anbei eine Geschichte, die meine Freundin anlässlich des Todes einer ihrer Katzen verfasst hat. Ich hoffe, sie sprengt nicht den Rahmen, weil sie ein wenig lang ist. ..
Nachricht von Naomi
Idee: Dr. Karin Görler
Textbearbeitung: Gabriele Trosbach
Soeben habe ich Nachricht von Naomi erhalten, dass sie gut „ oben“ angekommen ist.
Sie ließ mich folgendes wissen:
Der Weg dorthin begann am Fuße eines bunten Regenbogens, wo sie von Toni und Felix freundlich empfangen wurde. Erstaunt stellte sie fest, daß plötzlich aller Groll, den sie sonst gegen ihre Artgenossen hegte, aus ihrem Herzen verschwunden war. Die beiden stolzen schwarzen Kater sahen aber auch zu prächtig aus mit ihren weißen Flügeln. Sie nahmen Naomi in ihre Mitte und stützten sie ein wenig, weil sie noch von den Spritzen ihrer Tierärztin etwas wackelig auf den Pfoten war. Munter plaudernd überschritten sie den Regenbogen, und die beiden Kater erklärten ihr, dass ab sofort die Jagd auf Mäuse und Vögel tabu sei; ansonsten gäbe es nicht viel zu beachten im Garten Eden. Zwar gäbe es hin und wieder ein paar kleine Mißverständnisse zwischen all den Lebewesen, was aber nicht wirklich tragisch sei. Besonders die Menschen seien manchmal fürchterlich begriffsstutzig...
Die drei Katzen kamen zu einer grünen Wiese, die verträumt im Sonnenlicht lag, und auf der die verschiedensten Tiere miteinander spielten oder friedvoll beieinander lagen. Üppige Büsche und mächtige Bäume spendeten Schatten, klare Bäche flossen murmelnd dahin. Zur Begrüßung erhielt Naomi ein Schälchen Katzen-Manna und frisches Quellwasser. Erfrischt und glücklich schaute sie dem munteren Treiben zu. Besonders ulkig sahen die Flußpferde und Elefanten mit ihren weißen Flügeln aus, fand sie. Plötzlich kitzelte etwas ganz lustig an ihren Schulterblättern, und erstaunt stellte sie fest, dass die ersten Federchen ihrer eigenen Flügel aus dem lackschwarzen Fell lugten! Naomi war ganz stolz. Natürlich hatten die Katzen, die schon länger hier waren, auch längere Flügel. Einer besonders edlen, schlanken Falbkatze langten sie wie eine Schleppe sogar bis zur Schwanzspitze. Das war die Lieblingskatze des Pharaos aus der zweiten Pyramide. Naomi war überglücklich, dass auch sie - die einfache, eigenbrötlerische Hauskatze aus Witten-Schee - nun zu solch erlauchter Gesellschaft gehörte und beschloss, die Ägypterin bei der nächsten Gelegenheit einmal anzusprechen.
Es war ein heiteres Durcheinander/Miteinander im Garten Eden, und Naomi spürte, wie der Tumor kleiner und kleiner wurde und mit ihm alle negativen Energien verschwanden. Und während sie von den Mitkatzen mit liebevollen Nasenstübern begrüßt wurde und im Trubel verschwand, senkte sich tiefer Frieden in ihre Seele.