Hallo zusammen,
den Blickkontakt kann man auch ganz anders, und sehr effektiv üben:
Ich halte meinen Hund an einer ganz normalen, 1 m langen Leine. Demonstrativ gebe ich eine Handvoll Leckerle (super leckere Leckerchen!) in die Hand eines mir gegenüber stehenden Trainingspartners. Der Hund wird natürlich jetzt versuchen, an diese Leckerlis zu kommen - je nach Temperatment springt er auch hoch und kratzt an der Hand - der Trainingspartner mit den Leckerlis kann sich dann einfach kommentarlos kurz mal umdrehen und dreht sich aber gleich wieder zum Hund, wenn der nicht mehr am Hochspringen ist.
Irgendwann ist der Hund kurz mal ratlos und nimmt für den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt mit mir auf - diesen Augenblick muss ich abpassen und mit einem kurzen freudigen Ausdruck (z.B. "gut" oder "fein") bestätigen. Dann fasse ich demonstrativ in die Hand von meinem Gegenüber, nehme ein Leckerle heraus und gebe es dem Hund.
Spätestens nach dem 10ten Leckerle hat der Hund schon begriffen, dass er von sich aus Kontakt mit dem HF aufnehmen muss, um an die Leckerle heranzukommen, die ja eigentlich ganz woanders sind!
Während der ganzen Aktion wird der Hund werder gestraft, noch an der Leine geruckt oder sonst irgendwie eingewirkt oder angesprochen - wir wollen ja schliesslich erreichen, dass der Hund von sich aus mit uns Kontakt aufnimmt. Nur bei besonders verrückten Spinnern nimmt man die Leine so kurz, dass er die Hand vom Trainingspartner nicht gerade fressen kann
Das einzige, was während der Aktion gesprochen wird, ist ein deutliches, freudigs Lob für den Hund, wenn er guckt...
Wenn man das ein paar Übungseinheiten lang geübt hat, kann man beim Lob noch kurz das Kommando (z.B."schau" oder "guck") einbauen. Nach ein paar Tagen haben es auch die verrücktesten und die am schwersten zu motivierenden Hunde begriffen.
Ich liebe diese Methode weil der Hund von Anfang an weder mit Leckerle, noch mit Beute gelockt wird sondern das, was der Hund erreichen will wirklich als Bestätigung und nicht als "Lockmittel" da ist. Und auch auf negative Einwirkungen kann man dabei komplett verzichten. Der Hund kommt also ohne grossen Stress zum Nachdenken und kann sich so selber motivieren...
Meine 4 Monate alte Vilma war schon nach 3 Tagen so weit, dass ich ein Leckerle offen in der Hand neben ihrem Kopf halten kann und sie hält trotzdem den Blickkontakt mit mir - sie weiss nämlich, dass die Hand sich einfach schliesst, wenn die zu früh (vor dem "gut") von meinen Augen zur Hand sieht...
Es gibt auch Hunde, für die das ganze Anfangs tatsächlich etwas Stress bedeutet, weil sie selber aktiv werden sollen - Hunde, denen jahrelang alles vorgekaut wurde sind da erst mal ratlos bis sie die ersten 2 oder 3 mal geschaut haben.
Auch Hunde die selber lange Zeit das sagen im Rudel hatten, versuchen den Kontakt zu verweigern - der Kontakt ist ja schliesslich ein Eingeständnis, dass sie selber nicht weiter kommen und Hilfe vom HF wollen - ist also für diese Hunde ein erster Schritt in eine neue Richtung...
Ich hab das früher so ähnlich geübt wie Chiwa schreibt - hat aber den Nachteil, dass da der Hund mit Leckerle gelockt wird - und es kann lange dauern, das dann wieder abzubauen...
Grüssle,
Chris