Hallo Ulli,
in PUS 01-1994 stand ein umfassender Artikel von Frau Marrianne Welge zum Thema Epilepsie. Ich weiß nicht, in wie weit der Text in seiner Gesamtheit noch den aktuellen Erkenntnissen entspricht ich meine aber, dass es trotzdem interessant sein dürfte sich mit ihm zu beschäftigen. Frau Welge nennt in ihrem Text als Expertin zum Thema Epilepsie Frau Prof. Dr. med. vet. Dorothea Schwartz-Porsche, FU Berlin, ich habe ein wenig gegoogelt und
eine sehr interessante Web-Site zu diesem Thema gefunden .
Nachfolgend der Texbeitrag - sehr lang - von Frau Welge:
Epilepsie
Vor Jahren rief der PSK dazu auf, an Epilepsie erkrankte Hunde zu melden. Man wollte feststellen, ob diese Krankheit in einzelnen Rassen und Zuchtlinien verstärkt auftrat. Es gingen kaum Meldungen ein. Der Krankheitskomplex der Epilepsien ist so schwer einzuordnen, daß darüber geschwiegen wird. Käufer von erkrankten Hunden sind hingegen aussagebereiter, da sie oft im Züchter den Schuldigen suchen. - Vertrauliche Gespräche mit Züchtern und Hundehaltern ließen aufhorchen. Epilepsiefälle in all unseren Rassen, und wer bis jetzt davon verschont blieb, kann morgen davon betroffen sein. – Der Mensch ist am stärksten befallen. 10 - 20% von uns haben zumindest eine anlagebedingte Bereitschaft zu irgendeiner Epilepsieform. In der Tierwelt ist der Hund mit 1 - 2% am häufigsten betroffen. Das gilt für ALLE RASSEN. Auch der angeblich so gesunde Mischling macht hier keine Ausnahme.
Ich ging in meinen Recherchen an die Quelle der Epilepsieforschung zurück. Darum ein kleiner Zwischenbericht: 1867 kaufte der ev. Pfarrer Friedrich v. Bodelschwingh am Rande von Bielefeld ein Haus, in das er mit 7 anfallskranken Männern einzog. Die ohne Vorwarnung auftretenden und sich wiederholenden Anfälle wurden von den Mitmenschen als "Besessenheit" gedeutet und ..führte die Betroffenen in tiefe Isolation. Arzte begannen mit der Behandlung und Erforschung der Anfallsleiden und betraten damit absolutes Neuland. Aus diesem kleinen Anfang wuchs ein sozial-diakonisches Werk ersten Ranges: Bethel mit über 6000 Einwohnern, Akut- und Fachkrankenhäusern, mit Pflegehäusern für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen, mit Gymnasien, Fachschulen, Theologischer Hochschule und Internaten, Diakonen- und Diakonissenanstalt und einem hochqualifizierten Ärzteteam mit über 190 Medizinern. ES ENTSTAND DIE GROSSTE UND MODERNSTE EPILEPSIEFORSCHUNGSKLINIK IN DER BRD. – Viele anfallskranke Menschen aus aller Welt suchen hier täglich Hilfe. - Ein in Übersee aufgegebener Brief an "Pfarrer v. Bodelschwingh, Europa", erreichte den Empfänger ohne Verzögerung. - Das japanische Kaiserpaar besuchte im Okt. 1993 auf persönlichen Wunsch im Rahmen ihres Deutschlandbesuches die Betheler Anstalten. - Kernstück der Arbeit ist Hilfe für den Epileptiker. 95% der aufgenommenen Patienten können nach mehrmonatiger Behandlung und individueller, medikamentöser Einstellung wieder entlassen werden. Viele von ihnen führen, von kleinen Einschränkungen abgesehen, weitgehend ein normales Leben.
VON DEN FORSCHUNGSERGEBNISSEN IN BETHEL PROFITIERTE DIE VETERINÄRMEDIZIN IN HOHEM MASSE. Ich erbat Informationsmaterial und erfuhr u.a. von der Bio-Chemischen Abteilung, daß in Bethel auch erste Epilepsieanalysen für Hunde erstellt werden, die man dann an die Fachexpertin Frau Prof. Dr. med. vet. Dorothea Schwartz-Porsche, FU Berlin, weiterleitet. Ich wagte auch hier einen Anruf und konnte vieles dazu lernen. U.a. erzählte man von Epilepsie bei Katzen, Pferden, Affen, ja sogar bei Wellensittichen.
Was ist Epilepsie?
Die für uns Laien verständlichste Erklärung gab Bethel: "Das Gehirn ist die elektrische Schaltzentrale im Organismus mit Millionen Schaltstellen. Wenn das Gehirn geschädigt wird, z.B. durch eine Verletzung, bei einem Unfall, durch Sauerstoffmangel bei der Geburt, durch eine Hirnhautentzündung oder auch einen Hirntumor erhöht sich die Bereitschaft der Nervenzellen des Gehirns zu unregelmäßigen elektrischen Entladungen, zu "Kurzschlüssen". Ein solcher Kurzschluß kann sich als epileptischer Anfall äußern."
Jeder Hund kann Epilepsie bekommen. Nachstehende Rassen sollen aber hierfür besonders anfällig sein: Bernhardiner, Boxer, Cockerspaniel, Collie, Dackel, Dt. Schäferhund, Irish Setter, Labrador Retriver, Pudel, rauhhaarige Terrier, Tervueren, verschiedene Vorstehhundrassen, Wolfsspitz, Yorkshire Terrier, Zwergschnauzer. Diese Meinung wird aber nicht von allen geteilt. Die Gegner argumentieren, dass der Haushund, Mischlinge einbezogen, als ART befallen ist, keinesfalls aber einzelne Rassen herausgestellt werden dürfen. - Einigkeit besteht bei allen darüber, daß Rüden mehr zu Anfällen neigen als Hündinnen.
Man teilt die Epilepsie in 2 Gruppen ein:
Die IDIOPATHISCHE und SYMPTOMATISCHE EPILEPSIE:
Die idiopathische Epilepsie (auch Primäroder selbständige E. genannt) tritt nicht im Gefolge von anderen Krankheiten auf, es liegen auch keine Veränderungen in Form und Aufbau des Gehirns vor. Die Anfälle werden durch rein chemische Vorgänge ausgelöst, die von der Großhirnrinde ausgehen. Es ist nicht vorauszusehen, ob es allein bei Epilepsieanfällen bleibt oder ob sich noch andere Störungen des Nervensystems einstellen (Apathie, Ruhelosigkeit). Meist ist mit Wiederholungen der Anfälle zu rechnen, die ein typisches Bild zeigen: Plötzliches Hinstürzen, Seitenlage, starrer Blick, Bewußtseinsstörungen, Speichelfluß, Zittern, Laufbewegungen, Kot- und Harnabsatz. - Daneben gibt es aber häufig Anfälle, die weniger auffällig sind. Das sind sog. Absencen, die sich in einzelnen Verkrampfungen, Zuckungen oder Bewußtseinsstörungen äußern. Diese leichten Störungen werden von dem Anfallskranken wenig wahrgenommen, der Hundehalter bemerkt sie u.U. gar nicht. Oft treten diese Anfallszeichen gemischt auf.
Der Beginn dieser selbständigen Epilepsieform (idiopathisch) liegt beim Hund meist im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren. Es stehen mehrere Medikamente zur Wahl. Der Tierarzt muß herausfinden, weiches Mittel in welcher Dosierung für den betreffenden Hund in Frage kommt. Das kann einige Zeit dauern, bringt in den ersten Wochen auch unangenehme Nebenerscheinungen mit sich. (Großer Durst, starkes Hungergefühl, enormer Urinabsatz, Hecheln, Erbrechen, Unruhe oder Apathie). Allmählich verschwinden diese Erscheinungen wieder, die Anfälle werden seltener oder hören sogar ganz auf. Das Medikament muß von nun an regelmäßig: ) verabreicht werden und kann nie mehr abgesetzt werden, da dann die Anfälle gehäuft auftreten und es zum STATUS EPILEPTICUS kommen kann. Die Anfälle folgen rasch aufeinander, ohne daß der Hund sich zwischenzeitlich erholen kann. Auch ohne Absetzen der Medikamente kann der Hund in einen solchen Zustand geraten. Ohne ärztliche Hilfe besteht Lebensgefahr.
Um nicht evtl. unnötig in die Abhängigkeit eines Antiepileptikums zu geraten, beginnt man zunächst einen anderen Weg zu beschreiten. Bei Rüden helfen oft schon regelmäßige Hormongaben, man versucht erhöhte Gaben von Vitamin B, Beruhigungsmittel usw.
Die symptomatische Epilepsie (auch sekundäre oder erworbene Epilepsie genannt). Sie tritt als Folge anderer Krankheitenauf. TUMORE und ZYSTEN im GEHIRN. - SCHÄDELTRAUMEN - Blutungen und Narben hervorgerufen durch Unfälle aller Art. Oft lösen diese Unfälle erst nach Monaten oder Jahren Anfälle aus. Man hat sie schon längst vergessen . - GEHIRNHAUTENTZÜNDUNGEN: Gehirnstaupe, Tollwut, Infektionskrankheiten verschiedener Art, unspezifische Pilzerkrankungen, Zeckenbisse, undefinierbare Entzündungen. - Jede Infektion kann Epilepsie auslösen, wenn sie das Zentralnervensystem befällt. - An der Staupe können nicht nur Lunge und Darm erkranken, sondern auch das Gehirn. Es treten Krampfanfälle auf, auch wenn die Krankheit vorüber ist. Auch nach Jahren können sie erneut auftreten. MISSBILDUNGEN (angeborene oder erworbene): Lebermißbildungen; Wasserkopf - besonders bei Zwergrassen. DEGENERATIVE PROSE: Speicherkrankheiten - schwierig zu bestimmen. STOFFWECHSELSTÖ- RUNGEN: Unterzuckerung, Vergiftungen (Blei, Quecksilber, Rattengift, Trockenspiritus, Pflanzenschutzmittel, Frostschutzmittel). HERZ- UND KREISLAUFERKRANKUNGEN. MANGELERNÄHRUNG: meist Mangel an Vitamin B.
Anfälle müssen so früh wie möglich behandelt werden, da sonst Gehirnzellen unwiederbringlich absterben können. Durch Blutanalysen, EKG, EEG, Röntgenaufnahmen, genaue Züchterbefragung und Gespräche mit dem Besitzer können 20 - 30% der Ursachen abgeklärt werden.
Mit der Behandlung der Krankheit können oft auch die Krampfanfälle verschwinden. Das Antiepileptikum kommt dann nicht zum Einsatz. - 70 - 80% der Anfallsleiden sind unspezifisch, nicht bekannt, vermutlich 'idiopathisch. Schlagen Ausweichmittel n t an, muß ein Antiepileptikum eingesetzt und die Abhängigkeit in Kauf genommen werden. Auf alle Fälle müssen die elektrischen Impulse unterdrückt werden.
Der Anfall selbst umfaßt 3 Phasen: DIE AURA oder proiktale Phase, DER IKTUS oder eigentliche Anfall, DIE POSTIKTALE PHASE - Zustand nach Anfall. Bei der Aura können erkennbar sein: verkriechen, Unruhe, Nervosität. Ich hörte von einer Schnauzerhündin, daß sie vorher durch Bellen auf sich aufmerksam macht. Oft werden von uns aber keinerlei Veränderungen wahrgenommen. - Der Iktus (Anfall) dauert 1 - 2 Minuten, selten länger. Die Zeit kommt dem entsetzten Besitzer wie eine Ewigkeit vor. Die Schwere der Anfälle kann sehr unterschiedlich sein. Nach dem Anfall (postiktale Phase) kann der Hund nach Sekunden völlig normal sein oder aber.unruhig, verstört, desorientiert, kurzzeitig blind wirken. Er ist hysterisch, bekommt Wutanfälle, scheint Halluzinationen zu haben. - Der Anfall kann vom Besitzer nicht verhindert werden, man muß ihn geschehen lassen, den Hund aber genau beobachten, um dem Arzt, der die Anfälle ja kaum sieht, den Ablauf schildern zu können. Es muß genau Buch geführt werden. Vermindert sich die Anfallshäufigkeit, ist schon viel gewonnen. Das Ziel ist völlige Anfallsfreiheit, das kann aber nicht vorausgesetzt werden. U.U. kann es nötig sein, Medikament und Dosierung zu ändern.
Ob ein anfallskranker Hund behandelt oder eingeschläfert werden soll, entscheidet der Besitzer. Aber: EPILEPSIE IST KEIN TODESURTEIL. MIT GUTER ÄRZTLICHER BETREUUNG KÖNNEN HUND UND MENSCH EIN ERFÜLLTES UND LOHNENDES LEBEN MITEINANDER HABEN!
Zwergschnauzer N. wurde mit 6 Monaten nach Moers geholt. Am 1. Tag bekam er mehrere schwere Anfälle. Die Besitzerin wollte den Hund nicht zurückgeben und suchte sofort den Arzt auf. Die Anfälle, oft mehrere täglich, wurden lebensbedrohend. Medikament und Dosierung wurden gewechselt, nichts half. Schließlich wurde das richtige Medikament gefunden, und bei einer Dosierung, die für ein Pferd bestimmt war, hörten die Anfälle auf. Als die Besitzerin bei einer Durchfallerkrankung das Medikament eigenmächtig absetzte, kam es schon am nächsten Tag wieder zu schweren Anfällen. - Entgegen aller Voraussage blieben Herz, Leber und Nieren gesund. N. war ein fröhlicher und spielfreudiger Hund und treuer Wandergenosse. Aufrichtig betrauert starb er im Alter von 14 Jahren! Die Mühe hatte sich gelohnt. Ein mutmachendes Beispiel, für dessen Wahrheit ich mich verbürge. Bei N. sah ich den Status epilepticus beim Hund und hatte damals um sein Leben nichts mehr gegeben.
Erlebnis auf der Hundewiese: Fröhlich spielende Hunde. Ein Setter rast wie verrückt umher. Plötzlich ein dumpfer Knall, der Hund prallt mit voller Wucht mit dem Kopf gegen den Baum, bleibt eine Weile liegen, steht auf, torkelt und rast weiter. Der Besitzer ist ungerührt: "Der ist so verrückt, aber hart im Nehmen." Hier ist unter Umständen der Auslöser für eine spätere Epilepsie gegeben. Der Besitzer wird sich an nichts erinnern und die Schuld evtl. beim Züchter suchen.
Bauarbeiter hatten Trockenspirituswürfel achtlos weggeworfen. 4 Hunde fraßen davon, Schnauzer X überlebte als einziger. Es wurde alles zu seiner Rettung getan: Er hing 10 Tage lang immer wieder am Tropf, er bekam teure Medikamente, man hielt Nachtwache. Als X wieder laufen konnte, war er orientierungslos, er konnte nicht mehr bellen. Dann ging es aufwärts, und bald war der Schnauzer X wieder der Alte. Leider bekam er in den kommenden Monaten epileptische Anfälle, die mit Medikamenten unter Kontrolle gehalten werden können.
"Der Hund" 8/93: Ein Schäferhundrüde starb auf merkwürdige Weise, die Fragen offen läßt. Eine wainußgroße Grützbeutelentfernung in Narkose. Der Hund erwachte erst 7 Stunden später. Am nächsten Tag kurzer epileptischer Anfall. Daraufhin gab der Arzt eine Hormonspritze und Beruhigungsmittel. 2 Monate später 2 schwere Anfälle. Vitamin B-Injektion. Wenige Tage später verstarb der Rüde. - Antwort der Ärztin: Neurologische Probleme sind in der Human-, besonders aber in der Tiermedizin nicht selten. Ursache liegt häufig im Dunkeln. Die Therapiemöglichkeiten sind eng begrenzt. Es kommt zum sogenannten Narkosezwischenfall. Aus unerklärlichen Gründen werden Gehirnteile derartig gereizt, daß es zu Hochspannungen des Gehirns, auch der Nervenbahnen kommt. Ob Epilepsie als Folge der Narkose eintritt, ist offen. Es kann zum Zusammentreffen von Epilepsie und Narkose gekommen sein. Andererseits könnte die Narkose zum Ausbruch der Epilepsie geführt haben. Erst ein Obduktion könnte die Wahrheit nahebringen.
"Hunde" 17/93 (Schweiz) bringt eine Käuferanfrage: Schadenersatz des Züchters bei Epilepsie. Ein 3jähriger Rüde hatte 3 leichte Anfälle, der 4. war recht intensiv. Der Hund brauchte lange zur Erholung. Nach einem Brief habe sich die Züchterin nicht sonderlich interessiert gezeigt. Sie will ein tierärztliches Zeugnis. - Frage der Hundehalterin: 1. Kann E. durch Vorsorgeuntersuchung festgestellt werden? 2. Ist Rasseklub verpflichtet, abzuklären, wie der Befall der Rasse ist? 3. Kann der Züchter haftbar gemacht werden? - Um die Antwort mühten sich ein Tierarzt, Kynologe und Jurist. 1. Eine Epilepsievorsorgeuntersuchung ist unmöglich. E. zeichnet sich gerade dadurch aus, daß keine Veränderungen in Aufbau und Stoffwechsel der Hirnzellen feststellbar sind. 2. Rasseklubs tun das Mögliche, um einen Überblick über E. zu bekommen. 3. Züchterhaftung steht bei einem Hund in diesem 11 Alter nicht mehr zur Debatte. Hunde sind in dieser Zeit vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt gewesen, welche gerade bei der E. von wesentlicher Bedeutung sein können. Das bedeutet aber keineswegs, daß der Züchter sich nicht mehr dafür zu interessieren hat. Er muß wissen, wie sich die Paarung bewährt hat.
Ist Epilepsie vererbbar?
Der Bericht ist umsonst geschrieben, wenn nicht auch diese Frage angegangen wird, sie bewegt nämlich den Züchter, der sich wegen eines Epilepsiefalles in seiner Zucht verunsichert fühlt. Ihm werden Vorwürfe gemacht, in der Zucht nicht sorgfältig gewesen zu sein. Dem aber ist entgegenzuhalten, daß wohl jeder Züchter bemüht ist, gesunde Hunde zu verkaufen, sie sind seine beste Reklame. Nach einer Paarung ist man immer schlauer als vorher. - Ich habe manche Experten nach der Vererbbarkeit der Epilepsie befragt. Die Antworten der Tierärzte waren sehr vorsichtig, z.T. ausweichend. Für die Humanmedizin antwortet Bethel mit Merksätzen, die auch für den Hund gültig sind:
"Es gilt Vorurteile aus der Welt zu schaffen, unter denen Menschen mit Epilepsie und ihre Angehörigen leiden. Epilepsien sind Krankheiten wie andere auch. Epilepsie kann jeder bekommen. Epilepsie kann man durch einen Unfall bekommen oder durch Veranlagung. Epilepsie ist eine Krankheit des Gehirns. Epilepsie kann den ganzen Körper oder nur einen Teil befallen. Epilepsie ist keine Geisteskrankheit, sie führt auch nicht unbedingt zu einer geistigen Beeinträchtigung. Epilepsien sind mit Medikamenten zu behandeln. EPILEPSIEN SIND NICHT VERERBBAR!" Hinter diesen Sätzen steht die große Erfahrung der "Gesellschaft für Epilepsieforschung" in Bethel.
Auf der Zuchttagung des VDH im Okt. 1993 in Dortmund sagte die Expertin Frau Dr. med. vet. M. Kornberg, Trier: ,,Züchter tragen eine große Verantwortung. Viele Anfallsursachen sind erblicher Natur. Durch gezielte Selektion kann sowohl dem Tier als auch dem Halter viel Leid erspart bleiben." - Das kann voll bejaht werden. Anfälle können sowohl durch ererbte Ursachen als auch durch erworbene entstehen. Sie zu ergründen, ist oft sehr schwer. Darum gilt für die Hundezucht: Anfallskranke Tiere sollten auf jeden Fall aus der Zucht herausgenommen werden, auch wenn es ein vorzüglicher Gebrauchshund oder ein "Weltsieger" ist. Zum Schluß etwas zum Nachdenken: Eine gesunde 6jährige Hündin, zweimal erfolgreich geworfen, wird mit einem vielversprechenden 3 Jahre alten Rüden gepaart. 12 Wochen nach der Paarung bekommt der Vaterrüde seinen ersten epi- 12 leptischen Anfall. Die Epilepsie ist unspezifisch. Von den Welpen müssen 3 vor dem Verkaufstermin eingeschläfert werden, bereits schon jetzt schwere Epilepsie. - Sagt die Züchterin die Wahrheit, wird sie die restlichen 3 Welpen wohl nicht verkaufen können. Auch das Tierschutzgesetz erlaubt nicht das Einschläfern dieser jungen Hunde. - Der Fall ist aus der Praxis. Wie hätten Sie entschieden? Und das ist zum Erschrecken: Die Sendereihe "Frontal" im ZDF brachte am 16. 11.93 einen Bericht über Computerspiele. Das Geschäft boomt. Durch Reizüberflutung und Erregung ist es zu einem Anstieg von Epilepsie bei Kindern und Jugendlichen gekommen!
Marianne Welge, Moers
Literatur: Informationsmaterial der v. Bodelschwingh'- sehen Anstalten Bethel. - "Vorsorgeuntersuchungen nicht möglich", "Hunde" 17/93, Schweiz. - "Erst Obduktion gibt wirklich Auskunft", "Der Hund" 8/93, Dr. B. Löblich-Beardi. - "Epilepsie beim Hund", "Unsere Hunde" 6/90, Übersetzung aus "Dog World" v. Dr. H. Wachtel. - Für Telefonate standen zur Verfügung: Dr. med. vet. Bernhard Lazarz, Duisburg. - Prof. Dr. med. vet. Dorothea Schwartz-Porsehe, FU Berfin. - "Gesellschaft für Epilepsieforschung (Dr. Rambeck) - Biochemische Abtlg., Bethel.