Hier die Begründung des Tierheimes Bochold zum Thema:
Warum kastrieren wir in der Regel unsere Abgabehunde?
http://www.tierheimbocholt.de/haltungstipps/hund_kastration.html
Wir vom Tierheim Bocholt geben in der Regel nur kastrierte Hunde - gleich ob männlichen oder weiblichen Geschlechts - ab. Ausnahmen bilden natürlich Welpen und alte Hunde.
Bei Welpen, vor allem reinrassigen Welpen und vor allem auch groß werdenden oder uns schon als Welpen schwierig erscheinenden Hunden machen wir bei der Überlassung der Hunde in die neue Familie die Kastration zu Bedingung. Diese wird dann vertraglich fixiert und von uns nachgeprüft.
Wir erfahren eine große Akzeptanz der Kastration bei Hunden. Viele neue Besitzer legen von vornherein sehr viel Wert darauf, dass die Hunde bereits kastriert sind oder versichern uns unaufgefordert, dass sie den Hund kastrieren lassen werden.
Die teilweise hohen Kosten für die Kastration werden dabei in Kauf genommen.
Menschen, bei denen von vornherein eine Kastration am Geld scheitern würde, bekommen von uns keinen Hund, denn sie sind dann auch nicht in der Lage, den Hund ausreichend medizinisch betreuen zu lassen, wenn er ernsthaft krank wird. Der Tierschutzverein kann auch nicht für alle medizinischen Kosten, die ein vermittelter Hund in seinem Leben verursacht, gerade stehen.
Die Vorteile einer Kastration überwiegen eindeutig gegenüber den Nachteilen.
Vorteile bei Hündinnen:
Ausbleiben der lästigen Blutungen (dies ist den meisten Besitzern am wichtigsten, die eine Hündin adoptieren) Garantiert keine Vermehrung (größter Vorteil für alle tierschützerisch denkenden Menschen).Keine Gebärmutterentzündung oder Gebärmutterkrebs.
Keine streunenden Hündinnen, die verzweifelt einen Rüden suchen.
Nachteil bei Hündinnen:
sehr selten - oft rassebedingt - kann Inkontinenz auftreten, einige Hündinnen neigen zu Übergewicht nach einer Kastration, dies liegt aber meistens an der Inkonsequenz der Besitzer
Vorteile bei Rüden:
das lästige Markieren wird oft etwas eingedämmt, vor allem bei früh kastrierten Rüden die Dominanz bei Rüden wird etwas neutralisiert, das Verhalten von Rüden untereinander ist angenehmer, weniger aggressiv das Streunen wegen läufiger Hündinnen entfällt die im Alter häufig auftretenden Prostatabeschwerden und andere hormonell bedingten Beschwerden entfallen aber das Wichtigste für uns Tierschützer: ein kastrierter Rüde produziert keine Welpen mehr
Nachteil bei Rüden:
evtl. Übergewicht, siehe Hündinnen
Die oft geäußerte Befürchtung, Hunde würden sich im Wesen total verändern, ist in den Bereich der Märchen zu verbannen. Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass im Bereich der Hundekastration solche und ähnlich kuriose Aussagen im Umlauf sind.
Außerdem gibt es Hundebesitzer und Tierärzte, die, wenn es um die Kastration der Rüden geht, fast einem Männlichkeitswahn verfallen. Es ist doch immer wieder beschämend, feststellen zu müssen, dass einer Hündin eine eher schwere Operation mit Baucheröffnung zugemutet wird (man will ja das eklige Bluten zweimal im Jahr nicht), aber die 5-Minuten Operation des Rüden vehement abgelehnt wird.
Allerdings - warum sollen diese Dinge bei den Tieren anders sein als bei den Menschen?
Man sollte sich auch einmal Gedanken darüber machen, woher die meisten der Tierheiminsassen kommen. Häufig sind dies Schäferhunde, Rottweiler oder die so genannten Kampfhunde bzw. deren Mischungen, und oft waren es sog. Unfallwelpen („unsere Hündin ist abgehauen“), die Schweinekobenzüchtungen von Bauern (ein Wurf Welpen bringt mehr als ein Kalb) oder andere Nebenverdienstzuchten verantwortungsloser Zeitgenossen. Die armen Tiere werden als Billigware an jeden, der zahlt, abgegeben, um die Geldbörsen der „Vermehrer“ etwas aufzubessern.
Aus dem süßen Welpen ist schnell ein großer nach der Geschlechtsreife nicht mehr zu bändigender Hund geworden, der unter Vortäuschung von Allergie, Berufstätigkeit usw. im Tierheim abgeliefert wird. Durch den rechtzeitigen Besuch der Hundeschule wäre vielen Hunden das Elend erspart geblieben. Jetzt haben es die Tierheime in der Hand, gerade bei diesen Hunden eine weitere Vermehrung durch Kastration zu unterbinden und durch eine seriöse Vermittlung sicher zu stellen, dass diese Hunde in verantwortungsvolle fachkundige Haltung abgegeben werden.
Gegen eine Kastration kann natürlich die Auslegung des Tierschutzgesetzes sprechen, handelt es sich doch um einen Eingriff am gesunden Tier ohne medizinischen Grund.
Aber angesichts der weltweiten Überpopulation von Hunden und Katzen, die bei Millionen von Tieren zu einer Verelendung führt, sollten wir an solchen Gesetzesinterpretationen keinen Gedanken verschwenden und praxisbezogen handeln.
Nur die Vermeidung von weiterer Vermehrung gibt den Tieren in den Tierheimen eine Chance, vielleicht noch einmal ein neues Zuhause zu finden.
Ohne Eindämmung der Vermehrung der Tiere ist unsere Tierschutzarbeit eine Farce, weil wir nur an den Symptomen herumdoktern, ohne das Kernproblem zu beseitigen.