Ich bin bisschen spät dran, aber vielleicht interessiert es ja trotzdem.
Seit nen paar Jahren habe ich eine Mittelschnauzer Hündin ( Pfeffer-Salz). Ist mein erster wirklich eigener Hund und ich wohne städtisch ( eher Randgebiet). Vorerfahrungen hatte ich mit einer Westie Hündin und beruflich als auch im Alltag hab ich anderweitig Hundeerfahrung gesammelt ( und so auch die Schnauzer kennen gelernt).
Ich wollte einen mittelgroßen, wachsamen Hund, mit dem man alles Mögliche machen kann, der mich möglichst überall hin begleiten kann, sich nicht für Fremde interessiert, nicht kläfft, gesund ist, und der auch gut mit den Umweltfaktoren zurecht kommt.
Prinzipiell hab ich das bekommen, mit Abzügen
Mit der Wohnumgebung kommt meine Hündin prima klar ( wenn man von dem Kulturschock beim Einzug mal absieht). Es is vollkommen egal ob ich mit ihr durch die Pampa oder durch die Stadt gehe, das ist alles kein Problem. Sie ist am liebsten bei mir, egal wo es hin geht.
Sie lässt sich für alles Mögliche begeistern - Apportieren, Tricks, Joggen, ZOS, Unterordnungsübungen,... Egal, macht alles Spaß. Sie braucht definitiv input ( besonders geistig), kommt aber auch gut damit zurecht wenn mal weniger passiert.
Kläffen tut sie nicht, uns gegenüber ist sie super lieb, Jagdtrieb ist handlebar, und so stur ist das Tier auch nicht. Klingt soweit also eigentlich super
Allerdings...
Sie ist wachsam und territorial. Jedoch beschränkt sich das nicht auf böse Menschen und auf anschlagen wenn was komisch ist. Die Wachsamkeit ist sowas wie ne Charaktereigenschaft - meint sie super ernst, und man muss immer ein Auge drauf haben, managen, konsequent sein, weil das sonst mit der Gesellschaft schnell unlustig werden kann.
Zusätzlich ist alles Fremde prinzipiell erstmal doof. So nett sie "ihren Menschen" gegenüber ist, so ablehnend ist sie Fremden gegenüber. Fremden Hunden gegenüber ist sie auch mit Vorsicht zu genießen ( Hündinnen sind schonmal doof weil es Hündinnen sind... Auf Unhöfliches Eindringen in den persönlichen Individual Bereich reagiert sie Allergisch, und bei Kleinhunden hat man das Problem dass sie halt einfach ein Trampeltier ist).
Je näher dran am Eigenheim, umso kritischer wird es.
Das hat alles wahnsinnig viel Training erfordert.
Sie ist sehr intelligent, in einigen Dingen sehr kleinlich und super misstrauisch bis unsicher - wenn man da nicht super konsequent ist, den Hund verhältnismäßig eng führt, das nicht handeln kann ect, ist das echt nicht spaßig.
Ich MUSS immer im Hinterkopf behalten dass sie - egal wie super sie mittlerweile durch den Alltag geht, und wie unauffällig sie auf die Umwelt wirkt, ein Hund bleibt der im Zweifel unfreundlich reagiert und das dann auch genau so meint. Ich muss mir im Klaren sein, dass ich da nicht pennen kann, und ich sie so führen muss dass sie die Umwelt nicht gefährden kann. Zwar würde es bei ihr echt lange dauern bis sie Beißen würde, aber a) muss es einfach nicht sein dass sie laut wird, und b) ist es eben dadurch dass sie aus Unsicherheit so reagiert so, dass es nur eine Frage der menschlichen Dummheit ist ( ja, die können leider sehr dumm sein.. Ist wie im Straßenverkehr, man muss leider mit vielem rechnen...).
Deshalb ist der Punkt "überall mit hin nehmen können" eben doch nicht ganz so wie gedacht.
Ja, ich kann sie an viele Orte mit nehmen, aber nicht dorthin wo bspw super viele Hunde unterwegs sind, und auch nur beschränkt dort wo viele Menschen sind. Das mach ich dann doch lieber ohne sie, ist entspannter.

Aber wenn es bspw mal mit zur Bank oder zum Futter kaufen in den Tierbedarf geht, ist das absolut machbar. Auch Menschenmassen sind machbar. Aber vieles läuft eben nicht so entspannt, wie es bspw mit unserer Westie Hündin lief.
Ich hab auch genug Schnauzer kennen gelernt die in dieser Hinsicht deutlich weniger problematisch sind. Allgemein hab ich die Erfahrung gemacht dass insbesondere das Verhalten ggü Fremden extrem variiert. Da gibt es welche, die sind super nett und haben Perser erstmal kein Problem, welche die Fremde aus Prinzip einfach kacke finden und das sehr deutlich zeigen, und einige die da 0 Interesse dran haben. Aber allesamt, sind territorial, wachsam und können auch anders, wenn es ihrer Meinung nach erforderlich ist.
Nen eigenen Kopf hat meine Hündin auch. Da gibt's nen paar Dinge an die man sie vielleicht immer wieder erinnern muss, aber insgesamt finde ich sie doch sehr kooperativ und durchaus gewillt vieles richtig zu machen ( wenn auch mit den ein oder anderen eigenen Einfällen und nicht immer ganz nach Lehrbuch

).
Sie lernt super schnell - ist Fluch und Segen zugleich.
Sie ist - wie die meisten Schnauzer die ich kennen gelernt habe - ein grobmotorischer Körperklaus und hier und da ein Clown. In der Junghundezeit war sie ein Känguru mit Sprungfedern und dem Schmerzempfinden eines Backstein. Die ist andauernd wo gegen gekracht, irgendwo runter gefallen und hat sich weh getan. Einmal hat sie sich dabei sogar ein Zehengelenk zerschmettert. Aber hey, immerhin nur das, hätte schlimmer sein können
Aber kurz zusammengefasst -
Mit mir passt das wunderbar. In vielen Punkten finde ich sie super leicht. Der Grund Charakter ist super, den eigenen Leuten gegenüber ein Traum!
Aber die Intelligenz, die "feinen Antennen", die Grobmotorik, das Temperament, und dass die durch und durch ( ernst) wachsam sind, sind Dinge die man mögen und können muss. Und genau das sind auch die Eigenschaften die sie als "schwierig" bezeichnen können.
Unser Zwergschnauzer Bub ( auch Pfeffer-Salz) ist übrigens in vielen Punkten deutlich einfacher. Zwar in vielen Dingen ähnlich, aber in der Masse unkomplizierter.
Neben ihm könnte die Welt untergehen - es ist ihm egal.
Er ist uns gegenüber super nett, und alles Fremde ist ihm einfach egal. Solange (!) er nicht genervt wird oder sich das Ggü Unhöflich verhält, sowas kann er nicht leiden.
Gewisse Regeln und eine Grundkonsequenz reichen bei ihm völlig aus, da muss nicht alles so "kleinlich" laufen wie bei meiner Hündin.
Er lernt gern und ist auch nicht doof, aber verglichen mit meiner Hündin deutlich "langsamer" im Kopf.
Insgesamt einfach ein Schnauzer im Kleinformat, und kein Konzentrat
Von daher - meiner Meinung nach - tut man es sich mit nem Zwerg in der Regel einfacher als mit einem Mittel.
Es kann auch gut funktionieren mit einem Mittel einzusteigen, aber es muss dann auch wirklich passen und man muss wissen was man sich da ans Bein nagelt. Der Mittel ist weniger Begleithund als der Zwerg und weniger Gebrauchshund als der Riese. Die Ur-Variante - von unbestechlichem, urigem Wachhund bis zum wachsamen Begleiter kann alles dabei sein.