Hi Iris Judith und Sabine,
Ihr Lieben, Ihr habt natürlich recht. Nein, eigentlich haben wir alle recht. (It's a Zen thing
)
Auf der einen Seite geb ich zu, daß es mehr Unterschiede zwischen individuellen Hunden gibt, als zwischen Rassen.
Auf der andern Seite ist die
Kurve der Charakterverteilung anders für jede Rasse. Es gibt z. B. mehr RS, die man erfolgreich zum Schutzdienst ausbilden kann als Golden Retriever oder Huskies. Das weiche Maul ist dem Golden Retarded (sorry!) angezüchtet, dem RS nicht und kommt auch nicht allzuhäufig vor. Undsoweiter. Gegen Genetik kommt man nicht an — auch nicht als begnadeter Trainer.
(Und je länger ich das mache, desto mehr werde ich mir der Grenzen, die mir die Genetik setzt, bewußt.)
Lhasa Apsos waren hier lange Zeit große Mode, und es gab sehr viele. (Heutzutage sieht man Lhasas eher selten — aus gutem Grund.) Aber auch jeder einzelne, mit dem ich zu tun hatte, war eine widerliche Giftnudel und fast unerziehbar: Wenig Trieb, daher funktionierte Futter/Ball natürlich nicht, und beim leisesten Druck wurden sie aggressiv. Natürlich wurden die Biester ohne jegiche Rücksicht auf Wesen vermehrt. Wohingegen ich noch nie einen Cavalier King Charles Spaniel gesehen habe, der nicht lieb und meistens etwas dumm war. Kein einziger neigte zum Schnappen. Man
kann bis zu einem gewissen Grad verallgemeinern, man muß dabei nur vorsichtig sein, und im Realfall mentale Flexibilität behalten.
Auch deckt sich meine Erfahrung sicher nicht immer mit der der Deutschen. Die Rassen mögen dieselben sein, aber die Stämme sind heute hier anders. Der "Giant Schnauzer" ist ein ganz anderes Tier als der deutsche Riesenschnauzer. Der amerikanische "German Shepherd Dog" ist mit dem deutschen (auch mit den weniger guten Schautauben) absolut nicht mehr zu vergleichen. usw.
"Exotische" Rassen sind hier ja sehr beliebt. Also werden ein paar eingeführt und auf dieser Handvoll Hunde basieren dann alle amerikanischen Vertreter der Rasse. Daraus resultiert dann sehr oft: Kleiner Genpool — total verkorkste Rasse. Daß es beim züchterischen Dachverband, dem American Kennel Club - AKC, KEINE zuchtausschließenden Fehler oder Mängel gibt, habe ich ja schon oft genug erwähnt. Diese undiskriminierende Vermehrerei haut dann die letzten Nägel in den Sarg der Rasse.
Und "ungerecht" bin ich nur in der Theorie. (Ich würde z. B. niemandem empfehlen sich einen amerikanischen Lhasa anzuschaffen). Bei den individuellen Hunden aber sehe ich sehr schnell, wo der Hase im Pfeffer liegt und verhalte mich angemessen. Keiner wird aufgrund seiner Rasse ohne weitere Überprüfung die Toilette runtergespült.
Allerartigste Grüße
Vera