Leinenruck 24.02.04 - 23:37:05
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Als ich all diese Mitteilungen las, bekam ich ein ganz schlechtes Gewissen, denn wir arbeiten seit gut einem Jahr mit einem Kettenhalsband und Leinenruck. Von Anfang an ist mir dabei nicht sehr wohl, doch uns blieb sonst keine andere Wahl. Wir besuchten fast zwei Jahre lang eine Hundeschule, wo nur mit positiver Bestärkung, Lob und Leckerle gearbeitet wurde. Mit dieser Erziehungsmethode konnten wir unsere Mittelschnauzer-Hündin aus der Angst herausholen, so dass sie eine sehr selbstbewusste kleine Dame wurde. Sie kannte alle Befehle bestens, aber sie führte diese nur aus, wann sie wollte.
Außerdem zog sie an der Leine, bellte leinenziehend Passanten und andere Hunde an. Da half keine Ablenkung, kein Leckerle, stehen bleiben wie ein Baum, Richtung wechseln oder irgend sonst etwas. Als sie dann aber auch noch anfing Kinder anzubellen und die Leute im Ort schon auf die andere Straßenseite gingen, weil sie Angst vor ihr hatten –sie ist ja eine schwarze Hündin und bellt so schrecklich, die muss ja böse sein- suchten wir Hilfe im Schnauzerclub. Dort wird nur mit Konsequenz, Leinenruck, positiver Motivation und viel Lob gearbeitet. Das erste was uns empfohlen wurde war ein Kettenhalsband. Ich sträubte mich sehr dagegen, doch es musste etwas geschehen dass sie besser folgte und Passanten und Kinder in Ruhe ließ. Sehr widerwillig tauschte ich das Lederhalsband mit einem Kettenhalsband aus und siehe da, welch eine Wohltat, gleich als ich das erste Mal mit ihr spazieren ging und das Kettenhalsband einsetzte, hörte die lästige Zieherei auf, ich brauchte nicht mal einen Leinenruck, auch liegt das Kettenband lockerer um den Hals als das Lederhalsband. Als sie dann Passanten ankläffen wollte kam ein Leinenruck und bald schon hatten wir auch dies im Griff. Fast schon wäre sie ein gut erzogener Hund gewesen.
Dann kam der Tag –vor ein paar Wochen- wo unser zweiter Hund, ein Zwergschnauzer-Rüde von Nachbars Hirtenhund geschüttelt wurde. Von dem Zeitpunkt an ist unsere Große durch den Wind, sie kläfft wieder wie vorher, ja fast noch mehr und wir können wieder von vorne anfangen mit der Erziehung. Da ich den Leinenruck sowieso nicht richtig fertig bringe, ist es ihr nun auch ganz egal wenn ich mal rucke, sie kläfft und zieht weiter nach Passanten, Kindern, Hunden und vielem mehr.
Nachdem ich alle Nachrichten zum Thema Leinenruck gelesen hatte und diese meine Bedenken die ich zur Leinenruckmethode und dem Kettenhalsband hatte, alle wieder aufleben ließen, probierte ich es zunächst noch mal mit dem Lederhalsband – es nützte nichts, Kessy zog und zog. Dann legte ich ihr das Brustgeschirr an und sie zog noch mehr, nichts änderte dies, kein Lob, kein Leckerle und und und - genauso wie vor einem Jahr. Obwohl es mir selbst nicht gefällt und ich auch ein ganz schlechtes Gewissen dabei habe, bleibt mir also nichts anderes übrig, als wieder das Kettenband und Leinenruck zum Einsatz zu bringen um die Zieherei in Grenzen zu halten.
Heute habe ich etwas Neues ausprobiert. Sie hat großen Respekt vor dem Geräusch eines Kirschkernsäckchens. So habe ich einige Kirschkerne in ein Söckchen getan, zugeknotet und in die Manteltasche gesteckt. Als uns einige Kinder entgegenkamen und sie sofort anfing hinzuziehen und zu kläffen, raschelte ich mit den Kirschkernen und siehe da, sie ging sofort Fuß und ordentlich und ruhig an den Kindern vorbei. Nun will ich statt Leinenruck das Kirschsöckchen einsetzten, damit verletze ich sie ebenfalls nicht, doch ich hoffe, ihr damit die Kläfferei abgewöhnen zu können.
Ist von Euch jemand im Schnauzerclub? Wenn ja, wie wird bei Euch mit den Hunden gearbeitet? Wenn der Ausbilder unseres Clubs Kessy an die Leine nimmt und führt, ist sie lammfromm, ja sie himmelt ihn fast an und er braucht keinen Leinenruck einzusetzen, sie läuft einwandfrei mit und befolgt jeden Befehl 1a. Sobald sie wieder mit mir läuft, folgt sie nur wenn sie will.
Es grüßt Euch alle Chris