Liebe Traudel,
ich bin ein rarer Besucher von Foren, aber dieses Thema ist mir ein besonderes Anliegen. Ich bin selbst Züchter und stelle an mich und meine Züchterkollegen hohe Ansprüche. Ein Züchter hat seinen Welpen und seinen Welpenkäufern gegenüber eine grosse Verantwortung.
Die Verantwortung wird vielleicht nicht immer von Allen gleich wahrgenommen, schwarze Schafe gibt es überall. Aber bei einem registrierten Zücher hat der Welpenkäufer die Möglichkeit eine Beschwerde beim Rasseverband oder Dachverband einzubringen. Die schwarzen Schafe unter den registrierten Züchter laufen somit Gefahr ihre Zuchtzulassung zu verlieren.
In dieser Runde geht es um die Frage, ob ein Hund ohne Ahnentafel ein Rassehund ist oder nicht. Per Definition ist er es nicht. Ein Rassehund wird durch seinem Rassestandard definiert, dieser wiederum wird vom internationalen Zuchtverband (in unserem Fall "FCI") festgelegt. Jeder Hund der daher nicht nach diesem Standard gezüchtet ist, gehört einer Mischrasse an.
Es ist jedermanns eigene Entscheidung, einen Rassehund oder einen Mischling zu bevorzugen. Aber wenn man keinen Wert auf eine Ahnentafel legt, dann sollte man wirklich einem Hund aus dem Tierheim ein neues zuhause geben.
Der Preis, den man in einem Tierheim für einen Hund bezahlt kommt wieder anderen armen Tieren zugute.
Der Preis, den man für einen Mischling bei einem Vermehrer oder Tierhändler bezahlt, kommt nur diesem selbst zugute. Im Vergleich zu einem Züchter hat er nämlich auch nur marginale Ausgaben.
Ein ernstzunehmender Züchter steckt oft tausende von Euro jährlich in seine Zucht und kann mit seinen Würfen in der Regel gerade so seine Kosten für Ausstellungen, Untersuchungen, gute Zuchthunde, Deckgebühr und Welpendokumentation (Impfpässe, Chips, Impfungen etc.) decken. Sein Ziel ist es die Rasse zu erhalten und zu verbessern. Er wird solche Linien für seine Zucht verwenden, die diese Rassemerkmale am Besten vertreten und die frei von irgendwelchen Gendefekten sind. In der Zucht mit Ahnentafel ist das möglich, weil man die Vorfahren über 6 oder mehr Generationen zurückverfolgen kann.
Ein Vermehrer hat gar nicht die Möglichkeit festzustellen, welche Rassemängel oder Krankheiten in der Erbmasse eines Hundes stecken, weil er die Vorfahren gar nicht oder nur teilweise kennt. Es ist daher auch die Gefahr von Krankheiten bei Mischrassen mindestens genauso gross wie bei Hunden mit Ahnentafeln.
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wenn sich jemand eine gefälschte "Gucchi" Tasche zu einem billigen Preis kauft und diese dann seinen Erwartungen nicht entspricht, dann landet sie einfach auf dem Müll.
WAS ABER BITTE PASSIERT MIT DEM "GEFÄLSCHTEN" RASSEHUND, DER SICH NICHT SO ENTWICKELT WIE MAN ES SICH VORGESTELLT HAT? Im Besten Fall landet er im Tierheim.
Immer wieder kann man erleben, dass sich jemand einen "Berner Sennenhund", "Foxterrier" oder "Deutschen Schäfer" - ohne Papiere - kauft (weil eine Ahnentafel nicht wichtig ist), weil er "nur" 300 Euro kostet. Und dann werden die Welpen erwachsen und sehen entweder gar nicht so aus wie es der Rasse entspricht, oder entwickeln Charaktereigenschaften, die mit der gewünschten Rasse ebenfalls nichts zu tun haben. Jemand der sich einen Hund mit dem Gemüt eines Golden Retriever erwartet und dann plötzlich mit Eigenschaften eines Terriers oder eines Hirtenhundes zu tun hat, fühlt sich möglicherweise stark überfordert. Das Ergebnis ist oft, dass die Hunde dann im Tierheim oder auf einem Autobahnparkplatz landen.
Und wenn man es ganz objektiv betrachtet, dann hat jeder Welpenkäufer, der sein Geld auf den Tisch legt um sich einen Hund zu kaufen, das Recht auf beste Qualität mit "Designer Label". Umso mehr, als es sich um ein Lebewesen handelt. Es ist unverantwortlich einem Welpenkäufer eine "Rasse" zu verkaufen, die es möglicherweise gar nicht ist. Im Restaurant können Sie eine falsche Bestellung oder ein schlechtes Essen wieder zurückschicken. Aber ein Hund ist kein Gegenstand. Es ist ein lebendes, atmendes Wesen mit mehr Gefühlen als wir uns machmal vorstellen können. Und es ist von uns abhängig. Wir sind für sein Wohlergehen verantwortlich.
Mein Herz gehört den Schnauzern, aber jeder Mensch liebt den Hund wie er ihn sich ausgesucht hat. Und darauf kommt es an: Ausgesucht hat. Der zukünftige Hundebesitzer muss bei der Anschaffung die Möglichkeit haben zu wählen. Wählen kann man aber nur, wenn man über alle Informationen verfügt.
Im Tierheim ist das so. Wer sich einen Mischling aussucht, entschiedet sich bewusst dafür, dass er sich über das Endprodukt überraschen lässt. Wer einen "Rassehund" ohne Papiere kauft, hat nicht alle Informationen. Nur weil die Eltern einer bestimmten Rasse ähnlich sehen, heisst das noch lange ist, dass sie aus einer langen Ahnenreihe von reinrassigen Hunden abstammen. So kann der "Rassehund" zur neuen "Hunderasse" werden.
Original geschrieben von Traudel
Pepper wer bist du, stelle dich mal vor, oder hast du es schon gemacht dann entschuldige
ich mich.
Irgendwie verstehe ich nicht, dass du dann meinst es wäre besser einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen. Auch Rassehunde können erkranken, oder liege ich da falsch?