24.01.04 - 19:56:10
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Liebe Barbara,
die Anforderungen, die ihr an einen Hund stellt, hat der Schnauzer ja komplett in sich vereint - dabei spielt es keine Rolle, ob Zwerg-, Mittel- oder Riesenschnauzer.
Ich persönlich habe eine Riesenschnauzerhündin, Luna - zwei Jahre alt. Ich bekam sie mit 10 Wochen und habe direkt meinen Jahresurlaub von 6 Wochen genommen, um sie langsam ans alleinebleiben zu gewöhnen, denn auch uns geht´s wie Euch - das Futtergeld muss verdient werden.
Für einen Welpen ist alleine bleiben am Anfang schon, wenn Ihr das Zimmer verlasst - daher würde ich sehr, sehr langsam anfangen und schrittweise ausweiten, z. B. kurz zur Tür raus - aber erst wieder rein, wenn Baby sich ruhig verhält. Nicht zurückkommen, wenn´s Hundi weint oder bellt - sonst lernt er, dass er für´s bellen mit dem zurückkommen von Fraule oder Herrchen belohnt wird. Die Zeiten schrittweise erhöhen. Vor allem von Anfang an den Hund an Euren normalen Tagesablauf gewöhnen und nicht erst Wochen später - sonst isser wieder verwirrt.
Ich denke, es ist keinerlei Hinderungsgrund, wenn Ihr nicht mehr zwanzig seid und über 2-meterhohe-Zäune hüpft (aus dem Stand - klar). Eine gute Hundeschule im Welpenalter ist gewiss anzuraten, regelmäßige Spaziergänge - die durchaus nicht unbedingt zwei Stunden am Stück lang sein brauchen. Wenn Hundi genug toben und spielen kann mit anderen Artgenossen, wenn Ihr vielleicht ein bisschen trainiert jeden Tag -sei es Fährtenarbeit, Agility - irgendwas, was den Schnauzer kopfmäßig fordert, wird er der ideale Hund für Euch sein. Schnauzer sind temperamentvoll und doch nervenstark und ausgeglichen, ihr braucht absolute Konsequenz aber keine Härte - und der Schnauzer ist ein absoluter Kampfschmuser. Bei uns spielt sich ein Tagesablauf wie folgt ab:
Aufstehen um viertel vor fünf - Jogginghose an und für ne halbe Stunde raus, danach Futter für Luna bereiten, fertig machen für die Arbeit, Kind und Mann wecken.
Unsere Tochter spielt morgens vor der Schule immer noch ein bisschen mit Luna und um kurz nach sieben verlassen wir alle gesammelt das Haus. Ich lasse immer das Radio an - sonst ist die abrupte Stille für Hunde vielleicht beunruhigend. Wir haben das so gemacht, von Welpenalter an und es beibehalten. Ich komme dann mittags zwischen zwölf und halb eins nach Hause - große Begrüßung und halbstündiger Spaziergang. Dann Essen bereiten für die Tochter, welche um ca. halb zwei nach Hause kommt. Spielen mit Luna (wenn´s geht, viel im Garten).Nach den Hausaufgaben meiner Tochter gibt´s dann einen großen Spaziergang - bis zu zwei Stunden - ab ins Waldgebiet. Und abends dann noch mal ne halbe bis dreiviertel Stunde.
Hört sich jetzt viel an, wobei ich sagen muss, dass ich die große Tour nicht jeden Tag schaffe - auf jeden Fall aber an den Wochenenden - da gibt´s nix. Da muss alles andere zurückstecken.
Jedenfalls - wenn ich mittags nach Hause komme - ab da bleibt Luna dann nicht mehr alleine, wird überall mit hingeschleppt und wer uns nicht komplett willkommen heißt, da gehn wir nicht hin.
Ich würde einen Hund generell nicht länger als 5 Stunden pro Tag alleine lassen (für meine persönliche Situation bin ich am Grenzwert des für mich vertretbaren angelangt). Viel Beschäftigung, Spiel, Kopfarbeit und Schmusen könnnen meiner Meinung nach aber diese Stunden auffangen. Sowohl bei Luna als auch bei unseren anderen Hunden gab es diesbezüglich keinerlei Probleme. Ich denke, ein Hund der ein paar Stunden am Tag alleine bleiben muss, danach aber bis zur Schlafengehenszeit im Rudel verbleibt und dementsprechend gefordert und gefördert wird, hat es besser als einer, der zwar den ganzen Tag einen Menschen um sich hat, dieser sich aber nicht kümmert und Hundi muss - trotz Rudelmitglied - irgendwo dösbaddelig in der Bude hocken oder wird kopfmäßig nicht gefordert.
Meiner Meinung nach solltet Ihr den Mut fassen - überdies - sucht Euch einen seriösen Züchter, sprecht mit ihm über Eure Bedenken und lasst Euch beraten. Es gibt soviele Hunde, die 4, 5 Stunden täglich alleine bleiben müssen und die trotzdem den Hundehimmel auf Erden haben. Und es gibt viele arme Seelen, die nicht alleine bleiben müssen, weil der Halter zu Hause bleiben kann und die trotzdem an Leib und Seele verkümmern - es kommt darauf an, was Ihr draus macht. Also nochmal: Liebe, Zuwendung, Konsequenz, Beschäftigung, Auslauf, totale Integration ins Rudel - und dann klappt es auch mit ein paar Stunden alleine sein.
Ich wünsche Euch von Herzen eine gute Hand bei Eurer Entscheidung und vielleicht melden sich hier ja noch einige, die diese Situation bestätigen können.
Daumendrückende Grüsschen
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Petra