Ein RS der langes, weiches, gelocktes Haar hat is per Definition nicht gebrauchsfähig. Um mit dem Fährten gehen zu können, ohne hinterher stundenlang zu baden und zu brürsten müßte man ihn kahlscheren.
Gebrauchsfähig ist für mich bei allen Hunden: geeignetes Haarkleid, angemessene Größe, Gesundheit + Kraft, gutes Wesen — dies alles innerhalb des Typs. Natürlich soll ein RS oder Schnauzer oder weiß der Kukuk auch innerhalb des Rassetyps bleiben. Aber jedes Kriterium muß mit dem Blickwinkel auf Gebrauchsfähigkeit gesetzt werden.
Man sieht doch sofort, wenn die Gebrauchshundklasse antritt - bei jeder Rasse übrigens. Die sehen meistens einfach anders aus: Sie haben oft weniger Substanz, sind athletischer und vom Wesen anders. Natürlich ist auch das Haarkleid gewöhnlich weniger frisiert. (Natürlich gibt es auch die ausgesprochen 'schönen Gebrauchshunde,' die ganz buchstäblich mit Hängen und Würgen eine einzige Prüfung überstanden haben, aber über die zähle ich jetzt nicht.)
Die Vermutung liegt also nahe, daß der "Schönheitsstandard" nicht der ideale Standard für Gebrauchshunde ist - nicht nur bei unseren Rassen - und ziemlich willkürlich Modeerscheinungen unterworfen ist.
Man will z. B. "Wucht" bei einem schönen RS. Im Realtext heißt das bei den Ausstellungstauben: Masse. Aber physikalisch gesehen ist 'Wucht' Masse mal Geschwindigkeit! Aha! Jetzt sieht die Sache schon anders aus. Ein RS, der vielleicht in den Augen der Schönheitsbefürworter an Substanz mangelt, holt den Helfer wie ein Geschoß von den Füßen. Das ist Wucht. Der Schönheitshund kommt irgendwann mal mit wehendem Haar angekloppelt, damit man ihm den Arm ins Maul stopfen kann (und das auch nur, wenn er sich überhaupt traut).
O.k. ich übertreibe. Aber nur ein bißchen.
Ich habe übrigens selbst einige Hunde gehabt, die nicht gerade Koryphäen im Gebrauchshundbereich waren, aus verschiedenen Gründen. Alle sind sie geliebt worden und bei mir alt geworden, nur wäre es mir im Leben nie eingefallen, damit zu züchten!!
Vera