Auch bei PRA erkranken Hunde oft erst in höherem Alter sichtbar. Trotzdem bleibt der Rückschluß möglich und gerade durch die Untersuchungen wird in solchen Fällen wesentlich früher erkannt, daß ein Hund erkrankt ist, möglicherweise sogar, bevor er in die Zucht geht.
Ein Beispiel dafür, wie weitreichend die Informationen aus diesen Untersuchungen sind, war der Import-Rüde M******** G** B*** (ich weiß nicht, ob euch das interessiert, wenn nicht, sagt es bitte - ich denke, es ist praktisch, eine andere Rasse als Beispiel zu nehmen, weil sich niemand direkt auf den Schlips getreten fühlen kann und die Fakten 1:1 übertragbar sind!): MGB war Multichampion, und hier in den 80er Jahren DER Top-Deckrüde, hat traumhafte Welpen mit jeder beliebigen Hündin gebracht. Seine Nachkommen wurden auch in Linie gezüchtet, teils sogar Inzest. Ich habe den Rüden in hohem Alter gekannt, er konnte einwandfrei sehen. Die ersten Hunde, die im Alter von etwa fünf Jahren blind wurden, fielen etwa in der dritten Generation in Linie nach ihm. Sie wurden verschwiegen, wenn sie in Privathand waren, verschwanden, wenn sie in Züchterhand waren. Die Gerüchteküche blühte, aber wirkliche FAKTEN konnte/wollte keiner liefern.
Ich selbst hatte damals bei einer sehr rennomierten Züchterin, die sich brüstete, daß sie als eine der wenigen auch auf diese seltene neue Krankheit untersuchen läßt, eine Hündin bestellt, eindeutig dazu gesagt, daß ich sie bei Eignung gerne zur Zucht einsetzen würde. Ihre Großmutter war eine MGB-Enkelin. PRA-Befund knapp zwei Jahre alt, negativ. Hund im eigenen Zwinger unauffällig. Befund der Mutter etwas über zwei Jahre alt, ebenfalls negativ, Hund ebenfalls unauffällig. Mein Welpe/Junghund war ein wunderschönes kleines Teilchen, vollzahnig usw..
Und dann wurde meine Freundin 1. Vorsitzende des Verbandes und bekam Einsicht in die damals nur in unserem Verband geführte PRA-Untersuchungs-Kartei. So ziemlich das erste, was sie fand, war der positive Befund der Großmutter meiner Hündin, knapp nach dem Kauf meines Welpen erstellt. Und dann der Hammer: Auch die Mutter war positiv, DIESEN Befund hatte mir die Züchterin diskret verschwiegen, kein Problem, weil es damals noch keine Untersuchungspflicht gab. Ich habe meine Kleine an eine nette Familie verschenkt, für einen Zuchthund war sie MIR nicht gut genug. Sie wurde zum Glück nicht blind - obwohl ich die Familie selbstverständlich aufgeklärt hatte, glaube ich nicht, daß sie sich ausmalen konnten, wie es wirklich sein kann, mit einem blinden Hund zu leben.
Und dann tauchten sie immer häufiger auf, die positiven Befunde und die blinden Hunde! Viele von ihnen hatte MGB in der Ahnentafel, teils doppelt und dreifach. Immer noch fühlten sich diejenigen, deren Hunde negativ waren, nicht betroffen, obwohl auch bei ihnen oft genug MGB unter den Vorfahren war. Seine Nachkommen zogen sich inzwischen nicht nur in Deutschland sondern auch im umliegenden Ausland durch fast alle Zuchtlinien. Auf dem jährlichen Züchterseminar hatten wir einen Vortrag einer bekannten Genetikerin, tatsächlich gab es auch ein paar wenige Züchter, die bei dieser Gelegenheit das Problem ansprachen. Ganz deutlich wurde uns dann erklärt, daß es bereits fünf nach 12 für die schwarzen Klein- und Zwergpudel ist! Und wie relativ einfach sich MGB (der selbst eben "nur" Träger war!) als der ursprüngliche Vererber identifizieren ließ, wenn man es nur WOLLTE!
Unser Verband, damals der kleinste der 4 Pudelverbände im VDH, führte daraufhin als erster die Untersuchungspflicht im Zweijahresrhythmus ein - zunächst belächelt, aber stillschweigend zogen die anderen Verbände nach.
Li Gr S - sorry für den überlangen Beitrag, aber es war/ist mir wichtig!