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1

Sonntag, 26. April 2009, 01:16

Tschernobyl und Haustiere = wandelnder Staub


Ich will mit diesem Thema nicht von den Menschenschicksalen ablenken, aber wir alle lieben unsere vierbeinigen Freunde und können einfach nachempfinden, wie die Menschen sich fühlten und bis heute leiden, als sie ihre Haustiere zurücklassen mussten. Daher habe ich das als ein anderes Thema genommen. Bei allen Katastrophen sind natürlich Menschen das wichtigste Gut, das geretet werden soll. Aber für Menschen, die ihre Tiere dabei verlieren, ist das auch eine Tragödie, die sie nicht mehr los lässt.

Meine Mutter hat bei vielen Ausstellung eine Frau gesehen, die aber nie ausgestellt hat. Irgendwann sprach meine Mutter sie an, warum sie keine Ausstellung auslässt, obwohl sie keinen Hund ausstellt. Und diese Frau erzählte ihr ihre Geschichte. Sie wurde am 27. April aus einem kleinen Ort, ca. 10 km vom Reaktor entfernt zwangsevakuiert. Man sagte, sie sollte nur das Wichtigste mitnehmen, in 3 Tagen könnte sie wieder nach Hause kommen. Diese Frau war Züchterin und hatte zwei DS, eine Hündin war gerade trächtig. Diese Tiere waren für sie das Wichtigste, was sie mitnehmen wollte, aber sie durfte das nicht... Ihr kleiner Sohn klammerte sich an den beiden, weigerte sich ohne Hunde wegzugehen. Augen ihrer Hunde wird sie nie vergessen, sie fühlte sich wie eine Verräterin..., sie hat nur gehofft, dass sie tatsächlich bald zurück kommt...Die Hunde liefen noch hinter dem Bus, in dem man evakuiert worden ist. In Kiew wollte sie irgendwann wieder einen Welpen kaufen, aber konnte das nicht erfüllen, da sie mehrmals im Jahr ins Krankenhaus muss und nicht mal weiß, wie lange sie noch zu leben hat.

Ich möchte etwas aus dem Buch von Swetlana Alexijewitsch „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ zitieren. S. Alexijewitsch hat mit mehreren Augenzeugen gesprochen und diese Monologe im ihren Buch zusammengefasst. Tiere wurden

Drei Monologe über „wandelnden Staub“ und „sprechende Erde“
Der Vorsitzende der freiwilligen Jäger- und Anglergesellschaft Viktor Werschikowski, und zwei Jäger, Andrej und Wladimir, die ihre Nachnamen nicht nennen wollten.
„Also, das war so... Ich wurde ins Kreiskomitee geladen. Hör zu, Chefjäger, heißt es, in der Zone sind viele Haustiere zurückgeblieben, Katzen, Hunde... Die müssen abgeschossen werden, um Seuchen zu verhüten...“ Tiere wurden als „wandelnder Staub“ bezeichnet.

„Wir fuhren zwei Monate lang durch die Zone... Als wir das erstemal kamen, rannten noch Hunde um die Häuser. Bewachten sie. Warteten auf die Menschen. Sie freuten sich über uns, liefen auf uns zu, folgten der menschlichen Stimme... Wir erschossen sie im Haus, im Stall, im Garten. Schleppten sie auf die Straße und warfen sie auf Lkws. Das war natürlich unangenehm. Sie verstanden nicht, warum wir sie töteten. Es war so leicht... Haustiere... Sie hatten keine Angst vor Waffen, keine Angst vor Menschen. Sie folgten der menschlichen Stimme...“
„... und Hunde ließen sich in den Häusern nieder... Du kommst rein – und einer stürzt sich auf dich... Sie trauten Menschen nicht mehr... Ich komme rein, da liegt eine Hündin mitten in der Stube und um sie herum die Welpen. Hat es mir leid getan? Natürlich war es unangenehm... Eigentlich war es wie im Krieg, wir haben gearbeitet wie Strafkommandos...“
„Wir mussten aus nächster Nähe schießen... Ein kleiner Hund... Ein schwarzer Pudel... Es tut mir heute noch leid. Wir warfen alle auf einen Lastwagen, bis obenhin. Brachten sie zum „Mogilnik“...Um ehrlich zu sein, das war einen ganz gewöhnliche Grube, obwohl man so graben sollte, dass das Grundwasser nicht erreicht wurde, und am Boden sollte Plastikfolie ausgelegt werden. Aber, Sie wissen selbst, keiner hat sich daran gehalten...“
„Wir kippten sie in die Grube, aber dieser kleine Pudel krabbelte wieder heraus. Keiner hatte eine Patrone übrig, um ihn zu erledigen... Keine Patrone... Wir schubsten ihn zurück und schütteten Erde darüber. Er tut mir heute noch leid.“
„Am meisten taten mir die alten Leute leid... Sie kamen ans Auto. „Guck doch mal öfter nach dem Haus, mein Junge.“ Sie gaben uns ihre Schlüssel. Sie wollten uns Geld geben...“Was macht mein Hund?“ Der Hund ist erschossen, das Haus geplündert! Und sie werden nie wieder zurückkehren! Was soll ich ihnen denn sagen? Ich wollte sie nicht anlügen...“

2

Sonntag, 26. April 2009, 04:37

Haustiere

Hallo Lara ! Auch die geliebten Haustiere gehören zum Leben dazu, sie wurden umsorgt, man hat sich gekümmert wenn sie krank waren, sie waren Freund, Seelentröster und plötzlich muss man sie ungewollt zurücklassen, das hinterlässt natürlich auch seelische Narben. Obwohl man vom Verstand her eigentlich sagen müsste das kontaminierte Haustiere die in nicht betroffene Gebiete mitgenommen werden auch eine Gefahr darstellen, kann man in diesem Moment nicht klar denken und begreifen was gerade passiert, das ginge mir auch nicht anders. Wir wissen ja alle wie positiv sich unsere Fellfreunde jeglicher Art auf unsere Psyche und Gesundheit auswirken können aber auch wie wir uns fühlen wenn wir sie auf tragische weise verlieren und man das Gefühl hat sie im Stich gelassen zu haben. Mir tun die Leute in jeder Beziehung sehr, sehr Leid sie haben ihre Heimat verloren, ihre Gesundheit und ihre geliebten Tiere und müssen das verarbeiten, wenn man es denn überhaupt schafft. ;( Traurige Grüße von Vogti

Schlucaluca

unregistriert

3

Sonntag, 26. April 2009, 20:15

;(
Das sind so Dinge, über die man sich normalerweise kaum Gedanken macht.
Sicher denkt sich wohl jeder: "Wenn ich jetzt hier weg müsste, würde ich als erstes meine Tiere unter den Arm klemmen."
Aber, dass es den Menschen damals einfach nicht erlaubt war und wie grausam ihre Lieblinge dann z.T. hingerichtet wurden, daran denkt man nicht wirklich.
Allerdings ist eine mögliche Kontamination der Tiere für mich keine Begründung - die Menschen waren es doch ebenso...

Danke für den augenöffnenden Bericht!

LG, Antje

4

Sonntag, 26. April 2009, 21:45

verfahren

Hallo Antje ! Mal ne Frage, wie währst denn Du mit den Menschen verfahren, einfach in der Gefahrenzone lassen. ? :?: In bestimmten Situationen müssen halt unpopuläre Entscheidungen getroffen werden, ich weiss ich werde jetzt empörte Antworten ernten, aber ich habe während meiner Armeezeit auch etwas über ABC Waffen und ihre Wirkung kennen gelernt und mir einen Film ansehen müssen, wie z.B. in den verschiedenen Zonen die Atombombe auf Schafe wirkt, da hatten die Tiere noch "Glück" die unmittelbar im Zentrum des Abwurfes wahren, sie waren sofort Tod und je weiter sie weg waren sind sie elendiglich erst später eingegangen entweder an ihren Verbrennungen oder an der Verstrahlung. Die Haustiere die sich rund um Tschernobyl befunden haben wären früher oder später an der Verstrahlung jämmerlich eingegangen, ich weiss ehrlich gesagt nicht was in diesem Falle besser wäre. So nun kloppt auf mich los. Gruß Vogti

Schlucaluca

unregistriert

5

Sonntag, 26. April 2009, 22:17

gibt keinen Grund, zu kloppen!

Nein, natürlich hätte ich sie nicht dort gelassen! So war das auch nicht gemeint. Allerdings hätte ich auch keinen zu seinem Glück gezwungen...
Das ist ein schwieriges Thema.
Aber es ist doch eine offensichtliche Lüge, zu behaupten, die Tiere dürfen nicht mit, weil sie evtl. verstrahlt sind. Die Menschen in dem Glauben zu lassen, sie könnten bald zurückkommen und ihre Tiere nachholen, wärend man gleichzeitig Jäger in die Orte schickt, um sie abzuschlachten, ist einfach nur grausam (sowohl für die Tiere, als auch für die Menschen).
Allerdings hast du auch recht, wenn du sagst, es ist besser, die Tiere sterben schnell und (relativ) schmerzfrei (je nachdem, wie gut der Jäger sein Handwerk versteht...), als dass sie jämmerlich an der Strahlenkrankheit zu Grunde gehen. Aber ich nehme auch an, dass der beschriebene kleine Pudel kein Einzelfall war. Da hätte ich es doch für tierfreundlicher gehalten, (wenn er schon unbedingt sterben sollte) wenn sich einer der Anwesenden ohne Munition erbarmt hätte und ihm das Genick gebrochen hätte, bevor er begraben wird. Dazu hatte aber auch keiner den Mut.

LG, Antje

6

Sonntag, 26. April 2009, 22:41

Lügen

Hallo Antje ! Wenn man eine Gegend schnell räumen muss, damit noch schlimmeres verhindert wird falls das dann noch möglich ist wird halt auch zur Lüge gegriffen, sonnst hätten sie die Leute dort nicht weg bekommen und das die Tiere in unmittelbarer Nähe der Katastrophe mehr oder weniger verstrahlt worden sind, liegt leider Gottes in der Natur der Sache und wahr wohl weniger eine Lüge als uns lieb ist. Es ist alles so unfassbar was dort geschehen ist, das man sich aus der Ferne sehr leicht über getroffene Entscheidungen erbost. Wenn ich mir überlege das die Leute die den Reaktor mit dem Sarkophag versehen haben reihenweise an der Verstrahlung gestorben sind, dann kann man sich ausrechnen das, das vor Haustieren auch keinen Halt macht. Sorry wenn ich wieder mal nicht die richtigen Worte gefunden habe, aber die wird man für so eine Katastrophe wohl nie finden. Gruß Vogti

Schlucaluca

unregistriert

7

Sonntag, 26. April 2009, 23:37

Muss nochmal einhaken

Wenn du nochmal genauer liest, wirst du sehen, dass ich ja gar nicht bezweifle, dass die Tiere tatsächlich verstrahlt waren (genau wie die Menschen, die evakuiert wurden, doch auch).
Was ich meine (oder vielmehr vermute), ist, dass der eigentliche Grund, aus dem die Tiere sich selbst überlassen und die Menschen belogen wurden, doch der war, dass man (seitens der evakuierenden) keinen Platz für sie hatte und sicher auch keine Lust, die sterbenden Tiere als eindeutigen Beweis der Katastrophe mit sich rumzuschleppen.
Ja, es ist unfassbar und um so trauriger, wenn man sich überlegt, wie viele 1000de Menschen durch diese Katastrophe bis heute gestorben sind und (wenn auch nicht eindeutig zuordenbar) noch sterben werden. Und ja, es mussten (und müssen in solchen Situationen) unpopuläre Entscheidungen getroffen werden, aber das muss nicht heißen, dass alle diese Entscheidungen richtig waren. Dennoch bin ich froh, dass ich vermutlich nie in eine Situation kommen werde, in der ich für so viele Menschen eine derartige Entscheidung treffen muss.

LG, Antje

8

Montag, 27. April 2009, 07:42

sensibles Thema

Hallo ! Da es wirklich ein sensibles Thema ist werde ich mich jetzt aus diesem zurückziehen, bleibt nur die Hoffnung das wir so eine Katastrophe nie wieder erleben müssen mit all seinen schrecklichen Geschehnissen und Nachwirkungen. Ich möchte nie in die Situation kommen müssen, wo ich im schweren Katastrophenfall über Leben und Tod entscheiden müsste, denn diese Leute leiden meist auch ein Leben lang daran. Gruß vogti

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