szene heute in der dämmerung in wien. ich bin mit abby auf dem heimweg vom spaziergang. sie folgt im moment aufgrund eines wieder rigideren erziehungsreglements recht gut. in einer schon dunklen seitengasse nahe unserem wohnhaus sehe ich in einer entfernung von ca. 20 metern eine kleine gruppe leute mit einem größeren, schwarzen hund. dann erkenne ich den hundehalter, mit dem und dessen unangeleintem hund ich schon einige unliebsame begegnungen hatte. ich wechsle also ruhig mit abby, die ebenfalls stehen geblieben war, die strassenseite. wir sind bemerkt worden von der gruppe.
kaum auf der anderen strassenseite angekommen, wechseln auch die leute mit dem hund die seite und sind wieder vor uns. ich drehe mich zur seite, um wieder zurück auf die andere seite zu wechseln. dann höre ich den hundehalter rufen und - wir sind schon fast auf der anderen seite - der hund, ein großer, schwarzer schäfer-mit-irgendwas-mix, noch jung, ca. 10 monate alt, ist schon bei uns und abby quietscht ängstlich los und versucht, sich in sicherheit zu bringen. der mann ruft weiter seinen hund und mir zu: "der tuat eahm nix. se brauchen net panisch werd'n." er nimmt seinen hund am halsband und redet auf ihn ein. die anderen leute, die bei ihm waren, sind weiter gegangen. ich höre im rücken einen disput, weil der hundehalter sich von seinen begleitern im stich gelassen fühlt. ich gehe mit abby weiter in richtung nachhause. an der nächsten kreuzung sehe ich, dass die gruppe mit dem hund uns im abstand folgt und dann in richtung eines winzig kleinen beserlparks gegenüber einer schule geht, den wir nicht benützen, weil er derart von hunden vollgeschissen ist, dass mir graust, abby dort von einem haufen in den nächsten steigen zu lassen. auch den schwarzen rüden kenne ich bereits von dort und auch die attitüde seines herrchens, die würschteln seines hundes nicht aufzusammeln.
ich beschließe, abby nachhause zu bringen und dann ein gespräch mit dem hundehalter zu suchen.
und so geschah's. unmittelbar vor dem hauseingang, wo mann und hund wohnen - jetzt weiß ich's ja - erreiche ich die beiden. ein mann vom typ spät berufener hippie, schmal, zerknittert, ein bisschen schmuddelig wirkend.
"entschuldigen sie, ich möchte gern mit ihnen in ruhe reden." er bleibt stehen und schaut mich an. der hund ist nun an der leine. "sie hatten doch vor einem jahr eine alte hündin, ganz ähnlich ihrem jetzigen hund, nicht wahr?"
"jo", antwortet er.
"wir sind an einem sonntagvormittag einander auf dem karlsplatz begegnet, meine hündin war damals noch ganz klein, und die beiden haben sehr lieb miteinander gespielt." er lächelt freundlich. "joo…" erinnert er sich anscheinend.
"und dann hatten wir mit ihrem neuen hund ein paar weniger erfreuliche begegnungen." sein mund wird schmal.
"jo, des is oba net eahm sei schuld. sie reagier'n imma so panisch."
"wir haben einander auf der hundewiese bei der wko getroffen und ihr hund hat meine hündin anhaltend bedrängt. ich habe ihnen gesagt, dass sie knapp nach der laeufigkeit sei und wohl noch danach rieche. und ich habe sie gebeten, ihren hund zu sich zu rufen. sie haben sich geweigert und mir empfohlen, woanders hin zu gehen, wenn mich ihr hund störe. dann sind wir einander in dem kleinen park begegnet, meine hündin war angeleint und erledigte eben ihr geschäft, als ihr hund kam, ohne leine, ohne maulkorb, und die kleine wieder bedrängte…"
"jojo, onleinan, i waass scho. oba ich siach des net ein, weil i bin der meinung, dass des a bledsinn is mit de hund an der leine…"
"es gibt ein paar grundregeln, wenn einander menschen mit hund begegnen." ich lächle immer noch.
"des is ollas a bledsinn. se werden mi net ibazeig'n."
"bitte hören sie mir eine minute zu. ich möchte eigentlich friedlich mit ihnen auskommen. wir wohnen so nah beieinander und laufen einander immer wieder über den weg." ich moechte ihn bitten, seinen hund dann anzuleinen, wenn er anderen angeleinten hunden begegnet.
"i wü eigentlich net."
"wir können's auch anders machen."
"jo, moch mas anders. waun se mir glei mit drohungen kumman."
ich drehe mich um und gehe nachhause.
nun bin ich unsicher, ob ich gegen hundehalter und hund etwas unternehmen soll. oder weiter versuche, den beiden auszuweichen, so gut es geht, und nur froh zu sein, dass ich wenigstens weiß, wo die beiden wohnen. für den fall des falles. andere hundehalter haben mir schon erzählt, dass sie ebenfalls unerfreuliche begegnungen mit dem duo hatten, sogar, dass der ruede angeblich schon mal gebissen habe.
einerseits ist es mir gleichgültig, ob er seinen hund ohne leine laufen lässt oder nicht, das ist seine entscheidung. ich halte es mitten in der großstadt für leichtsinn und habe auch die beiden schon gesehen, als der junge rüde plötzlich losrannte und über eine recht stark befahrene strasse lief. auch damals wurde ihm "ins gewissen geredet". danach durfte er weiter frei laufen. andererseits belästigt der hund abby immer wieder mal und sein halter hat ihn offensichtlich (noch?) nicht 100%ig in der hand. nun ist abby zwar eine prophylaktische quietscherin, aber ich kann den anderen hund nicht ganz abschätzen und sein halter flößt mir wenig vertrauen ein.
[edit] zum rechtlichen: in wien herrscht leinenzwang im oeffentlichen raum, zusaetzlich maulkorbzwang in oeffentlichen verkehrsmitteln. es gibt zahlreiche hundauslaufzonen von unterschiedlicher groesse und ausstattung. einige sind sehr gross (bis zu 11.000 m2 und mehr) und landschaftlich durchaus vielfaeltig - wiese, waeldchen, huegel, teiche, etc. die hundeauslaufzonen sind grossteils eingezaeunt, jedenfalls deutlich gekennzeichnet, viele haben auch eine wasserstelle. allerdings gilt auch dort, dass hunde nur dann ohne leine laufen duerfen, wenn der hundehalter sie jederzeit abrufen kann. leider sind viele mittlere und kleine dieser hundezonen zu hundeklos verkommen, weil viele hundehalter auch dort nicht die exkremente ihrer lieblinge entsorgen. ansonsten gibt es in wiens inneren bezirken an fast jeder dritten ecke einen hundekotsackerl"automat" mit gratissackerln und ebenso papierkoerbe, um die vollen sackerln zu deponieren.
(andere?) meinungen dazu würden mich interessieren.
liebe gruesse aus wien