Hallo zusammen,
hier ein kleiner Bericht über etwas, was mich die letzten 7 Wochen sehr beschäftigt und mitgenommen hat. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen.
Samstag 04.09. - meine Jungs toben durch den Garten. U-Man kommt herein mit "Schaum vorm Maul" - ganz so, alsob er grad was gaaaanz leckeres intensiv inhaliert hat. Ich wunder mich zwar, weil das eigentlich nicht typisch für ihn ist, beachte es aber nicht weiter. Wir machen uns fertig und fahren zum fährten. Als ich hinten das Auto aufmache um die Fährtensachen rauszuholen, ist er weiss zugeschäumt - ich wisch ihn ab. Mach mir Sorgen. Aber erstmal leg ich fährten.
U-Man ist lustig und fit - aber auf der Fährte hat er Schwierigkeiten die Belohnungsleckerlie aufzunehmen - morgens hat er noch ganz unproblematisch gefressen.
Gut - ich also zum Tierarzt - in der Nähe ist eine bekannte renommierte Praxis.
Dort Untersuchung - erstmal auf Fremdkörper (obwohl er keine Würgereflexe oder ähnliches zeigt). Negativ.
Ich werd in eine Klinik geschickt, da die Ärztin eine Endoskopie für angeraten hält.
Ansonsten spekuliert sie von Epilepsie (kann nicht sein, da schäumen über einen so langen Zeitraum) über Vergiftungserscheinung (auch kaum möglich, da Hund absolut oberfit und gut durchblutet) so ziemlich über alles, was einem Angst machen kann.
Ich also in die Klinik. Die Ärztin dort hält Fremdkörper für absolut unwahrscheinlich, da Hund keinen Würgereflex zeigt und auch sonst keine Reaktion bei der Untersuchung. Sie spekuliert auf allergische Reaktion - vielleicht Insektenstich im Garten. Der Hund kriegt Prednisolon. "In 24 Stunden müsste es wesentlich besser sein - ansonsten kommen sie bitte wieder."
Samstag Abend muss ich U-Man beim Fressen helfen - Saufen dauert ewig. Er scheint Probleme mit der Koordination seiner Zunge zu haben.
Sonntag Morgen braucht er wieder Hilfe beim Fressen - braucht wesentlich länger als seine Kollegen - es ist besser, aber nicht wesentlich. Ich fahr wieder zum Arzt.
Diesmal ein älterer erfahrener Arzt. Der schaut sich den Hund an - fragt mich 3x ob man den wirklich ohne Probleme anfassen kann (meinen herzenguten U-Man) und tastet intensiv seinen Kopf ab.
Diagnose: Degenerierte Kopfmuskulatur - Verdacht auf Kaumuskelentzündung.
Und da das noch nicht reicht auch gleich der Kommentar: Das ist autoimmuninduziert - erblich - nicht heilbar (nur eingrenzbar).
Es wird hochdosiert Prednisolon verschrieben plus ein Antibiotikum.
Der Tierarzt sagt mir, daß man die Diagnose mit Labortests absichern kann. Das will er aber erst machen, wenn die Nachuntersuchungen seinen Verdacht erhärten.
Am Sonntag Abend google ich und bin fertig mit der Welt. Ich sehe U-Mans Tage schon gezählt.
Schon zwei Tage später frisst U-Man wieder normal - weitere 2 Tage später trinkt er auch normal. Die Behandlung schlägt an.
Nach 14 Tagen erste Nachuntersuchung - weitere Medikamentierung.
Da bei Kaumuskelentzündung der weiteren Degenerierung der Muskulatur vorgebeugt werden muss und die akute Entzündungsphase vorbei ist, fange ich wieder mit Schutzdienst an. Die Muskeln sollen was zu tun haben.
Weiter 14 Tage später erneute Nachuntersuchung.
Der Tierarzt ist sich nun sicher, daß er recht hat mit seiner Diagnose. Meine Bitte auf Laboruntersuchungen schlägt er aus - er ist sich sicher. Das sei nun so.
Ich habe ein ungutes Gefühl und gehe auf die Suche nach einem zweiten Tierarzt.
Vor 14 Tagen habe ich U-Man dann einer Ärztin, die sich mit Kaumuskelentzündungen auskennt, vorgestellt.
Sie fragt detailliert - und untersucht. Stellt eine stark degenerierte Kiefermuskulatur fest und ist absolut erstaunt, daß der Hund Schutzdienst macht. Sie fragt mich, ob der Hund jemals Schmerzen beim Öffnen des Maules gezeigt hat. Ich verneine, auch bei den Erstuntersuchungen - 3 Ärzte in 2 Tagen - hat er sich bereitwillig das Maul öffnen und untersuchen lassen. Sie wundert sich, weil das untypisch sei. Und sie sagt mir auch, daß es noch andere Erkrankungen gibt, die auf die Muskulatur des Kopfes wirken.
Sie äussert den Verdacht auf Toxoplasmose.
Fatal dabei: Die Symptome der Toxoplasmose verschwinden unter Prednisolon - nicht aber die Toxoplasmose. Und das könnte für den Hund tödlich enden.
Sie schlägt Blutuntersuchung vor - worauf ich natürlich gerne eingehe (wollt ich ja schon beim ersten Arzt).
Vor einer Woche dann das Ergebnis:
Keiner, der drei typischerweise bei Kaumuskelentzündung auftretenden Werte, ist vorhanden.
Toxoplasmose ist positiv - relativ hoch.
Hämatokrit und Hämoglobin sind vermindert. Daher möchte sie weitere Tests machen.
Ich frage, ob meine anderen beiden Jungs auch getestet werden sollten. Sie verneint erst. Meint, daß wenn die fit sind, es keinen Grund gibt.
Ich berichte ihr, daß Q die letzten Wochen etwas Gewicht verloren hat - etwas was bei ihm schonmal vorkommt und mir normalerweise keine Sorgen macht.
Ihr Kommentar: Das kann ein Symptom für Toxoplasmose sein. Toxoplasmose äussert sich recht untypisch.
Ich also die Hunde ins Auto - und von U-Man und Q Blut abnehmen lassen.
Heute nun sind die Werte da:
U-Man hat neben Toxoplasmose auch Anaplasmose im untersten Grenzbereich (daher die reduzierten Hämatokrit- und Hämoglobinwerte).
Bei Q wurde ebenfalls Toxoplasmose nachgewiesen (geringer als bei U-Man) sowie ein Wert für eine leicht Muskelentzündung und ein Wert für eine leichte allergische Reaktion.
Am letzten Wert bin ich eventuell schuld, da ich es in letzter Zeit mit dem Getreidefrei bei ihm nicht ganz so genau genommen habe.
U-Man bekommt bereits seit letzter Woche ein spezielles Antibiotikum gegen die Toxoplasmose - Q wird es ab heute abend auch bekommen.
Für beide Jungs ist in 14 Tagen Blutabnahme zur Nachkontrolle.
Und ich werde Ziggy auch testen lassen, obwohl ich bei ihm nichts "sehe". Aber sicher ist sicher.
Ich bin froh jetzt wirklich zu wissen, was U-Man hat.
Und nicht wenig sauer über den Tierarzt, der sich einer Laboruntersuchung verweigert hat.
Um Rainer Brinks zu zitieren: Passt gut auf Eure Hunde auf!
Liebe Grüsse,
Claudia