Der Gedankenansatz:
Hund gibt nichts her, weil er glaubt alpha zu sein -> also verbietet man ihm ein paar Sachen -> Hund lernt, dass er nicht Alpha ist-> Hund gibt Sachen her wenn man sie im wegnimmt
macht schon irgendwie auch Sinn.
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Das hat doch Wum schon sehr anschaulich beschrieben: Futterneid oder Futterbesitzen hat mit Dominanz gar nichts zu tun. Hast Du das nicht kapiert? Dein obiger Gedankengang ist nicht nur auf einer falschen Voraussetzung aufgebaut, er ist, verzeih, auch ziemich primitiv. Du kannst Hundi beweisen, daß Du der Chef bist mit Verbieten ohne Ende und wirst trotzdem gebissen, wenn Du ihm den Pansen wegnehmen willst. Oder er haut ab (mit Pansen natürlich). Oder er geht garnicht erst ran, weil Du drohst.
Daß Du dieses Problem erst mal hast, hat mit einem Vertrauensbruch zu tun, nicht damit, daß Du nicht streng genug bist.
Vertrauen schafft man beim Welpen, indem man ihn oft bewundert und streichelt, wenn er was im Maul hat, selbst wenn es ein unerlaubtes Spielzeug ist. Dann wird getauscht. Von vorneherein lernt das kleine Wesen, daß man nicht mit ihm konkurriert. Nichts, aber auch gar nichts wird am Anfang weggenommen. Wenn das Vertrauen erst mal da ist, kann man dem jungen Hund auch die tollsten Häppchen aus dem Maul nehmen - muß sie ihm aber dann sofort wiedergeben. Natürlich gibt es gegen ein schönes Stück Pansen oder einen Fleischknochen nichts zu tauschen! Aber der Hund weiß, daß er seinen Leckerbissen wiederbekommt. Die wenigen Male, wo man dem Hund was wegnehmen muß und er bekommt es nicht wieder, verzeiht er dann.
Wenn das Fett aber erst mal im Feuer ist, gibt es keine Sofortlösung. Und schon gar nicht Schlagen oder Sich-als-Chef-aufspielen.
Man kann so vorgehen:
1. Handfütterung in kleinen Stücken.
2. Füttern von tollen Sachen (nicht Trofu, sonder Hühnersoße) in der Schüssel, die man hält. - Hund dabei etwas steicheln. Nur ein bißchen, nicht zur Landplage für den Hund werden. Keiner wird gern betatscht, während er ißt.
3. Füttern von tollen Sachen in der Schüssel, die auf dem Boden oder im Gestell steht. Nun nähert man sich (nicht anschleichen, ganz normal rangehen) und fügt tolle Sachen hinzu. Man kommt also, nicht um zu nehmen, sondern um zu geben.
4. Dasselbe mit Streicheln, erst Rücken, dann Kopf - aber das in Maßen. Man darf sich hier nicht aufdrängen und etwas erzwingen wollen.
5. Parallel dazu werden dem Hund auch keine Spielsachen weggenommen, keine Schuhe, nix. Hier wird nur getauscht - aber nicht auf Armes Länge, sondern dicht dabei, während der Hund gestreichelt wird. Körperkontakt mit seinem Menschen IN JEDER SITUATION darf dem Hund nicht bedrohlich erscheinen.
Wenn alles dies klappt - das kann Wochen dauern - kann man mal etwas wegnehmen (nicht gleich mit Pansen anfangen) und sofort unter Loben wiedergeben. Auch hier muß man mit Fingerspitzengefühl vorgehen und dem Hund Brücken bauen, nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Mit ausgestrecktem Arm — wie ein kleines Kind: Haben! Haben! — auf den Hund zuzugehen und ihm ins Maul zu greifen, geht meistens schief.
Untderdessen baut man Grundgehorsam auf - und zwar mit Fingerspitzengefühl und als Teamwork gedacht: "Ich leite - Du folgst." Nicht: "Ich Big Boss und Du Hanswurscht."
Merke: Wenn man die Erziehung (auch in Teilen) so aufbaut, daß es häufig zu dieser Gleichung kommt: Mensch gewinnt - Hund verliert, dann verlieren letzten Endes beide. Immer.
Erziehung muß immer als Gewinn auf beiden Seiten aufgebaut werden. So baut man Vertrauen auf und entwickelt Gewilltheit im Hund.
Vera