Original geschrieben von Pinschi
doch wie ich ihm Nein beibringen soll dass ist mir noch ein Rätsel im Moment :o
Hallo Pinschi,
Deine Frage nach den Trainingsmöglichkeiten des Abbruchkommandos "Nein" möchte ich beantworten. Mit einem Pinscher, dessen Zweitname "Hartnäckig" ist, ist manches Training nicht "einfach so nebenbei" erfolgreich machbar. Jedoch mit der nötigen Konsequenz von nachhaltigem Erfolg gekrönt
Ziel eines Abbruchkommandos (Nein, Pfui, Aus…) ist erstens, der Hund lässt die Tätigkeit sofort sein, die er gerade ausübt und zweitens, er soll es nie wieder tun.
Das erste Ziel ist durchaus realistisch. Es ist wichtig, ein Kommando zu haben, mit dem jede augenblickliche Handlung des Hundes beendet werden kann.
Kein Hund jedoch wird mit dem "Nein" jemals verknüpfen können, dass er im Sinne menschlicher Vorstellung gerade etwas Falsches getan hat.
Abbruchkommandos müssen genauso wie alle anderen Kommandos ausgiebig trainiert werden. Es braucht viele Wiederholungen und der Hund muss konsequent die Erfahrung machen, dass es sich für ihn lohnt auf "Nein" seine Handlung abzubrechen.
Folgende Trainingsansätze für die unterschiedlichen Situationen, die ein Abbruchkommando erfordern, möchte ich Dir hier vorstellen.
Allgemein halte ich alle Trainingsmöglichkeiten, bei denen der (junge) Hund in Angst und Schrecken versetzt wird oder körperliche Schmerzen erfährt für veraltet. Und nicht nur das, es ist gefährlich für das Verhältnis zwischen Mensch und Hund und ausserdem für vollkommen unnötig. Meine Meinung.
1.) "Nein" kennen lernen mit Alternativangebot: Man bietet dem Hund in reizloser Umgebung einen begehrten Gegenstand oder Futter an. Bei Zugriff des Hundes, wird der Gegenstand mit dem Wort "NEIN" in Sicherheit gebracht und sofort ein Alternativ-Gegenstand angeboten.
Üben, üben, üben wie bei Sitz, Platz und all den anderen nützlichen Kommandos.
Die Trainingsatmosphäre ist stets freundlich, heiter, gelassen… Die Ablenkung und die Entfernung zum Hund allmählich steigern, damit "Nein" auch auf Entfernung klappt.
2.) "Nein" bei zu heftigem Spiel mit menschlicher Haut: Den Rabauken sanft aber bestimmt mit "Nein" zur Seite schieben und rasch aber ruhig den Ort des Geschehens verlassen. Hund evtl. mit der Leine am hinterherlaufen sichern oder den Raum verlassen und die Türe schliessen.
Nach einiger Zeit freundlich und gelassen zurück kehren und entweder weiter spielen oder (je nach Stimmungslage des Hundes) erst ein paar Konzentrationsübungen in Abhängigkeit vom Kenntnisstand des Hundes durchführen zur weiteren Absenkung des brodelnden Adrenalinspiegels.
3.) "Nein" bei Interesse an unappetitlichen Gegenständen. Das mag nun etwas seltsam anmuten, ist aber bei guter Inszenierung menschlicherseits bei jungen Hunden sehr erfolgreich:
Hund schnüffelt an Unappetitlichem, Mensch stürzt sich sofort, vehement und lautstark "Nein" schimpfend auf das
Objekt, der Hund wird dabei überhaupt nicht beachtet,
der ganze Grimm gilt dem Objekt, nicht dem Hund. Dieser wird sich vermutlich erschüttert etwas abseits setzen oder legen. Nun geht der Mensch höchst zufrieden mit sich und seiner Leistung gelassen zur Seite, lockt seinen Kleinen zu sich her, hält den Blickkontakt und wartet etwas ab. In aller Ruhe wird nun eine neue Aktion begonnen.
So wurde nun nicht der Hund für ein Verhalten dessen Schlechtigkeit er vermutlich gar nicht erkannt hat, gestraft, sondern das "böse" Objekt wurde erfolgreich vom "Boss" bekämpft. Die Situation ist für den Kleinen sicher geblieben, er bleibt im Einklang mit seinem Menschen und etwas anscheinend Gefährliches dank der schnellen und zuverlässigen Reaktion seines Menschen ohne üble Folgen für ihn.
Zum Weiterlesen durchweg empfehlenswert:
Martin Pietralla und Dr. med. vet. Barbara Schöning
„Clickertraining für Welpen“ Verlag Kosmos
ISBN 3-440-09037-X
Sorry, dass es so lang wurde aber gerade Erziehungsfragen sind mit die schwierigsten Fragen, die in einem solchen Forum gestellt werden können.
Fragst Du 5 Leute erhälst Du 5 unterschiedliche Ratschläge. Du wirst Deinen Weg finden, wenn Du über alle Ratschläge nachdenkst und die für Dich praktikabelsten heraus nimmst.
Alles Gute Dir und Deinem Kleinen