschutzhunde, einige Jagdhunde haben in Familien nichts zu suchen. Man kann dem, wofür sie gezüchtet werden, als normaler Hundehalter einfach nicht gerecht werden. Da hilft es auch nichts, wenn ein Border von einem Agi- Turnier zum nächsten geschleppt wird. Ich habe mit einer seriösen Border Züchterin gesprochen, die keinen ihrer gezüchteten Hunde in Familien und Privathand gibt und sie erzählte mir, dass es eine total falsche Auffassung sei, dass man diese Hunde ständig körperlich in Aktion halten müsse mit dem Gerenne im Agi-Parcour. Ihre Hunde sind nur in Aktion, wenn sie an der Herde arbeiten und das ist nur ein kleiner Teil des Tages. Die andere Zeit liegen sie herum und haben ihre Herde im Blick. Diese Hunde werden nicht verrückt, weil sie zu wenig Bewegung haben, sondern weil sie nicht ihrer Veranlagung gemäß - dem Hüten - leben können.
Die Herdenschutzhunde haben ein Aggressionspotential, was sie ja auch brauchen, wenn sie ihren Job machen sollen, für den sie geboren sind, nämlich Feinde der Herde abwehren oder auch töten. Wenn sie das bei ihrer Familie machen, die Kinder ständig zusammen treiben und gegen potentielle "Feinde" verteidigen, werden sie zum Problemhund.
Selbst bei den Haus- und Familienhunden oder Gesellschaftshunden gibt es welche, die nicht zu jedem Menschen passen und auch da ist der Züchter gefragt. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten, sich VOR dem Kauf eines Hundes intensiv mit der Thematik zu beschäftigen, nie so groß war wie heute, aber nicht genutzt werden. Als wir mit der Hundelei anfingen, gab es kein IN, keine Fachzeitschriften für normale Hundehalter, keine Hundeschulen, keine Trainer für Haus- und Familienhunde und trotzdem gab es nicht so viele verkorkste Hunde wie heutzutage. Zu dieser Zeit wurden Hunde nicht in diesen Mengen gezüchtet wie heute. Kaum eine Familie hatte zwei Hunde, schon EIN Hund war recht selten. In unserer ganzen Straße gab es ZWEI Hunde (die ich ausgeführt habe
). Ich denke, dass auch die Futtermittelindustrie dazu beigetragen hat, dass Hunde in diesen Mengen wie in den letzten Jahren gezüchtet wurden. Sie hat mit ihrem Industriefutter dem Hundehalter die Verantwortung für die Ernhärung eines Hundes ab genommen und total vereinfacht, was sicher auch den einen oder anderen Menschen dazu gebracht hat, sich doch einen Hund anzuschaffen, was er sicher nicht getan hätte, wenn er stinkigen Pansen auf dem Schlachthof hätte kaufen müssen. Viele Jahre war sehr viel Geld unter den Leuten und auch das hat sicher dazu beigetragen, einen Hundekauf unüberlegter zu tätigen. Die Hundezucht wurde also dem Bedarf angepasst.
Nun sieht das mit den Finanzen ganz anders aus. Viele Menschen können sich einen Hund gar nicht mehr leisten, die Nachfrage nach Hunden ist stark zurück gegangen, aber die Züchter "produzieren" lustig weiter, wie vor 20 Jahren und sitzen monatelang auf ihren Welpen. ICH würde mir keine zwei oder drei Würfe hinsetzen aus Sorge, dass ich dann bei der Abgabe nicht mehr so kritisch und sorgfältig bin wie früher, weil ich die Welpen ja los werden muss. Ich kann nun mal nicht alle behalten.
Vor einiger Zeit habe ich hier schon mal das Thema "Züchten wir am Bedarf vorbei" angesprochen und ich denke, dass ist akuter denn je geworden.
Grüße von
Rita