Hallo,
aus gegebenen Anlass und auf Bitten von @Riho eröffne ich ein Thread in der Hundeerziehung zum Thema AGRESSION GEGEN MENSCHEN.
In letzter Zeit mehrt sich das Interesse an körperlichen Übergriffen (Bisse), insbesondere den Hunden aus dem Tierschutz. Man fragt sich, welches die richtigen Maßnahmen sind, welche die Hundebesitzer diesen auffälligen Tieren entgegensetzen können.
Dazu habe ich etwas LEKTÜRE in der Hundeerziehung (Rasse egal) über AGRESSION GEGEN MENSCHEN
gefunden und glieder es hier zur Diskussion an. Und das ist auch das Einzige, was ich zu diesem Thema beisteuern kann.
Dann wünsche ich eine frohe und faire Unterhaltung.
[hr]
Aus "Hunde richtig Erziehen" 1994 BLV mbH, Bruce Fogle, Best.068460:
Aggression gegen Menschen
(...) Sobald sich ein Hund als Rudelführer fühlt, ist es wahrscheinlich, daß er sich aggressiv gebärdet, um seine Überlegenheit zu behaupten. Um dieses höchst problematische Verhalten zu korrigieren, brauchen Sie unter Umständen die Hilfe eines professionellen Hundeausbilders.
(...)
GEGENMASSNAHMEN
1. RISIKOVERMEIDUNG
Ein Maulkorb oder ein verstellbares Kopfgeschirr (...), die den Fang des Hundes verschließen, dämpft sein Temperament, verringert das Beißrisiko und erleichtert die Durchsetzung von Befehlen.
Abbildung: Der "gezügelte" Hund führt brav den Befehl "Sitz" aus.
2. KOMFORTVERWEIGERUNG
Sorgen Sie dafür, daß der dominante Hund im Haus eine "Wohnungsleine" trägt, und geben Sie den Befehl "Runter!", wenn er auf ihre Polstermöbel steigt.Abbildung: HF hat Zimmerleine in der Hand und Hund steigt von der Couch.
3. ZUWENDUNGSVERWEIGERUNG
Entziehen Sie dem Hund Ihre Zuneigung. Um von Ihnen wieder beachtet zu werden, muß er etwas für Sie tun. Ignorieren Sie Ihn, bis er sein forderndes Benehmen aufgibt; befehlen Sie ihm dann sich zu setzen, und streicheln Sie ihn. Er wird sehr bald begreifen, daß Sie sein Herr sind. Abbildung: Herr liest Buch auf Couch und ignoriert den um Aufmerksamkeit heischenden Hund.
4. HÄUFIGE FELLPFLEGE: Bürsten Sie einen dominanten Hund mindestens einmal täglich und achten Sie darauf, daß er dabei den Fang geschlossen hält und eine Wohnungsleine trägt. Außerdem sollten Sie drei Wochen lang jeden Tag wenigstens zwei längere "Liegeübungen" durchführen. Abbildung: Der Hund läßt sich bürsten.
5. DER HUND ISST ALS LETZTER
Im Wolfsrudel frißt der Anführer vor seinen Untergebenen. Bereiten Sie das Futter Ihres Hundes vor, doch geben Sie es ihm erst, nachdem Sie mit dem Essen fertig sind. Verabreichen Sie ihm in den Umerziehungswochen keinerlei Leckerbissen zwischen den Mahlzeiten. Abbildung: Der Hund sitzt mit dem Rücken zum Herrn mit Leine. Das Fressen steht zunächst auf einer entfernten Erhöhung, bevor es zum Schluss serviert und freigegeben wird.
6. DER HUND GEHT ALS LETZTER:
Lassen Sie nicht zu, daß ihr Hund vor Ihnen durch die Tür rast. Der Chef geht zuerst, und Sie sind der Rudelchef. Der Hund muß die Schritte den Ihren anpassen. Abbildung: Der Hund geht nach seinem Besitzer durch die Tür.
Weitere Empfehlungen für mehr Kontrolle:
a. FREISTEHENDER LIEGEPLATZ: Ein freistehender Liegeplatz ist schwer zu verteidigen. Ein dominant-aggressiver Hund sollte auch beim Ruhen eine Wohnungsleine tragen. Sorgen Sie dafür, daß der Schlafplatz des Hundes frei im Raum steht und nicht in einer höhlenähnlichen Ecke oder einem umschlossenen Bereich (meine Anmerkung: also auch nicht im Zwinger) Hunde fühlen sich in Höhlen sicherer, und das Selbstbewußtsein des Tieres sollte nicht noch gestärkt werden.
b. BRINGÜBUNGEN: Üben Sie das Aufheben und Bringen von Gegenständen, weil dem Hund dadurch klargemacht wird, daß Sie der Chef sind. Auch dabei sollte er die Wohnungsleine tragen.
c. MEDIZINISCHE HILFE: Dominanzbedingte Aggressivität ist ein potentiell ernstes Problem. Konsultieren Sie Ihren Tierarzt, der möglicherweise vorschlägt, die Umerziehung durch Medikamente zu unterstützen. Abbildung: Antistreßpillen, Beruhigungskapseln, Krampflösende Tabletten, Hormonpillen.
[hr]
Und zum ABSCHLUSS noch ein paar Sätze, die mir bezüglich Hundeerziehung im Ohr sind bezogen auf Hunde, die ihr Rudel verloren haben und beispielsweise im Tierheim untergebracht sind. Hierzu habe ich keinen Quellennachweis und meine unbewiesenen BEHAUPTUNG lautet:
1. Der Tierheimhund hat sein Rudel verloren. Je nach Charakterveranlagung und Situationskonstellation ist es möglich, daß er sich auf Eigenständigkeit besinnen will und damit eine Führungsrolle ausfüllen will und diese auch verteidigt. Es ist sogar möglich, dass dieser Hund aus verloren gegangenem Vertrauen auf die Führungsrolle beharrt, aus dem Instinkt heraus, überleben zu wollen.
2. Um das Vertrauen wieder herstellen zu können, darf der Hund aus keiner Situation als möglicher Gewinner hervorgehen.
Mit der Dauer der Übung und wenn der Hund sieht, daß er mit Konsequenz die Rudelführung niemals anzweifeln braucht, entspannt sich der Hund und überläßt bereitwillig den Rudelvorsitz, den er auch nicht mehr in Frage zu stellen braucht. Kein Hund mag den Rudelvorsitz wirklich haben, da er seine Unterlegenheit und die Unfähigkeit, alleine zu überleben, spürt und der Rudelvorsitz als Streß empfunden wird.
3. Der übernommene Tierheimhund wird zuhause dahingehend behandelt wie ein Welpe, dass wir ihm unsere Regeln zeigen, bevor der Hund das tut. Der ältere Hund aus dem TH lernt langsam, aber er lernt.