Original geschrieben von Vogti
wie kommt es eigentlich das da die Gelehrten tlw. so unterschiedlicher Meinung sind oder irre ich mich da ?i
Die "Gelehrten" sind da nicht unterschiedlicher Meinung. Die, die sich dieser Fachrichtung ernsthaft annehmen, wissen ganz genau was los ist. Die medizinische Literatur hat mittlerweile viele Artikel und Studien veröffentlicht, und es werden jährlich mehr. Auch der TA an der Ecke kann nicht mehr Unwissenheit vorschieben - außer, er lebt in einem Faß oder unter einem Stein. Aber Massenkastration ist große Knete! Es gibt eben TÄ, die sich weiterbilden und solche, die es nicht tun. Und es gibt dumme und intelligente. Und ehrliche und ethische und solche, die das nicht sind. (Genau wie Hundetrainer - nur bei denen ist der Dummheitsquotient und die Anmaßung noch höher
. Lies doch mal Hundeausbildungsbücher: Da schreibt einer vom andern ab, und zwar seit ewigen Zeiten.)
Bei den Massenkastrationen handelt es sich um einen wissenschaftlichen Kaskadeneffekt - leider nicht ungewöhnlich. Ein "Gelehrter" postuliert, manchmal gestützt von vorläufigen Studien (seinen nämlich!) einer plappert's nach, dann zwei, dann 4 und schließlich fast alle. Gegenläufige Studien werden unterdrückt oder nicht finanziert und der "Gelehrte," der das Gegenteil beweisen will, oder auch nur Zweifel ausdrückt, kann seiner Karriere den Abschiedskuß geben. Studien kosten Geld, und zwar viel! Ein schlauer Post-Doktorand kriegt keins. Keiner kann mehr einen medizinisch/wissenschaftlichen Durchbruch im Kellerlabor auf eigene Faust erzielen. So bestimmt der Professer, der sich einen Namen machen und auf keinen Fall seine Karriere gefährden will, was veröffentlicht wird, und was nicht. (Und das tut er unter seinem Namen, obwohl die Assistenten die meiste Arbeit tun. Die müssen schon dankend Kniebeugen machen, wenn sie ganz hinten als Mitautoren erwähnt werden.) Das Leben und Wirken an Universitäten und Hochschulen ist äußerst politisch und hierarchisch. Die freie Wissenschaft ist nicht immer so frei, wie man sie gerne haben möchte.
Die Manie, fast jedem Kind die Mandeln rauszurupfen, war in den 60iger Jahren so ein Kaskadeneffekt. Bis endlich Studien ans Tageslicht kamen, die bewiesen, daß das eben ohne medizinische Indikation kein gutes Vorgehen war und sogar langfristigen Schaden anrichtete. In der Zwischenzeit wurde mit unnützen Mandeloperationen viel Geld verdient. Es dauert oft Jahrzehnte, so einen Kaskadeneffekt zu stoppen.
Der TA, der heutzutage noch behauptet, daß Kastration keine negativen Gesundheitsrisiken hat, ist entweder unethisch oder wissenschaftlich hinter dem Mond. Oder er hat sich selbst überzeugt, daß - wie Judy schon schreibt - sexlose Wesen ein Segen für die Menscheit seien, und man dafür ruhig ein bißchen flunkern und die Besitzer für dumm verkaufen darf. Ich bin aber in dieser Hinsicht zynisch und denke, daß Einkommen viel mit diesen unnötigen Operationen (nicht nur Kastrationen) zu tun hat.
In der Humanmedizin ist es wesentlich schwieriger, solche Studien einfach zu ignorieren, denn der Patient kann klagen auf Vefehlung der Berufspflicht. TÄ habe da eine weit freiere Hand. Z. B. ist das Schmerzmanagement nach Operationen ein Gebiet, wo die meisten TÄ hinter dem Mond leben. Warum sollten sie auch besseres Schmerzmanagement bieten? Der Hund beißt die Zähne zusammen, und der Besitzer hat keine Ahnung. Schmerzmanagement der meisten TÄ ist barabarisch.
Ich habe seit Jahrzehnten den Leuten erzählt, wenn sie eine ehrliche und kompetente Anwort auf Kastration wollen, dann sollen sie sich an einen pädiatrischen Endokrinologen wenden. Der hat keinen finanziellen oder politischen Vorteil vom Flunkern in dieser Hinsicht. Oder man kann die Langzeitstudien lesen, die inzwischen - von wissenschaftlichenExperten geprüft - veröffentlicht sind (die aber immer noch weitgehend ignoriert werden.)
Wie lange haben die meisten von uns die blöden Argumente für die Verstümmelung der Ohren und Ruten geglaubt? Auch ein Kaskadeneffekt, wenn auch kein wissenschaftlicher. Es gab immer Menschen, die diese Argumentation für falsch hielten, aber ihre Stimmen wurden von der Masse unterdrückt - und von den Hundevereinen.
Genug, sonst krieg ich wieder Schaum vor dem Maul
Vera