Vor einer Woche ist hier wieder ein Schnauz eingezogen, doch bevor sich alles nur noch um sie dreht, hat mein alter Stinker hier noch ein Plätzchen verdient.
So lange hat er mich begleitet, so gross noch immer die Trauer.
Der Text ist ein Auszug seiner Homepage die ich vor kurzem aus dem Netz genommen hab...
Ich wollte vor Jahren einen Hund. Also ab ins Tierheim, und auf die Frage, was es denn für einer sein sollte... “der grösste”.
Bescheuertes Auswahlkriterium, ich weiss, aber es war das richtige wie sich rausgestellt hat, zumal sowieso grade nur 1 grosser Hund da war.
Und das war er, abgemagert, grade mal 17 kg, zerschunden, aggressiv, “zerlumpt”, vom angeblichen Riesenschnauzer keine Spur...einfach eine jämmerliche Erscheinung. Er war vom Tierschutz aus einem eingezäunten Garten geholt worden, wo er ohne Hütte oder sonstigen Unterschlupf über Monate gehaust hat und sich hauptsächlich selbst ernähren musste, oder von dem, was mitleidige Spaziergänger ihm über den Zaun warfen. Ab und an wenn die Besitzer zum grillen kamen, gabs dann Prügel. Von Welpe auf muss er dort gewesen sein, denn alles was er kannte war ebener Grasboden. Am Hals hatte er derbe Narben, die laut Tierarzt vom aufhängen stammten, denn erst als per Zufall Leute ihn am Baum hängen sahen und ihn grade noch rechtzeitig abgeknüpft haben, trat der Tierschutz in Aktion....und da war er dann....ein häufchen Elend....
Es muss wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn nach einem halben Jahr im Tierheim war ich der erste Zweibeiner den er nicht direkt zerfleischen wollte....
Die Entscheidung fiel, er oder keiner, doch es folgte lange Zeit ein Hickhack mit seinem Besitzer, der ihn allen Ernstes zurück haben wollte...
Nach ein paar Wochen durfte ich ihn endlich mitnehmen. Es ging ihm schon besser, aber noch lange Zeit waren wir wöchentlich Gast beim Tierarzt. Fast ein halbes Jahr hat es gedauert bis er überhaupt auf seinen Namen gehört hat und es war viel Arbeit und Geduld nötig um ihn zu dem zu machen was er jetzt ist.
Seine Aggression hat er immer noch, vor allem gegenüber Männern, aber wer wills ihm übel nehmen nach dem was er durchmachen musste...auch sein Heisshunger auf Katzen und andere Kleintiere ist geblieben, aber auch das ist verständlich, nachdem er sich wohl über 2 Jahre damit ernährt hat, und auch wenn er das jetzt nicht mehr braucht, der Jagdtrieb ist erhalten geblieben.
Um seinen Hass und seine Wut auf Menschen in eine kontrollierte Bahn zu lenken war viel Arbeit nötig. In erster Linie geht hier ein Dank, unter anderem, an die Hundestaffel vom Bundesgrenzschutz mit denen ich trainieren durfte.
Mit den Jahren wurde so aus ihm ein nach wie vor brandgefährlicher, aber leicht kontrollierbarer Hund.
Ich rate niemandem sich ohne Aufforderung in meine Nähe zu wagen...jeder ders trotzdem getan hat, hat es bitter bereut. Er verteidigt meine Tochter und mich mit seinem Leben. Er spürt genau wenn mir eine Situation unangenehm ist und stellt sich sofort und ohne Kommando zwischen uns und die “Bedrohung”. Fremde kriegen keine Chance...
Bekannte werden dann eher “umgeschmust”, und wenn 45 kg Hund auf Kuschelkurs sind gibt es kein Entrinnen
Mittlerweile ist er “alt”, ihn plagt im Winter das Rheuma, das treppenlaufen findet er auch nicht mehr so toll. Viel lieber lässt er sich die Sonne auf den Pelz brennen und liegt faul im Garten. Eine Futterallergie und diverse Alterstücken plagen ihn, aber noch geht es, er hat noch Spass am Leben und auch noch nichts an seinem Wesen und Charakter eingebüst....
Er ist jetzt 13, wird im November 14, und ich hoffe, es geht noch lange gut. 11 Jahre ist er nun bei mir und er hat mich nie enttäuscht. Er ist mein bester Freund, ist jeden Weg mit mir gegangen, war immer an meiner Seite, und wenn seine Zeit gekommen ist werde ich bei ihm sein auf seinem letzten Weg.
Wenn alles vorbei ist wird er in einer kleinen Urne wieder nach Hause kommen, für immer an seinen Lieblingsplatz, in der Sonne im Garten....
Heute ist der 12.08.06. Fast ein Jahr habe ich gebraucht, um das folgende überhaupt schreiben zu können. Es tut so unendlich weh ! immer noch...
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ist es zeit mein freund?
ist es zeit uns auf den weg zu machen?
zeit lebwohl zu sagen?
zeit für immer abschied zu nehmen?
morgen, übermorgen wissen wir es...
jetzt ist die zeit der tränen und der tiefen dankbarkeit...
die zeit in deinen vielleicht letzten stunden dir noch einmal alles zu geben was dir immer so gefiel...
ich geh den weg mit dir bis zuletzt
danke
danke für alles
mein freund
devil 19.9.05 [/Center]
Vorangegangen war, dass er plötzlich nicht mehr die Treppe hinunter kam, umfiel, ausrutschte, stolperte, das ganze unter herzzerreissendem Gejaule. Unten angekommen gings auf einmal wieder. Er war zwar wackelig, aber entsprechend seinem Alter fidel wie immer, war den ganzen Tag im Garten, lag faul in der Sonne. Abends die Treppen hoch war er zwar langsam aber er lief hoch.
Am nächsten Morgen das selbe Spiel. Ich hab ihn am ersten Treppenabsatz liegen lassen und hab eine Trage gebastelt aus Bettlaken damit ich ihn tragen kann. Winselnd hat er sich die Treppe runter gekämpft, das meiste Gewicht hab ich gehabt, aber er musste unglaubliche Schmerzen haben.
Mein Hund war kein Jammerlappen, wirklich nicht. Er hat nie gejammert wenn man ihm mal auf die Pfote gestanden ist, wenn er sich mal die Pfote an ner Scherbe aufgeschnitten hatte, auch nie bei den Spritzen die ich ihm lange Zeit täglich geben musste. Nie..
Wir sind direkt zum Tierarzt. Bandscheibenvorfall durch Wirbelarthrose. Ich war geschockt, zum operieren war er zu alt, er hätte das nicht geschafft. Es gab eine minimale Chance es mit Medikamenten wieder hin zu kriegen, also haben wirs versucht. Zusätzlich gegen die Schmerzen bekam er Morphium das ich selbst dosieren sollte, nach Bedarf.
Wieder zuhause und unter Drogen ging es dann einigermasen. Die Tragekonstruktion wurde perfektioniert und ich hab ihn jeden Tag in den Garten getragen und abends lief er alleine hinauf. Er hat gespielt, sich im Grass gewälzt, alles war wie immer, nur dass ich jeden Tag die Morphiumdosis verdoppeln musste, um ihm das zu ermöglichen. Es fiel mir schwer, so unendlich schwer den letzten Entschluss zu fassen, doch es wurde einfach nicht besser. Eine Woche lang würden die Tabletten ausreichen wenn ich die Dosierung weiter so erhöhen musste.
Nach 4 Tagen war nicht die geringste Verbesserung zu verzeichnen. Ich habe mir Urlaub genommen um meine Zeit ganz ihm widmen zu können. Er hat autofahren geliebt, also bin ich die letzten Tage mit ihm spazierengefahren an seine liebsten Plätze, habe ihn vollgestopft mit all dem Futter was er nicht haben durfte wegen seiner Allergie, alles sollte er nochmal haben und erleben...
Am vorletzten Tag habe ich noch ein paar Fotos gemacht. Er war den ganzen Tag an seinem Sonnenplatz im Garten. Nach und nach hat sich meine ganze Familie von ihm verabschiedet. Jeder kam nochmal um ihn mit Leckerbissen zu verwöhnen.
Am 26.9.05 bin ich mit ihm alleine in den Wald, zum allerletzten mal, der allerletzte Spaziergang, nur er und ich. Es dauerte nicht lange, so weit konnte er ja nicht mehr laufen, und dann bin ich mit ihm wieder zum Tierarzt. Es fielen nicht viele Worte. Ich habe dem Arzt gesagt dass es nicht besser geworden sei, und dass er nicht länger leiden sollte. Er wurde nochmal gewogen,53 kg. Ich musste ihn auf den Tisch wuchten und festhalten. Sie fanden die Vene nicht, er hatte kaum Blutdruck, das pieksen tat weh und er presste sich fiepend und jammernd an mich, während die in seinem Bein stocherten. Aber es war kein Schmerz, er war ja voll gepumpt mit morphium. Er sah mich an mit fragendem Blick, wieso schickst Du mich weg, ich will doch bei dir bleiben, lass mich nicht gehn...
Dieser Blick verfolgt mich noch heute, mitsamt dem schlechten Gewissen, er wollte noch nicht gehen...
Langsam sank er in meinen Armen in sich zusammen und starb, und mit ihm ein Teil von mir.
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† 26.9.05
kein leid dauert ewig
nichts ist unendlich
jetzt bist du frei[/Center]