Es ist schon eine interessante Frage, wie unsere unsere Hunde in Vorzeiten ernährt wurden.
Ich stelle hier mal den Text aus dem Buch "Handbuch zur Beurtheilung der Racen-Reinheit des Hundes von Bungartz ein. Das Buch wurde 1884 geschrieben, der Zeitraum bis heute ist zum Begriff Vorzeiten zwar nur ein Wimpernschlag aber ich finde diese Beschreibung, die im Kapitel Aufzucht und Pflege enthalten ist, ganz interessant. Bemerkenswert finde ich, dass Bungartz schon damals die Fütterung von Hundekuchen empfohlen hat.
Walther
Aufzucht und Pflege
Bevor ich zur Besprechung dieses Punktes übergehe, will ich noch einige Verhaltungsmassregeln für eine wölfende Hündin voranschicken. Die Hündin trägt normal 9 Wochen, also 63 Tage; öfters tritt die Niederkunft einige Tage früher, seltener später ein. Während der Trächtigkeit sollte man der Hündin möglichst viele Bewegung gestatten. •Wenn der Augenblick herantritt, wo die Hündin wölfen soll, wird dieselbe unruhig, nässt öfter, das Auge wird feurig und sie läuft hin und her; man richte dann schleunigst an einem dunIden zugfreien Orte ein reichlich mit Heu oder Stroh, bei grossen Hunden und bei kleineren zarten Racen mit einer Wolldecke versehenes Lager her, stelle eine mit lauwarmer Milch - welcher man einige Tropfen guten Leinöls beisetzt - gefüllte Schüssel hin und beobachte nun den Hergang,
um, falls es nöthig ist, der Hündin behiflich zu sein. Nie sollte man, besonders junge Hündinnen bei der Niederkunft allein lassen, da dieselben sich beim ersten Wurf oft so ungeschickt benehmen, dass die Mehrzahl der Nachzucht dabei verloren geht. In der Regel wird die Mutter ihre Neugeborenen sofort eifrig und unsanft belecken, geschieht dieses nicht, so lege man selbst Hand an und streiche dieselben
nicht allzu zart gegen die Haare, bis die Jungen Leben zu erkennen geben; alsdann lege man dieselben an die Zizen der Mutter und sehe zu bis solche angesäugt. Nach der Geburt kann man der Mutter eine kräftige, mit einigen Tropfen Leinöl versehene Fleischbrühe mit gutem Brode vorsetzen und achte man auch besonders darauf, dass derselben während der Zeit, wo die Jungen säugen, reichliches und kräftiges Futter verabreicht wird, damit sie im Stande ist, ihren Jungen genügend Milch zuführen zu können. Die Augen der Jungn öffnen sich mit dem 9. Tage, man lasse die Jungen 6 bis 8 Wochen bei der Mutter, nach welcher Zeit sie dieselben schon selbst von der Brust abhalten wird. Sobald der junge Hund entwöhnt, gebe man ihm die ersten Tage Milch *) mit Brod. Später Fleischbrühe mit Brod, zerstossene Knochen und etwas klein geschnittenes Fleisch. Zwischen dem 3. und 4. Monat tritt der erste Zahnwechsel ein und nachdem dieser vollendet, gewöhne man den jungen Hund an das Futter älterer Thiere.
Bei jungen Hunden grösserer Racen habe ich mit viel Erfolg' den medicinischen Leberthran angewandt; wenn derr selbe auch theuer, so wird man doch regelmässig kräftige und gesunde Thiere erzielen, auch glaube ich, dass es ein gutes Vorbeugungsmittel g'egen die Staupe ist.
Das Futter für grössere Hunde bestehe in gutem Fleisch (auch gesundes Pferdefleisch) , Knochen, ausgebackenem Brode, Reis, Gemüse, Kartoffeln, welch Letztere, da der Hund sie schwer verdaut, klein geknetet werden müssen. Kleineren Hunden gebe man eine Brühe mit Gemüse und Brod, auch ab und zu etwas Fleisch, übe aber bei den zarten Racen mässige Diät. Ein bequemes und ebenso nahrhaftes Futter sind die englischen und deutschen Hundekuchen. Diese Bisquits werden von den Hunden sowohl in trocknem wie in aufgeweichtem Zustande gerne genommen. Die englischen Büffelfleisch-Bisquits von Clarke habe ich eine Zeit lang gefüttert und kann ich dieselben somit aus eigener Erfahrung empfehlen. Die deutschen Kuchen, welche den englischen nichts•nachgeben, habe ich nicht erprobt, da ich die letzten Jahre ausschliesslich Reis mit Fleischabfällen zusammengekocht, dem ich noch gutes Brod zusetze, füttere und bei dieser Fütterungsweise stets gesunde und kräftige Thiere besitze. Reines Wasser
sollte dem Hunde zum Saufen jederzeit zugänglich sein, sowie viel Bewegung im Freien zum Wohlbefinden des Hundes wesentlich beiträgt. Das Lager muss an einem zugfreien Orte angebracht, öfters gereinigt, gelüftet und erneuert werden.
Eine aufmerksame Pflege wird sich stets vortheilhaft durch ein gesundes und sauberes Aeussere belohnen. Kurzhaarige Hunde sollten wenigstens täglich einmal gebürstet, langhaarige wenigstens einmal sorgfältig des Tags gekämmt werden. In der heisseren Jahreszeit sei man darauf bedacht, dem Hunde öfter ein Bad zugänglich zu machen, bei solcher Pflege wird ein Hund selten Ungeziefer beherbergen, Krankheiten weniger zugänglich sein und seinen Herrn oder seine Herrin durch ein schönes Aussehen und stete Munterkeit erfreuen.
*) Am besten Ziegenmilch, die erfahrungsgemäss keine –Würmer erzeugt.