….oder: haben Welpen wirklich nur 28 Zähne?
Endlich, seufze ich, endlich – wir sind mit Lillemor im Gepäck gut zu Hause angekommen! Gleich auf den richtigen Platz geführt zum Pieseln und Häufchen machen – zuverlässig erledigt sie beides: mitten auf der der Strasse!! Egal, denk ich mir (während ich den Haufen geschickt mit einem Stöckchen an den Wegesrand befördere), erst mal stubenrein werden, das mit der Strasse bekommen wir auch noch hin. Dann ab ins Haus. Lilli schnuppert aufgeregt in alle Ecken und Winkel, hat auch gleich meine Patschen entdeckt und versucht einen davon zu töten. Sanft aber bestimmt nehme ich ihr das Teil ab und biete ihr ein Tauschgeschäft an – ein sagenhaft schönes, funkelnagelneues Spielzeug! Uninteressant, sie will den Patschen haben…geht aber nicht, den hab’ ich jetzt an. Ist ihr aber wurscht, beißt sie eben durch den Schuh in meine Füße, macht auch Spaß, vor allem, wenn das Fraule dabei so herrlich quiekt. Ich bin überwältigt vor lauter Freude und Beigeisterung über den neuen Hausgenossen, vollkommen gerührt und begeistert. Der neue Hausgenosse fällt um und schläft ein. Auch recht, kann ich in Ruhe daneben hocken und staunen. Dieses kleine Gesichtchen, die Riesentatzen, alles so neu und frisch, so zart und unglaublich rührend in all seiner babyhaften Hilflosigkeit! Als die personifizierte Hilflosigkeit wieder mit vollen Akkus vom Schlaf erwacht, wird sie sofort geschnappt und nach draußen getragen – Piesi machen! Macht sie auch. Dann Fresschen. Frisst sie auch. SEHR brav und unkompliziert. Dann ist Piranha – Zeit: Lillemor, alias die Schnappschildkröte, macht ihrem Beinamen alle Ehre und schnappt und beißt alles, was nicht bei 3 auf dem Sofa ist (da kommt sie nämlich noch nicht von selber rauf!). Quirit, mein Zwergschnauzer hasst das kleine Ding von Anfang an aus tiefstem Herzen. Lillemor darf kaum atmen neben Quirit, geschweige denn bei ihr ankommen, sich ihr nähern oder mit ihren Spielsachen spielen – nebenbei erwähnt: sie darf auch nicht mit ihren eigenen Spielsachen spielen, die werden sofort von Quirit konfisziert! Arme Lille, denk ich, aber da musst du durch! Dem Welpen scheint das eh nicht sonderlich zu beeindrucken, unverzagt schmeisst sie sich an meine Dicke ran und gibt nicht auf. Quirit wirft mir einen Blick zu à la: „na, DIE haben wir nötig gehabt!!“ Ich zucke mit den Schultern und denke mir, da musst du durch! Zuversichtlich, idealistisch und optimistisch, wie ich nun mal bin (mein Mann nennt es bösartigerweise „naiv“) glaube ich fest daran, dass sie sich eines Tages heiß und innig lieben werden – irgendwann mal, in ein paar Wochen….schlimmstenfalls in ein paar Monaten….und wenn es ein Jahr dauert: sie werden sich, verdammt noch mal, irgendwann lieb haben!!
Ich habe beschlossen, die erste Woche (oder 2 oder 3…) im Wohnzimmer bei den Hunden zu schlafen, damit Lilli sich gut an mich gewöhnen kann und ich mitbekomme, wenn sie nachts ‚raus muss. Auf eine Matratze schlafe ich, am Boden, die Decke von Lille gleich neben meinem Kopf. Wir stehen das erste Mal um 2 Uhr morgens auf dem Feld, Lille pieselt, wir gehen wieder schlafen. Das nächste Mal um halb 5, dann um halb 8 und dann ist Lilli aber so was von munter, ausgeschlafen, wie man nur sein kann, voller Elan, Esprit und Tatendrang: Piranha – Zeit!!! Sie hängt an meinem Hosenbein, sie hängt an meinen Füssen, sie hängt an meinen Händen – zwischendurch macht sie nebenher ein kleines Bächlein im Haus, in das ich prompt reinlatsche. Socken wechseln. Nicht einfach, wenn man jedem Socken nachrennen muss, bevor man ihn an den Fuß bekommt. Langsam fang ich an zu schwitzen. Hab’ nun keine Lust mehr auf angenagte Finger und ignoriere das kleine Monster geflissentlich. Das macht ihr aber gar nix aus, sie versucht derweilen unser Sofa zu zerlegen. Plötzlich fällt sie um und schläft ein. Ich lasse mich schwer aufs Sofa fallen, müde aber unendlich glücklich. Als sie das nächste Mal erwacht, ist sie nicht mehr ganz so hibbelig, man kann plötzlich mit ihr schmusen, spielen, spazieren gehen – herrlich!!
Inzwischen ist sie seit 5 Tagen bei uns und langsam fangen wir an, uns aneinander zu gewöhnen. Sie wird langsam zu einem zahmen Piranha, ich werde langsam konsequenter und gelassener. Quirit hat sich in der Zwischenzeit schon ein paar Mal zu einem wilden Raufspiel animieren lassen. Ich denke, wir werden ein klasse Team. Am Freitag geht’s zum ersten Mal in die Welpengruppe, ich freu mich schon darauf und hoffe nur, es gibt dort ein paar Haudegen, die es mit meiner selbstbewussten Schnappschildkröte aufnehmen können…