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1

Sonntag, 1. März 2009, 19:38

Kontaktbruch

Hallo Sabine,
erzähl doch bitte mal mehr über diesen "Kontaktbruch".

Es scheint, dass ich vor ca. 2 Jahren etwas ähnliches erlebt habe: ich habe einem verzweifelten - und scheinbar ziemlich bekannten - Musical-Sänger geholfen, seine Labbi-Hündin einzufangen.

Nach seinen Aussagen sind sie vom Hotel über die Bahngleise auf "unsere" Spaziergehwiese gegangen, sie hat an irgendetwas geschnuppert und danach ging nix mehr. Der Arme hatte schon 2 Stunden auf der Wiese verbracht und sich bereits auf eine Freiluft-Übernachtung eingestellt, weil seine Hündin ihn nicht mehr an sich heran gelassen hat.

Eine Spaziergehbekannte und ich haben unsere Hündinnen ins Auto verfrachtet und wir haben mit Hilfe von Chess und Würstchen (die ich zwecks Training dabei hatte) versucht, die Hündin einzufangen. Keine Chance!! Sie ließ nur Chess an sich heran und die beiden haben dann getobt wie die wilden.

Dann sind wir zu dritt mit den 2 Hunden Richtung Hotel gegangen und kaum waren wir über die Bahngleise gegangen, verhielt sie sich von einem zum nächsten Moment wieder normal.

Wir haben dann noch 1 Stunde bei Danke-Prosecco in der Lobby mit 2 ganz entspannten, friedlichen und kontaktfreudigen Hunden verbracht.

Gruß
Anke

Philiandela

unregistriert

2

Montag, 2. März 2009, 01:08

Oh ja bitte Sabine! (**) Bei ehemaligen Selbstversorgern ist mir der "Kontaktbruch" ja geläufig und auch total erklärbar - aber bei immer-schon-Haushunden? Gibt es das da wirklich auch (und wie erklärst du es) oder ist hier vielleicht eher Ungehorsam gepaart mit Unsicherheit (gegenüber dem "stinkigen" Menschen") und gefolgt von totaler Desorientierung der Fall?
LG Ela

Hanifeh

unregistriert

3

Montag, 2. März 2009, 08:11

Kontaktbruch ist was ganz Seltsames finde ich :?: !
Ich meine zu beobachten, daß es sich generell um Hunde mit etwas schwächeren Nerven handelt, was genau aber zu dieser völligen "vorübergehenden Verwilderung" führt, ist mir nie ganz klar geworden.
Beispiele:

Eine oftmals ausgestellte Hündin, sehr schmusig, Sofakuschelhund in Potenz, Mamas ständiger Schatten, war mit Familie und anderen Hunden (eigenen) im WoMo auf einer Schau. Wie immer wurde die Tür von WoMo am Zielort geöffnet, die Hunde rausgelassen - plötzlich bekam die Hündin den "irren Blick" (der scheint zwingend dazuzugehören) und rannte los. Sie konnte eine Woche lang weder von Fremden noch von ihren Besitzern/Züchterin eingefangen werden, weder gelockt noch angefüttert, entwickelte sogar diese "Beobachtungsfähigkeit", die Wildtiere haben und ließ sich in kein umzäuntes Gelände abdrängen usw.. Schließlich haben die Besitzer sie zufällig eine Landstraße entlangtraben sehen, sind mit dem Auto an ihr vorbeigefahren, haben die Autotür geöffnet und sonst nichts getan, weder gelockt noch gerufen - tatsächlich sprang sie ins Auto und war von derselben Sekunde an wieder "völlig normal" - hat sich irre gefreut, daß ihre durchgelaufenen Füßchen liebevoll betüddelt wurden. Völlig fremde Umgebung (600 km weg von daheim - ich verzichte auf die Schilderung der Dramen, die in dieser Woche bei den Menschen abliefen), sie hielt sich in einem Radius von etwa 20 km auf.

Ein spätvermittelter Jungrüde (11 Monate) im Garten seiner neuen Besitzer bekam ebenfalls plötzlich "den" Blick (kein Auslöser bekannt), sprang über 1,80 m Zaun und rannte los. Er wurde ebenfalls immer wieder im selben Gebiet gesichtet, der Züchter reiste mit einem Wohnwagen an und campierte dort (Lüneburger Heide), weil die Theorie natürlich war, daß der Hund zu seinen neuen Leuten noch keine Bindung hatte und sich deshalb von ihnen nicht einfangen ließ. Drei Wochen lang konnte niemand sich dem Hund auf mehr als 50 Meter nähern, er wurde am Tage immer seltener gesehen, fraß in der Dämmerung (morgens und abends) auf den umliegenden Bauernhöfen, konnte aber auch dabei weder gelockt noch irgendwo hineingetrieben werden. Schließlich schloß er sich einer Gruppe Schulkinder an, war mit diesen völlig nett und zutraulich, folgte ihnen in die Schule und konnte dort eingesammelt werden - sehr glücklich, daß sein Züchterpapa endlich wieder da war.

Ich kenne noch etliche Beispiele mehr, wird sonst zu lang, wenn es jemanden interessiert, bitte schreiben, dann erzähle ich mehr in einem weiteren Beitrag.

Gemeinsam scheint allen Fällen vor allem der "irre Blick" zu sein. Meine weiße Großpüdelin aus dem Versuchslabor hatte dieses Verhalten ganz extrem (ihre Schwester, die bei meiner Freundin lebt, etwas weniger stark). Für mich war nie ganz klar, was genau der Auslöser war (und ich hatte wahrlich viel Gelegenheit mir darüber Gedanken zu machen). Für meine Bianca hat es funktioniert, SITZ auf Distanz als absolut gebrülltes Nothörzeichen zu konditionieren. Sie stand oft ein einer Entfernung von etwa 20 Metern, schaute mich an, als ob sie mich noch nie gesehen hätte - und wenn ich sie DANN noch niederbrüllen konnte, bevor sie losrannte, blieb sie sitzen und ließ sich von mir abholen. Ansonsten waren aufwendige Aktionen mit 20 Freunden und mindestens 5 Autos nötig - aber wir haben Bianca immer nach ein paar Stunden spätestens wiedergehabt.

Meine Theorie (und wirklich nur eine Theorie!) dazu: Es könnte sich um eine Form von Epilepsie handeln. Weder Bianca noch ihre Schwester (noch die anderen Hunde, die ich mit diesem Verhalten kenne) hatten jemals "klassische" Anfälle - aber Bianca starb im status epilepticus, für mich völlig überraschend nachdem ich sie fast 10 Jahre hatte. Bianca zeigte Kontaktbruch bei kleinstem Streß (ranghöhere Hündin zuerst im Auto - Bianca stand davor, verdrehte die Augen und rannte los / Fete auf meinem Auslaufgrundstück - 3300 qm - Bianca war mittendrin, verdrehte "plötzlich" die Augen und bretterte gegen den Zaun, ließ sich nicht mehr abrufen/anfassen / Edelstahlnapf poltert in der Küche auf die Spüle - Bianca guckt irre und drückt sich im Flur in eine Ecke usw. ). Ich habe mich oft gefragt, ab ich sie überfordere - ihre Schwester lebt mit nur noch einem weiteren Hund und zeigt dieselben Aussetzer. Im Nachhinein (der einzige wirrkliche Krampfanfall, der dann in den status epilepticus überging, der mit nichts zu lösen war, weswegen ich sie einschläfern ließ, kam völlig überraschend aus dem Schlaf heraus) frage ich mich, ob ich - oder einer der vielen TÄ, die Bianca im Laufe ihres Lebens sahen - auf Epilepsie hätten kommen können, und ob es medikamentös möglich gewesen wäre, ihre "Aussetzer" zu beeinflussen - aber hinterher ist man ja immer schlauer....
Li Gr S

Vera + Hexer

unregistriert

4

Montag, 2. März 2009, 17:50

RE:

Zitat

Original geschrieben von Hanifeh

Kontaktbruch ist was ganz Seltsames finde ich :?: !
Ich meine zu beobachten, daß es sich generell um Hunde mit etwas schwächeren Nerven handelt, was genau aber zu dieser völligen "vorübergehenden Verwilderung" führt, ist mir nie ganz klar geworden.

Li Gr S


So sehe ich das auch. Ich denke aber, daß es sich nicht um eine Form von Epilepsie handelt, sondern um einen "Nervenzusammenbruch" wenn man so will. Der Hund ist dermaßen gestreßt im unfamiliären Milieu, daß Informationen nicht mehr richtig verarbeitet werden, wie ja kein Organismus die besten Entscheidungen trifft, wenn Panik einsetzt. Wie Sabine ja schon sagt, handelt es sich um Hunde, die ein etwas schwächeres Nervenkostüm haben.

Wir haben auch manchmal in der Hundepension solche Kandidaten. Wenn die mit Herrchen oder Frauchen im Büro sind, erscheinen die ganz normal, lassen sich streicheln, wedeln mit der Rute usw. Die sind dann auch noch in der Pension eine halbe oder eine ganze Stunde lang "normal," und dann schlägt das Verhalten ganz plötzlich (!!) um. Zittern, Speicheln, Flucht/Meideverhalten, Angstbeißen, usw., und das bleibt dann so, bis der Besitzer den Hund wieder abholt. Dann benimmt der sich, als sei nichts geschehen, läßt sich anfassen, springt freudig an uns hoch usw. Manche erkennen auch den Besitzer nicht gleich, der dann wütend angebellt oder gemieden wird. Sobald man den Hund aber an der Leine hat und die Herrchen in die Hand drückt, ist der Spuk wie weggeblasen.

Natürlich sagen wir das dem Besitzer, (der meistens nur ungläubig starrt und vermutlich denkt, daß wir es sind, die nicht ganz richtig im Kopf sind) denn wir wollen keine unglücklichen Hunde in der Pension. Für diese Hunde ist der Pensionsaufenthalt wirklich nur eine Quälerei.

Wieder andere Hunde lassen sich beschwatzen, und nach einigen Stunden kann man sie dann auch anfassen, sie wollen gestreichelt werden usw. ABER am nächsten Tag fängt man wieder von vorne an — es ist, als ob die gute Erfahrung des vorigen Tages nie gemacht wurde — irgendwie, als ob die Batterien keine positive Ladung halten, wohl aber negative. Und das kann tage- und wochenlang so gehen. Jeder neue Tag fängt mit Panik an.

Arme Viecher, solche Hunde, wenn man ihnen den Stress nicht ersparen kann. (Auch mit ein Grund, warum nur mit nervenfesten — wirklich nervenfesten — Hunden gezüchtet werden sollte.)

Vera

P. S. @ Philandela

Mit Ungehorsam hat das überhaupt nichts zu tun - mit Desorientierung durch Stress/Panik schon. Auch Streuner - wenn sie erstmal eine Bindung haben - neigen nach meinen Erfahrungen nicht mehr zum 'Kontaktbruch' als andere Hunde. (Zum Ungehorsam aber schon, denn die wissen, daß Distanz zum Herrchen nicht so schlimm und überlebbar ist.)

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Benutzer
Mitglied

5

Montag, 2. März 2009, 19:15

beobachtet hab ichs auch schon, nur ne erklärung... hm...

mir kamen die jeweiligen hunde vor als hätten sie eine art amnesie, also gedächtnisverlust und waren rein reduziert auf instinktverhalten das noch vorhanden war, aber alles "erlernte" inkl erlernte erfahrungswerte wie weggeblasen.

die fehlenden erfahrungswerte wie z.b. "hier passiert mir nichts schlimmes" führten dann auch zu den stressanzeichen die vera beschreibt.
Signatur von »Stefanie« ()_()_.-" "-.,/)
;.. `; -._ , ` )_
( o_ )` __,) `-._)

"Wir geben dem Hund den Rest unserer Zeit, unseres Raumes und unsere Liebe, doch der Hund gibt uns alles, was er hat!" unbek.

Emma Piel

unregistriert

6

Montag, 2. März 2009, 19:40

???

Ich persönlich kenne sowas von unserem Kater. Und bei einem DSH, der zur Probe bei der Polizei war. Die Hündin ist dann am Silvestertag über den 2,50 m Zaun und 3 Wochen in Rostock umhergeirrt. Da wir eine Suchmeldung übers Radio gemacht haben, riefen täglich Leute an, die sie gesehen hatten. Wir haben sie dann bei einer Streifenfahrt gefunden. Direkt auf einer stark befahrenen Hauptstraße. Sie hatte sich dort im Mittelstreifen unter einem Wacholder versteckt. Es war purer Zufall, dass ich sie gesehen habe. Ich habe ihr vorsichtig den Haken ans Halsband gemacht und sie ist freiwillig eingestiegen. Wir haben sie am nächsten Tag der Besitzerin zurückgegeben. Und einen Tag später ist sie in der Nacht eingeschlafen und gestorben, mit 3 Jahren ! Ich bin sicher, sie ist an einem Herzschlag gestorben ( vor Angst ).
Und das ist meine felsenfeste Überzeugung, so ein Verhalten ist die blanke Angst. Mal erschrecken und auch mal Panik bekommen ist o.k., aber sich nicht wieder einkriegen, dass ist schon Wesensschwäche.
Wobei man nicht vergessen darf, dass der Urvater Wolf damit sein Überleben sichert. Nur ist es beim Hund nicht erwünscht. Emma Piel

Vera + Hexer

unregistriert

7

Dienstag, 3. März 2009, 00:02

RE: ???

Zitat

Original geschrieben von Emma Piel

Und das ist meine felsenfeste Überzeugung, so ein Verhalten ist die blanke Angst. Mal erschrecken und auch mal Panik bekommen ist o.k., aber sich nicht wieder einkriegen, dass ist schon Wesensschwäche.


Das sehe ich auch so - und zwar ganz profunde Wesensschwäche für einen domestizierten Hund.

Vera

Philiandela

unregistriert

8

Dienstag, 3. März 2009, 01:31

Hallo, kann es ein, daß es unterschiedlichen Auslöser von Kontaktbruch gibt (echten und unechten)? Es scheint verschiedene Muster zu geben: einmal die reine Wesensschwäche (und hier - @Vera - ist es in manchen Fällen doch auch ein Erziehungsthema), die beim ausbüchsen anfängt und letztlich in Meide- und Aggressionsverhalten und Kontaktverweigerung mündet - erst recht, wenn sie bei Einfangaktionen wieder bedrängt werden. Zweitens gibt es womöglich eine körperliche Ursache und drittens das, was Stefanie beschreibt (worunter so der Streuner fällt, dem aus der Situation heraus ursprüngliche Verhaltensweisen wieder wichtig sind und sich manifestieren).
Ohne mich damit näher beschäftigt zu haben, scheint es mir so, als seien das verschiedene paar Schuhe. Aber vielleicht weiß ja jemand noch mehr dazu?
LG Ela

Vera + Hexer

unregistriert

9

Dienstag, 3. März 2009, 06:19

Hi Ela,

wenn ein ehemaliger Streuner oder ein ungezogener Hund "abhaut" und sich nicht wieder einfangen läßt, weil er seine Freiheit genießt und auch nicht gelernt hat richtig zu vertrauen, steht das auf einem ganz andern Blatt, als die plötzliche Panik die manche Hunde bekommen. Im ersten Fall sind in der Tat Bindung und Erziehung nicht das, was sie sein sollten oder vielleicht könnten. Und das sind auch lange nicht immer besonders wesensschwache Hunde, die sich so verhalten.

Aber die Hunde, die durchdrehen, haben ein anderes Problem. Bei denen stellt sich eine Bewußtseinstrübung ein (weswegen Sabine/Hanifeh ja einen epilepsieähnlichen Zustand vermutet). Da dringt nichts mehr ins Oberstübchen außer: FLUCHT! Diese Hunde rennen, aber sie wissen nicht, wohin. Reine Panik und Angst. Wie schwer profunde Angst unter Kontrolle zu bekommen ist, wissen wir doch alle. Angst hat die Tendenz zu eskalieren. Diese Hunde müssen Angst in einem Ausmaße fühlen, das man sich kaum vorstellen kann.

Vera

Hanifeh

unregistriert

10

Dienstag, 3. März 2009, 07:55

Zitat

Die sind dann auch noch in der Pension eine halbe oder eine ganze Stunde lang "normal," und dann schlägt das Verhalten ganz plötzlich (!!) um. Zittern, Speicheln, Flucht/Meideverhalten, Angstbeißen, usw., und das bleibt dann so, bis der Besitzer den Hund wieder abholt.
Zittern, speicheln und angstbeißen hab ich bei keinem von den Kontaktbruchhunden beobachtet, das kenne ich von extremen Angsthunden. Meine Barbet-Hündin und das Apricot-Püdelchen sind solche Kandidaten - die Große genetisch bedingt (extreme Inzestzucht), bei ihr fallen auch andere Nervenschwächen wie besondere Geräuschempfindlichkeit und Berührungsempfindlichkeit auf. Aber sie meistert den schrecklichen Alltag aus ihrem Vertrauen zu mir heraus, kann überall mit hin gehen und hält sich wenn es ihr zu viel wird, einfach direkt an meinen Füßen auf und vertraut darauf, daß ich sie beschütze. Die Kleine dürfte eher ein Aufzuchtdefizit haben - sie läßt sich auch von mir nicht immer anfassen, bleibt aber zuverlässig in meiner Nähe und folgt prima. Komischer kleiner Hund, der seinen eigenen Interessen nachgeht und manchmal (besonders wenn ich liege und schlafe, also weniger bedrohlich bin) einen Anfall von Schmusewahn bekommt (**) !

Ein Kontaktbruch-Hund ist anders. Diese geweiteten Pupillen und der starre Blick völligen Abschaltens..... Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll - irgendwo hab ich ein altes Papierphoto von Bianca, ich suche es nachher mal, da hat eine Freundin von mir sie fotografiert, gerade in dem Moment, als sie abdüsen wollte - die Rute ist nicht eingekniffen, sondern hängt lose und entpannt, die ganze Haltung ist nicht "auf dem Sprung" sondern nach innen gerichtet, als ob der Hund in sich selbst hinein horcht - und dann schießen sie los, unansprechbar. Im Moment des Erstarrens kann ein ganz starker Reiz (ich brülle meine Hunde sehr selten an!) noch durchdringen, danach geht nix mehr.

Zitat

worunter so der Streuner fällt, dem aus der Situation heraus ursprüngliche Verhaltensweisen wieder wichtig sind und sich manifestieren
Der ehemalige Streuner kann zwei verschiedene Fälle von "Verwilderung" zeigen, beide sind aber "geplant und überlegt", nicht aus diesem Abschalten heraus.
Eine Variante ist der ungehorsame Streuner mit schlechter Bindung oder einem unklaren Besitzer - gerade ehemalige Selbstversorger fordern viel von ihrem Menschen, "unhundliches", "unberechenbares" Verhalten ist für sie oft ein Grund, einfach ihre Koffer zu packen und sich nach was Besserem umzusehen, weil sie wissen, daß sie nicht drauf angewiesen sind, daß ihnen jemand die Mülltonne öffnet. Das hat auch nix mit Nervenschwäche zu tun, eher mit Selbstvertrauen und Stolz!
Die andere Variante ist (und da ist den importierenden Orgas ein massiver Vorwurf zu machen) der tatsächlich "wild" = ohne Menschenkontakt aufgewachsene Hund: Diese Hunde leiden, wenn sie in einen "zivilisierten" Haushalt vermittelt werden, weil sie die menschliche Nähe und die enge Ausweglosigkeit indoors genausowenig ertragen können wie es ein erwachsen gefangener Wolf könnte. Meine Freundin mit der Rescue in Irland hat einen Mix aus AC-SH und Wolf, ein "Zuchtexperiment" eines Irren, der ist trotz Hausaufzucht als Erwachsener nicht in der Lage, sich in einem geschlossenen, überdachten Raum aufzuhalten, wirkt dann ebenfalls "nervenschwach", obwohl er alles andere als das ist und in seinem Gehege bestens "funktioniert". Wenn solche Hunde entkommen können, geht es ihnen besser als im Zusammenleben mit dem Menschen, sie verhalten sich geplant und überlegt wie jedes andere Wildtier auch. Ich hab glaub ich irgendwo schonmal von der Collie-Mix-Hündin aus dem spanischen Großtierheim erzählt, die dort irgendwie im Gewimmel nie beachtet worden war und als 2-jährige nach D vermittelt wurde. Sie sprang gezielt durch eine geschlossene Scheibe und lebte fröhlich anderthalb Jahre lang im Großraum Köln/Siegburg (blieb nicht an einem Ort, wanderte wie ein wilder Wolf!) und wurde nur zufällig wieder eingefangen, weil sie in die Lebendfalle für ganz was anderes ging. Sie vegetiert jetzt im rundum geschlossenen Zwinger eines THs ;( ;( - der Import solcher Hunde ist ein Verbrechen! Nervenschwach sind sie aber ebenfalls nicht, ganz im Gegenteil.
Li Gr S

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