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Paula100

unregistriert

1

Freitag, 4. Juli 2008, 13:46

Hat sich die Hundehaltung- und Erziehung in den vergangenen 30 Jahren verbessert?

Hallo Portaler,

angeregt durch die im Betreff stehende Frage von @Chica und durch den Vorschlag von @Riho, diese Frage als THEMA für einen thread zu nehmen, kopiere ich noch einmal meine Antwort zu diesem Thema an @Chica hier herein.

Vorab an Gisela: Danke für Deine lieben Worte!

Hier nun meine Gedanken zu Giselas ursprünglicher Frage:
==================================

Auf der einen Seite ein klares "JA", alldieweil heute ein ganz anderes Verständnis für das Wesen des Hundes gelehrt wird. Die "Sprache" der Hunde", "die Ursache für bestimmte Verhaltensweisen der Hunde" usw. waren ja vor 30 Jahren - für die meisten Menschen - noch kein Thema. Außerdem sind heute, zum Glück, bei den meisten Menschen brutale Erziehungsmethoden verpönt.

Auf der anderen Seite ein klares "NEIN". Es wimmelt heute doch nur noch so von "Städtischen oder gar Landes-Verordnungen", "Verbotsschildern von Jägern oder Bauern aufgestellt", "von viel zu vielen Hunden auf zu engem Raum", "von gedankenlosen Hundeführern, die auf andere Menschen wenig Rücksicht nehmen" usw. JAAAAAAAA... STIMMT ... ICH HABE EHER EIN NEGATIVES BILD UNSERER ZEIT. :p Ein weiteres Problem der Hundehaltung in der heutigen Zeit, ist die extreme Vielfalt der Angebote im Bereich "Erziehung", "Beschäftigung des Hundes", "Ernährung" usw. Als "normaler Hundehalter" - auf der Suche nach einer Orientierung um Deinem Hund GUTES zu tun - bist Du manchmal wirklich "aufgeschmissen". Da auch in diesem Bereich alles einem TREND unterliegt, viel von der Industrie angeheizt wird, fehlt es häufig, so empfinde ich es zumindest, AN RUHE UND NATÜRLICHEM UMGANG IN DER BEZIEHUNG MENSCH/HUND.

VG

Andrea

2

Freitag, 4. Juli 2008, 15:30


Hallo Andrea,

puuuuh ein wahrlich großes Thema , Ich könnte zwar vieeeel dazu schreiben , hab aber im Moment nicht viel Zeit , nur so viel mal ganz kurz vorab :

Als ich vor ca 33 Jahren meine Dackel bekam und ein HundeErziehungsbuch für den "Hausgebrauch" suchte, gabe es genau wie zu meiner Kindheit nur ein Einziges Buch zu DIESEM Thema , es hieß:

"Wie erziehe ich meinen Hund zum Hausgenossen ".

Bücher über Ausbildung zum Jagdhund oder Gebrauchshund gab es dagegen mehrere .

Dann, als wir im Jahre 2000 unsere Chica bekamen , ging es mir bereits so wie Dir: Das Bücherangebot war immens gewachsen und schrecklich unübersichtlich geworden. Man wusste gar nicht, WO man hingreifen sollte :o :o :o

Damals hatte ich noch viel Zeit und so setzte ich mich stundenlang in den "Hugendubel" (=große Münchner Buchhandlung) und las einige Bücher "an" , dazu bestellte ich mir Einige zur Probe, die ich ebenfalls zum Teil nur anlas und dann doch nicht kaufte ;)

ein anderes "Aha-Erlebnis" war für mich eine private Hundeschule, die ich hier in einem Münchner Vorort zufällig beim Straßentraining beobachten konnte. Das war noch bevor ich an die Anschaffung von Chica dachte.
Aber schon DAMALS sagte ich mir insgeheim: Wenn je wieder ein Hund, dann werde ich in DIESE Hundeschule gehen. Sie gehört übrigens - wie inzwischen immer mehr - dem sogenannten BHV an.

So viel für heute

Grüßle Gisela

mercedes122

unregistriert

3

Freitag, 4. Juli 2008, 15:47

Jein

Früher habe ich wesentlich mehr auf mein Bauchgefühl gehört, als heute. Da es weniger Bücher gab und kaum einen Hupla, wo man als Normalo hingehen konnte. Jetzt weiß jeder alles besser, und es wird mehr herum gebastelt an einem Hund. Das kann dann eben manchmal auch nach hinten los gehen.

4

Freitag, 4. Juli 2008, 16:04

Sinn der Veranstaltung heute wird sein, ihnen zu helfen, die immer schwierigeren Haltungsbedingungen für Hunde in den Griff zu bekommen. Jeder von ihnen wird sicherlich schon mal in eine mehr oder weniger unerklärliche Situation gekommen sein, in der sie sich selbst oder anderen gesagt haben: „Das hat er noch nie getan.“ Genau das ist der Punkt, wo Zweifel aufkommen, ob man alles richtig gemacht hat, oder ob vielleicht eine Gefahr von unserem Liebling ausgehen könnte.
Die Zeiten, in denen wir unsere Hunde überall frei laufen lassen konnten sind unwiederbringlich vorbei, weil unsere Welt immer enger und schneller geworden ist. Wo früher ein Hundebiss vielleicht den Übeltäter an die Kette oder in den Zwinger gebracht hat, bedeutet er heute manchmal das Todesurteil. Wir Hundehalter sehen uns einer starken Lobby von Hundegegnern und Politikern gegenüber, die zu allem Überfluss noch von einer sensationslüsternen Presse unterstützt werden.
Ihre Anwesenheit hier und heute zeigt mir, dass sie sich dieser Situation bewusst sind, aber wir müssen leider für die vielen Ignoranten unter den Hundehaltern mitarbeiten, unser Bild in der Öffentlichkeit positiv darzustellen.
Sie werden sehen, dass Hundehaltung nicht schwieriger geworden ist, sondern unsere Einstellung sich im Unterschied zu unseren Grosseltern verändert hat. Der Hund ist vom Nutztier zum Freizeitpartner geworden, was noch der Idealfall wäre. Meist jedoch ersetzt er fehlende Sozialkontakte oder ist gar nur Statussymbol.
Damit bringen wir, diese von klaren Sozialstrukturen abhängigen Tiere, in eine Situation, die sie nur noch mit ängstlichem oder aggressivem Verhalten meistern können.
Bleiben wir doch ruhig bei dem Vergleich von Gestern und Heute. Es wird vielleicht helfen zu erkennen, warum Hundeerziehung früher nicht so ein Thema war wie jetzt.
Die Hunde kamen zu ihren Besitzern, weil ein Wächter. Hüter oder Jagdgehilfe gebraucht wurde. Er bekam zu fressen was übrig war, er hatte seinen festen Platz im Stall, bestenfalls in der Küche, sein Herr schenkte ihm Aufmerksamkeit bei der Arbeit und wenn er zufrieden war wurde der Hund mit Lob bedacht. Ansonsten kam keiner auf die Idee zu fragen, ob der Vierbeiner wohl glücklich wäre oder man seine Zeit sinnvoll gestalten müsste.
War der Hund schmutzig, kam er in den Waschzuber und kein Mensch musste befürchten von ihm angegriffen zu werde.
Hunde in früheren Zeiten konnten ihre eigenen Sozialkontakte pflegen, sie bewegten sich frei in ihrer Umgebung und die vierbeinigen Nachbarn begegneten sich mit mehr oder weniger freundlichem Respekt.
Auch wenn das unvermeidliche Ende in Sicht kam, konnten sich die Hunde sicher sein, nicht unnötig mit lebensverlängernden Qualen malträtiert zu werden. Lieber Tierarzt, nicht aufstöhnen. Sie und ihre Kollegen sind für uns alle diejenigen, die uns immer wieder zur Seite stehen, wenn es um Leben und Tod geht. Ihrer Kunst verdanken unsere Begleiter eine höhere Lebenserwartung durch Impfungen und Parasitenbekämpfung, die ihre Vorfahren leider noch nicht genießen konnten.

Sinn dieses Ausflugs in die Vergangenheit ist es, ihnen den Unterschied zu heute darzustellen.
Diese Art der Hundehaltung gab den Tieren Sicherheit, weil ihre Stellung im Rudelverband gesichert war.
Wir verunsichern unsere Hunde, wenn wir mit immer neuen Leckereien hinter ihnen herlaufen, um sie zum fressen zu bewegen, wenn wir sie an bestimmten Stellen nicht kämmen, weil sie es nicht mögen, wenn wir sie ständig und überall zum Spielen und schmusen an unsere Seite binden.
Dadurch verursachen wir Rangordnungsauseinandersetzungen, die eigentlich zu vermeiden wären.
Unser Vorfahren gaben ihren Hunden einen Platz, der nie in Frage gestellt wurde, sie bestimmten den Zeitpunkt für Aufmerksamkeit, die nur nach erbrachter Leistung gewährt wurde. Wir streicheln unsere Lieblinge sofort, wenn wir dazu aufgefordert werden, eine für die Beziehung fatale Reaktion.
Die tägliche Routine von füttern, pflegen und arbeiten gibt uns unersetzliche Möglichkeiten unsere Stellung als souveräner Rudelchef zu festigen.
In der Verhaltenforschung spricht man von Ressourcen, die vom Hund erreicht bzw. verteidigt werden. Das bestimmt sein Triebverhalten. Er ist immer bestrebt seine lebenswichtigen Ressourcen zu behalten, wir machen uns das zu Nutze, indem wir sie verwalten und zuteilen. (Nahrung, Ruheplatz, Sozialkontakte)
Das heißt in der Praxis: Der Besitzer teilt das Futter zu, zwar zu festen Zeiten und in ausreichender Menge, aber nicht wenn der Hund es einfordert oder bestimmte Mahlzeiten verweigert.
Wir kämmen ihn an jeder Stelle des Körpers und untersuchen sein Gebiss wann immer es uns gefällt.
Wir bestimmen Tabuzonen im Haus, die nur wir betreten, bzw. verweisen ihn von Plätzen, die er für sich beansprucht.
Die Ruhezeiten werden vom Besitzer angeordnet und nicht durch Spielaufforderungen des Hundes unterbrochen.
Lob und Aufmerksamkeit sollte sich ein Hund durch kleine Aufgaben immer verdienen.

Wenn wir vom ersten Tag des Zusammenlebens an diese kleinen Tipps beachten, werden größere Auseinandersetzungen oft zu vermeiden sein.

Befreien sie sich bitte von dem oft bemühten Bild des übermächtigen, aggressiven Rudelchefs, der seine Ziele immer und überall mit Strafe und Gewalt durchsetzt.
Bobachten sie lieber Hunde im Umgang miteinander und lernen sie subtile Körpersignale zu deuten. Sie werden sehen, wie langmütig gut sozialisierte Hunde miteinander umgehen und bestrebt sind, Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Hier schließt sich der Bogen zur Vergangenheit wieder. Damals vermehrten sich oft nur die Tiere, die sich souverän in der Hundegemeinschaft durchgesetzt hatten. Die ängstlichen, aggressiven kamen nicht zum Zug. So ist es vom Wolfserbe vorgesehen und hat seinen Sinn im friedlichen Miteinander.






Hanifeh

unregistriert

5

Freitag, 4. Juli 2008, 16:36

Ich meine zu beobachten, daß es heute wesentlich mehr Hunde gibt als früher - sowohl mehr Leute mit einem Hund als auch mehr Mehrhunde-Halter. Viele Hunde werden angeschafft, weil "man" einfach einen "will" - wesentlich überlegter war es früher glaub ich auch nicht in allen Fällen, nur gab es vielleicht weniger soziale Defizite, die über Hunde ausgeglichen wurden? Wenn jemand selbst kein Sozialverhalten gelernt hat, kann er es auch einem Hund nicht beibringen - Rücksichtslosigkeit und Ellbogen-Gesellschaft spiegeln sich auch bei der Hundehaltung deutlich wider. Die daraus resultierenden Beschränkungen für ALLE Halter werden von denen, für die sie eigentlich nötig waren, am konsequentesten umgangen. Woraus weitere Negativschlagzeilen und weitere Beschränkungen resultieren....

Der andere "neue" Trend ist die "Benutzermentalität" auf der einen und die "Pflegesucht" auf der anderen Seite:
Benutzer BENUTZEN Hunde für das eigene Ego. Ob es Tierschutzhunde mit besonderen Defiziten (nichts verkauft sich besser als ein dreibeiniger Galgo, denn die Leute lieben es, von jedem Zweiten angesprochen und bemitleidet/bewundert zu werden!), Sporthunde (die Leistung des Hundes muß das Prestige des Halters aufwerten), Zuchthunde (Geld/Prestige), Schauhunde (Prestige/Geld) oder Arbeitshunde sind - gemeinsames Kennzeichen ist der "fliegende Wechsel" solcher Hunde von Hand zu Hand. Auch DAS gab es früher schon, ist aber meiner Meinung nach wesentlich häufiger (und akzeptierter) geworden.
Pflegesüchtige machen aus JEDEM Hund einen Krüppel - entweder psychisch oder physisch. Sie rennen von TA zu TA, von Trainer zu Trainer, von Guru zu Guru, fangen 100 Therapien und Ausbildungen an und bringen nichts zu Ende. Sie leiden unendlich mit/unter ihrem Hund, tun aber im Grunde NICHTS dagegen, denn anscheinend leiden sie GERN. Jede neue Leine wird stundenlang durchdiskutiert, jedes Gramm Futter sorgsam durchdacht, peinlich genau zugeteilt und der Output ist Lieblingsthema beim Abendessen mit Freunden. DIESE Sorte Hundehalter gab es glaub ich früher nicht - oder sie sind mir erspart geblieben.

Positiv finde ich die steigende Zahl der Halter, die wirklich versuchen, für sich und ihre Hunde den besten Mittelweg zwischen allen Tücken des Alltags zu finden - auch dabei zeichnet sich eine Zunahme ab. Hunde im Büro, Therapiehunde in Heimen und Kliniken und ganze Bücher zum Thema Spaß/Spiel/Urlaub mit Hunden wären vor 30 Jahren kaum denkbar gewesen.

Ich komme mir uralt vor bei diesem Thema - früüüüüüüüüüüüüüüher ist eins der Lieblingsworte meiner Oma!
:607: S

edit: Judy, aus welchem Vortrag haste das denn??

Traudel

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6

Freitag, 4. Juli 2008, 17:04

Sehr interessant Judy!!
1975 bekam ich meinen ersten Riesen, 77 den zweiten dazu. Es waren wie heute
Wohnungshunde obwohl Zwinger vorhanden waren.
Auf dem Hupla waren wir auch, aber ich kann euch heute noch nicht sagen, wie
mein Mann den Hund über die Steilwand 1,80 hoch gebracht hat :?:
Lob gab es da selten !!!
Ältere hier im Forum können sich bestimmt noch an diese Hupla Zeiten erinnern.
Auch wenn des Hündchen mal zugebissen hat, wenn einer versehentlich in den Hof
kam gab es keinen großen Ärger. Jagen war auch ein Thema, dass nicht so ernst genommen wurde.
Im Vergleich zu heute müsste ich meinem damaligen Rüden, mit einem Maulkorb führen.
Ja heute habe ich zivilisierte Hunde die sich beissen lassen. :(
Menschenfreundlich sind und jeden Einbrecher wahrscheinlich in die Burg lassen :?:
Ich will es garnicht wissen.
Signatur von »Traudel« Liebe Grüße, Traudel und alle meine Tierchen

7

Freitag, 4. Juli 2008, 17:09

@ Sabine und Traudel

Auch ich hab mal Leuten das Laufen mit ihren Hunden beigebracht.

also Beitrag oben: copyright Meinereiner :D :D :D

Hanifeh

unregistriert

8

Freitag, 4. Juli 2008, 17:11

Hätt ich jetzt nicht gedacht - ist ja gar kein Stabuchensalat drin....
:605: S

Traudel

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9

Freitag, 4. Juli 2008, 17:15

Hut ab Judy, :582:
Signatur von »Traudel« Liebe Grüße, Traudel und alle meine Tierchen

Vera + Hexer

unregistriert

10

Freitag, 4. Juli 2008, 19:28

Tolle Beiträge.

Ehrlich gesagt, diese wahnsinnig großen Unterschiede zu früher - ich sehe sie nicht. Hunde waren schon immer alles mögliche für ihre Besitzer: Blitzableiter für Gefühle, Ego-Verstärker, Sportgerät, Familienmitglieder, Schauobjekte, Einsamkeitsüberbrücker, Spielgefährten, Statussymbol, Schutz, usw. usw. usw. Fast nichts hat sich geändert, weil Menschen sich nicht ändern. Viele behandeln ihre Hunde richtig und gut - und viele eben nicht! Damals wie heute haben die meisten Menschen keinen Hund verdient.

Konrad Lorenz Buch, "So kam der Mensch auf den Hund" war ein Bestseller. Ich kannte kaum jemand, der es nicht gelesen hatte. Und Jahrzehnte davor, die Bücher von Konrad Most und von Stephanitz waren (und sind noch heute) für jeden zu haben, der sich über Hundewesen-und Ausbildung informieren wollte. In den 60iger Jahren hat Peter Burtziks Buch "Erziehung und Ausbildung" vielen geholfen (mir auch). Diese Bücher befaßten sich mit Ausbildung und Wesen des Hundes und sind von Männern geschrieben worden, die eine hervorragende Beobachtungsgabe und auch ein Herz für Hunde hatten. Die heutigen Extremisten der "gewaltlosen Erziehung" stellen diese großen alten Ausbilder gerne als Tierschinder dar - das ist aber WEIT gefehlt. Das Element der Freude an der Arbeit für den Hund war auch diesen Männern sehr bedeutend. ("Gewaltlose" Erziehung und Erziehung, die ausschließlich auf "Operant Conditioning" beruht ist ja nun wirklich nicht neu — wir hatten ja auch ein Wort dafür, nämlich: Instrumentelle Konditionierung — und ist alles andere als "artgerecht." Artgerecht ist ja auch so ein Wort das viel herumgeworfen aber wenig verstanden wird).

Was danach kam, waren hunderte von Plagiat-Büchern. Diese Ausbildungsautoren schreiben doch alle voneinander ab. Dann gibts heute eben mehr Ausbildungsbücher, die alle mehr oder weniger das selbe sagen. Toll! (Es gibt wohl ein paar, die Neues gebracht haben, oder Altes in besserer Form und mit mehr Verständnis beschreiben und angewandt haben (Raiser) - aber nicht viele!)

Nun soll niemand denken, daß ich die neueren Methoden der Ausbildung nicht für einen guten Fortschritt halte - aber an den Sünden, die viele Halter am Hund begehen, haben sie wenig geändert. Da kommen solche Leute zu mir in die Hundeschule, haben zuviel gelesen, wissen von nichts und erzählen mir dann in der Orientierungsstunde, daß sie aber nicht wollen, daß der Hund "gebrochen" werde (break his spirit). Ich schau mir dann diese überfütterten, mißtrauischen Viecher fast ohne Bindung zu ihren Haltern an und denke mir: "Tja mein Lieber, das hast Du schon ganz gut alleine hingekriegt." Die meisten wollen einen Hund, den man in die Ecke stellen kann, wenn man was anderes vorhat; und ein wohlerzogener Hund ist der, der sich nicht wie ein Hund verhält. Aber dann was von gewaltloser Erziehung faseln! Solchen Hunden zollt man keinen Respekt, nimmt sie eigentlich gar nicht ernst. Sie kennen ihren Namen nur als schlechtes Omen und haben "Nein" mehr gehört als Lob. Wenn Lob kommt, kommt es nicht von Herzen.

Aber ich schweife ab, was mir sonst sehr selten passiert. :p

Was wir haben — und das ist keine gute Entwicklung — ist eine Hundeüberschuß. Früher konnten nur die relativ Wohlhabenden ihren Hund als Statussymbol haben, heute kann es fast jeder. (Das ist natürlich eine Binsenweisheit). Somit werden wir Hundenarren fast täglich damit konfrontiert, was man NICHT mit einem Hund machen sollte. Früher sah man das mehr aus der Distanz oder man 'hörte,' was Soundso mit seinem Hund gemacht haben soll.

Vera



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