Sinn der Veranstaltung heute wird sein, ihnen zu helfen, die immer schwierigeren Haltungsbedingungen für Hunde in den Griff zu bekommen. Jeder von ihnen wird sicherlich schon mal in eine mehr oder weniger unerklärliche Situation gekommen sein, in der sie sich selbst oder anderen gesagt haben: „Das hat er noch nie getan.“ Genau das ist der Punkt, wo Zweifel aufkommen, ob man alles richtig gemacht hat, oder ob vielleicht eine Gefahr von unserem Liebling ausgehen könnte.
Die Zeiten, in denen wir unsere Hunde überall frei laufen lassen konnten sind unwiederbringlich vorbei, weil unsere Welt immer enger und schneller geworden ist. Wo früher ein Hundebiss vielleicht den Übeltäter an die Kette oder in den Zwinger gebracht hat, bedeutet er heute manchmal das Todesurteil. Wir Hundehalter sehen uns einer starken Lobby von Hundegegnern und Politikern gegenüber, die zu allem Überfluss noch von einer sensationslüsternen Presse unterstützt werden.
Ihre Anwesenheit hier und heute zeigt mir, dass sie sich dieser Situation bewusst sind, aber wir müssen leider für die vielen Ignoranten unter den Hundehaltern mitarbeiten, unser Bild in der Öffentlichkeit positiv darzustellen.
Sie werden sehen, dass Hundehaltung nicht schwieriger geworden ist, sondern unsere Einstellung sich im Unterschied zu unseren Grosseltern verändert hat. Der Hund ist vom Nutztier zum Freizeitpartner geworden, was noch der Idealfall wäre. Meist jedoch ersetzt er fehlende Sozialkontakte oder ist gar nur Statussymbol.
Damit bringen wir, diese von klaren Sozialstrukturen abhängigen Tiere, in eine Situation, die sie nur noch mit ängstlichem oder aggressivem Verhalten meistern können.
Bleiben wir doch ruhig bei dem Vergleich von Gestern und Heute. Es wird vielleicht helfen zu erkennen, warum Hundeerziehung früher nicht so ein Thema war wie jetzt.
Die Hunde kamen zu ihren Besitzern, weil ein Wächter. Hüter oder Jagdgehilfe gebraucht wurde. Er bekam zu fressen was übrig war, er hatte seinen festen Platz im Stall, bestenfalls in der Küche, sein Herr schenkte ihm Aufmerksamkeit bei der Arbeit und wenn er zufrieden war wurde der Hund mit Lob bedacht. Ansonsten kam keiner auf die Idee zu fragen, ob der Vierbeiner wohl glücklich wäre oder man seine Zeit sinnvoll gestalten müsste.
War der Hund schmutzig, kam er in den Waschzuber und kein Mensch musste befürchten von ihm angegriffen zu werde.
Hunde in früheren Zeiten konnten ihre eigenen Sozialkontakte pflegen, sie bewegten sich frei in ihrer Umgebung und die vierbeinigen Nachbarn begegneten sich mit mehr oder weniger freundlichem Respekt.
Auch wenn das unvermeidliche Ende in Sicht kam, konnten sich die Hunde sicher sein, nicht unnötig mit lebensverlängernden Qualen malträtiert zu werden. Lieber Tierarzt, nicht aufstöhnen. Sie und ihre Kollegen sind für uns alle diejenigen, die uns immer wieder zur Seite stehen, wenn es um Leben und Tod geht. Ihrer Kunst verdanken unsere Begleiter eine höhere Lebenserwartung durch Impfungen und Parasitenbekämpfung, die ihre Vorfahren leider noch nicht genießen konnten.
Sinn dieses Ausflugs in die Vergangenheit ist es, ihnen den Unterschied zu heute darzustellen.
Diese Art der Hundehaltung gab den Tieren Sicherheit, weil ihre Stellung im Rudelverband gesichert war.
Wir verunsichern unsere Hunde, wenn wir mit immer neuen Leckereien hinter ihnen herlaufen, um sie zum fressen zu bewegen, wenn wir sie an bestimmten Stellen nicht kämmen, weil sie es nicht mögen, wenn wir sie ständig und überall zum Spielen und schmusen an unsere Seite binden.
Dadurch verursachen wir Rangordnungsauseinandersetzungen, die eigentlich zu vermeiden wären.
Unser Vorfahren gaben ihren Hunden einen Platz, der nie in Frage gestellt wurde, sie bestimmten den Zeitpunkt für Aufmerksamkeit, die nur nach erbrachter Leistung gewährt wurde. Wir streicheln unsere Lieblinge sofort, wenn wir dazu aufgefordert werden, eine für die Beziehung fatale Reaktion.
Die tägliche Routine von füttern, pflegen und arbeiten gibt uns unersetzliche Möglichkeiten unsere Stellung als souveräner Rudelchef zu festigen.
In der Verhaltenforschung spricht man von Ressourcen, die vom Hund erreicht bzw. verteidigt werden. Das bestimmt sein Triebverhalten. Er ist immer bestrebt seine lebenswichtigen Ressourcen zu behalten, wir machen uns das zu Nutze, indem wir sie verwalten und zuteilen. (Nahrung, Ruheplatz, Sozialkontakte)
Das heißt in der Praxis: Der Besitzer teilt das Futter zu, zwar zu festen Zeiten und in ausreichender Menge, aber nicht wenn der Hund es einfordert oder bestimmte Mahlzeiten verweigert.
Wir kämmen ihn an jeder Stelle des Körpers und untersuchen sein Gebiss wann immer es uns gefällt.
Wir bestimmen Tabuzonen im Haus, die nur wir betreten, bzw. verweisen ihn von Plätzen, die er für sich beansprucht.
Die Ruhezeiten werden vom Besitzer angeordnet und nicht durch Spielaufforderungen des Hundes unterbrochen.
Lob und Aufmerksamkeit sollte sich ein Hund durch kleine Aufgaben immer verdienen.
Wenn wir vom ersten Tag des Zusammenlebens an diese kleinen Tipps beachten, werden größere Auseinandersetzungen oft zu vermeiden sein.
Befreien sie sich bitte von dem oft bemühten Bild des übermächtigen, aggressiven Rudelchefs, der seine Ziele immer und überall mit Strafe und Gewalt durchsetzt.
Bobachten sie lieber Hunde im Umgang miteinander und lernen sie subtile Körpersignale zu deuten. Sie werden sehen, wie langmütig gut sozialisierte Hunde miteinander umgehen und bestrebt sind, Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Hier schließt sich der Bogen zur Vergangenheit wieder. Damals vermehrten sich oft nur die Tiere, die sich souverän in der Hundegemeinschaft durchgesetzt hatten. Die ängstlichen, aggressiven kamen nicht zum Zug. So ist es vom Wolfserbe vorgesehen und hat seinen Sinn im friedlichen Miteinander.