freitagmittag bekamen die g'schrutzen ihre zeugnisse und samstagmorgen war die halbe stadt schon ausgeflogen. eine wohltat: ruhe rundherum, kaum mehr autos auf den strassen, weil die der lücken füllenden touristen erst am montag zu erwarten sind. dies ist das schönste wochenende im jahreskreis!
freilich war es heiß am samstag und sollte am sonntag noch heißer werden. dazu das wissen, dass abby's freundin fee sich auf dem weg in die bretagne befindet, um endlich mal das meer kennenzulernen. da fühlte abby's frauchen schon ein wenig den g'wissenswurm nagen, dem eigenen hundekind doch auch ein bisserl was zu bieten. gedacht, geplant.
sonntagmorgen um 06:00 früh sauste abby's frauchen mit dem staubsauger durch die wohnung, räumte die über die woche liegen geblieben kleidungsstücke und bücher und zeitungsteile auf ihre jeweiligen plätze - man weiß schließlich nie, ob einem auf einem tagesausflug nicht etwas passiert. und was sollen die pompfüneberer dann denken, wenn sie in eine derart chaotische bleibe kommen…
verabredet waren abby und frauchen mit dem feschen, jungen neffen auf dem franz-josephs- bahnhof um 10:30 uhr. abby pünktlich dort, frauchen dort, neffe nix. 10:45 - etwas zerknautschter neffe trifft ein, hat nicht genug geschlafen - semesterabschlussfeier an der uni, nicht gefrühstückt, aber haare in seltsame muster mit so halb verfilzten zwirbelkordeln geschoren… hm. ach was, der junge ist auf der suche nach seinem wahren ich, da gehört das dazu. er wird noch kurz um wegzehrung in den supermarkt auf dem bahnhof geschickt. netter junge, bringt auch der alten tante was mit. allerdings so spät, dass der zug nur mehr im laufschritt erreicht werden kann - und kaum dass abby, frauchen und der junge mann aufs wiesel - so heißt der zug - aufgesprungen sind, fährt das auch schon los.
tante und neffe mampfen, noch etwas wortkarg ob der frühen sonntagsstunde, abby bekommt getrocknete lunge und hundekekse. eine stunde später wechseln alle drei den zug und fahren mit einem einzelnen triebwagenwaggon gen norden ins kamptal, wo einige der besten weißweine des landes wachsen. das ziel heißt schönberg und ist dem tantenfrauchen noch aus früheren jahren in erinnerung. ankunft um 12:10 uhr. lastende sonnenglut über dem marktflecken, kein mensch auf der strasse, alles fast unheimlich still. unerschrocken traben die drei der ortsmitte zu, wo sich in einer alten schmiede das örtliche informationszentrum befinden soll. so ist es auch, aber auch dort lässt sich kein mensch blicken. der ort strahlt die stimmung von high noon aus. man sammelt wanderkarten und wegbeschreibungen ein und beschließt, dem weinlehrpfad zu folgen. schon hinter der kellergasse zeigt sich, dass der pfad in weinseliger laune markiert worden sein muss, weil man an jeder wegkreuzung ca. 5 minuten unter büschen und hinter mauern suchen muss, um zu erfahren, ob man rechts oder links weitermarschieren soll. dieser moderne entscheidungsengpass gemahnt an das ende der ideologisch ausgerichteten parteien und bietet tante und neffen somit den start für ein gutes gespräch zwischen den generationen.
der weg führt leicht bergan durch die weingärten, wo endlich alles angeblich wissenswerte über die rebsorten - darunter natürlich den grünen veltliner, ostösterreichs berühmtesten weißwein - auf schautaferln zu erfahren ist. die sonne brennt herab und tante und neffe bedecken ihre hirnschalen mit einem kapperl. klein abby, den neffen, weil ein mann, anhimmelnd, läuft brav nebenher, schaut mal in diese, mal in jene gasse zwischen den weinstöcken, kommt aber stets wieder zu ihrem minirudel zurück - spätestens, wenn frauchen ruft. nach ca. einer halben stunde wird abby langsamer und langsamer, hechelt knapp ueber dem boden und sieht erschöpft aus. frauchen kramt die flasche hervor und gibt ihr zu trinken. abby schlabbert und hält ausschau nach einem schattigen fleckchen. mit müh und not erreichen alle drei einen baum mit tisch und bankerl darunter. man setzt sich, holt die wasserflaschen heraus und trinkt. man isst, neffe raucht. abby gräbt sich ins tote laub unter dem bankerl und noch tiefer in die erde ein. frauchen spürt das erste zwicken des g'wissenwurms: ob das nicht zuviel ist für das arme abbytier? mangels an alternativen setzt sich das wandergrüppchen wieder in bewegung. bergan, sonnenbestrahlt. aber schon nach wenigen wegbiegungen zeigen sich häuschen: der erwartete ort für eine mittagsrast ist erreicht.
aber auch hier: tiefe mittagsstille über den häusern, alles hat sich hinter die mauern verkrochen, ein einzelner hofhung bellt heiser, während die wanderer durch den ort ziehen auf der suche nach etwas nassem. schließlich findet sich ein sehr ansprechendes neues niedrigenergiehaus aus holz mit beschatteter terrasse. man kehrt ein - und freut sich, dass als erstes dem hund ein wassernapf gebracht wird und den menschen eine karaffe voller köstlichem, frischem trinkwasser. tante und neffe bekommen ihr achterl grünen veltliner - ausgezeichneter wein, frisch und pfeffrig, ohne bitternis, herrlich. man redet, man schweigt, man schaut in die sanfte, biedermeierliche landschaft des kamptals, wo gelegentlich die kamptalbahn pfeift wie in einem film der 1950er jahre. abby liegt friedlich unter frauchens stuhl, schlummernd, nur bei ankunft neuer gaeste ein auge und ein leises knurren verlauten lassend. gegen 15 uhr aufbruch. abby ist ausgeruht und laufwillig. der weg führt nun leicht bergab, durch gelbe kornfelder, weingärten und schließlich in ein waldstück. abby wird übermütig und kriecht ins unterholz, das die ziemlich steil abfallenden hänge zum fluss überwuchert. frauchen befürchtet, in dieses dornige gehölz kriechen zu müssen, um die vielleicht abrutschende abby bergen zu können. abby wird zurückgerufen. sie ist nicht mehr zu sehen. es knackt nicht einmal ein zweiglein. frauchens g'wissenwurm beginnt von neuem sein geschäft. da raschelt es endlich im trockenen holz und hervor kommt abby, voller laub, erde, kletten - und einen strohhalm zwischen den laechelnden lefzen. das war aber fein, strahlt sie. sicherheitshalber allerdings leint frauchen sie dann an die 10-meter-schleppleine. daran könnte man sie zur not auch noch aus dem tal heraufziehen.
vor den augen breitet sich die idylle einer sommerfrische aus: saubere, bunte hauserln, ein kircherl am hang, dahinter der dunkelgruene wald ansteigend - und über allem ein klarblauer himmel mit hübschen weißen ferienwolken.
da wollen die drei dann nicht auf der bundesstrasse weiterlaufen und suchen nach einem anderen weg. nichts dergleichen bietet sich an und in fröhlicher unternehmungslust beschließen tante und neffe, der bahntrasse zu folgen. da aber führt kein weg nebenher, weshalb die zwei menschen lachend von schwelle zu schwelle tippeln. nur das kleine abbylein kommt da nicht mit und tappelt über den scharfkantigen schotter zwischen den bahnschwellen. der g'wissenswurm grunzt inzwischen schon hörbar. frauchen nimmt abby auf den arm, was die ganz selbstverständlich annimmt, sich fest ans frauchen kuschelt und mit einem glücklichen glucksen frauchen den hals ableckt. der neffe hält währenddessen ausschau nach einem zug, nachdem das lauschen am gleis keinen eindeutigen aufschluss über das eventuelle herannahen eines zuges gegeben hat.
glücklich und ohne zwischenfall erreichen tante, neffe und abby den bahnhof und suchen nun eines der berühmten, altmodischen kampbäder: einfache holzumkleidehäuschen am flussufer unter bäumen mit ein wenig liegewiese und einer hölzernen treppe ins gruenlichbraune wasser. auch das gelingt nach einigem umherirren mithilfe ortskundiger wegweisung. dort dann, am lauschigen ufer des kamp, legt sich abby zufrieden ins gras und beginnt zu träumen. der neffe und frauchen bedauern, kein badezeug mitzuhaben, genießen aber ein erfrischendes zehenplätschern. dann bekommt abby ihr futter - diesmal dosenfutter, aber garantiert bio. gegen 18 uhr beginnen tante und neffe einen futterplatz für menschen zu suchen: zu blöd, dass alle in den wanderkarten beschriebenen einkehrmöglichkeiten zu beginn der feriensaison geschlossen oder in umbau begriffen sind. schließlich erbarmt sich ein heuriger der müden, verschwitzten und hungrigen wanderer. man isst ein bisserl was, man trinkt das zweite achterl grünen veltliner - diesmal von der nicht ganz so guten sorte, und abby bellt jeden neu ankommenden hund an, weil sie an der leine liegen muss. dann spaltet sich die heurigengesellschaft: 50% sind dafür, abby frei herumlaufen zu lassen, 50% dagegen, weil es schon eine zumutung sei, im selben garten mit so einem potentiell gefährlichen tier sein zu müssen. zur zweiten gruppe gehören zwei familien mit kleinkindern, die die heurigenwirtin bitten, einen ins gras gefallenen schnuller heiß abzuwaschen, weil da vielleicht "dieser hund dort" hingemacht haben könnte. frauchen knirscht mit den zähnen, während der neffe seelenruhig mit abby und der frisbeescheibe direkt neben den sterilitaetsfanatikern zu spielen beginnt.
beim verlassen des lokals folgt tante, neffen und abby ein mittelgroßer schwarzweißer rüde, der gar zu gern an abbys hinterteil rankommen würde. dies wird verhindert, indem frauchen abby zum bahnhof trägt. aber der rüde gibt so schnell nicht auf und folgt dem tantenfrauchen hart an der seite. die gruppe faellt auf, der rüde wird erkannt. knapp vor dem bahnhof holt ein radfahrer von hinten die bedraengten wanderer ein und entschuldigt sich: "wissen's, der jo, der ist schon 13 jahre alt, aber die damen interessieren ihn immer noch!" der mann drängt seinen jo mit dem rad zur umkehr und abby schaut dem alten knacker etwas bedauernd nach.
um 21 uhr sind tante, neffe und abby wieder in wien und schließen den wandertag mit einem großen stanitzel eis ab. abby darf das spitzl aufessen und ist sichtlich erschöpft.
tags darauf will abby nicht einmal auf die hundespielwiese laufen, sie humpelt und schaut frauchen immer wieder anklagend an.
vermutlich hat sie einen muskelkater. am nachmittag im hundesalon lässt sie die trimmprozedur im halbschlaf so geduldig über sich ergehen, dass die groomerin vorschlägt, abby künftig vor dem trimmen wieder wandern zu schicken….