Jägerl(at)ein
Das allseits beliebte Lillemöhrchen, die dicke Quirit und ich haben uns mal wieder getraut und einen gemeinsamen Spaziergang mit Fred und Antara (nebst deren Frauchen) einberufen. Treffpunkt wie immer der Kneippweg in meinem Nachbardorf. Hier kann man endlose Wege verfolgen, am Waldesrand entlang, mit vielen Äckern und Feldern zum Toben für die Hunde. Perfekt für Hund und Mensch.
Lillemor hat an diesem Tag beschlossen, dass sie eigentlich ein recht braver Hund ist und hat sich auf Freds Frauchen zum Anspringen konzentriert – das Frauli von Antara ist sauber geblieben. Ich finde, das ist ein Fortschritt. Dafür hat sich das Möhrchen auf die süße Antara eingeschossen und der arme Fred konnte schauen, wo er bleibt. Da er ein Mann und daher leicht beleidigt ist, hat er das nicht auf sich sitzen lassen und ist bei der ersten Gelegenheit in den Wald abgebogen und eine Zeitlang einfach nicht wieder gekommen. Freds Menschin nahms gelassen und hat den Abtrünnigen dann mit stoischem Gesichtsausdruck einfach angeleint, als er endlich wieder zum Rudel zurück zu kehren geruhte. Mir schien, sie hat ihm die Leine etwas heftiger als unbedingt nötig am Halsband befestigt, aber nur weil Fred ein bisschen geröchelt hat beim Anleinen, regt sich hier keiner auf. In der Zwischenzeit hat Lilli Antara mehrmals durch die diversen Äcker gezogen und hat auch recht schnell gelernt, dass man die süße Antara gut an ihrer pelzigen Halskrause festhalten kann. Am Ende des Spazierganges sah die wunderschöne Pelzstola irgendwie löchrig aus und hing nass und trübselig in der Gegend herum (Teile davon fand ich noch Stunden später an und in Lilles Maul). Nachdem Fred sich ein wenig beruhigt hatte und nicht mehr die beleidigte Leberwurst spielen musste, durfte er sogar bei den beiden wilden Mädels mitspielen, was er dankbar annahm und sich dafür revanchierte, indem er den beiden zeigte, wie man das Eis vom Bächlein, das am Wegesrand lag, durchbricht (mit den Pfoten) und dann trotz Minusgraden ein bisschen Sommerfeeling zaubern kann. Voller Freude taten es ihm seine Fans nach und nach 5 Minuten hatten wir 3 nasse Hunde, die aussahen wie Riesen – Ratten. Quirit war das Ganze natürlich viel zu blöd, die lief lieber zielstrebig auf die gefrorenen Pferdeäpfel zu und labte sich an dieser seltenen Eisspeise. Wir Menschen sahen uns milde lächelnd die Albernheiten unserer Hunde an und waren total gelassen und relaxet. Als wir an einen Waldweg kamen, leinten wir alle unsere Hunde an (außer Quirit, die hat das nicht nötig), da Fred hier immer zum Ausbüchsen neigt und wir anderen nichts gegen ein bisschen Leinentraining einzuwenden hatten. Brav waren unsere Großen. Alle gingen brav an der Leine und ich wurde übermütig und leinte Lilli unterm Gehen ab, um das „Fuß ohne Leine“ zu üben. Es klappte wunderbar. Das Unheil lauerte völlig unerwartet hinter einer Kurve in Form eines Jeeps, der einen Jäger und seinen Hund zum Inhalt hatte. Blitzartig voller schlechten Gewissens leinte ich mit zittrigen Händen Lillemor wieder an. Natürlich blieb der Jäger neben uns stehen und weil er ja gelernt hat auf Lebewesen zu schießen hat er ein gutes Auge, dem nicht entgangen ist, dass ich den großen, bösen, schwarzen Hund eben erst angeleint hatte. Meine lieben Mit – Spaziergängerinnen waren noch hinter der Kurve und als sie des Jäger-Jeeps ansichtig wurden, verlangsamten sie ihren Schritt nahezu auf Steh – Geschwindigkeit. Also kämpfte ich alleine auf verlorenem Posten…
Das Jägerlein, alt und hässlich im Übrigen, kurbelte das Fenster runter und sparte sich eine Begrüßung, kam gleich zum Wesentlichen. Hunde an die Leine blablabla….Ich gebe mich reumütig und zerknirscht, erzähle eifrig vom Leinentraining und dem „Fußgehen ohne Leine“, unterwürfig und kleinlaut gebe ich mich. Mir graut vor mir selber, aber ich will keine Anzeige, gebe mein Geld lieber für Sinnvolles aus (für Leinen, Halsbänder, Hundespielzeug). Es nutzt nur leider nix, mein devotes Getue, der fiese Waidmann wird immer unwirscher und sein blöder Köter kläfft aus dem Kofferraum wie ein Irrer. Lilli mag das nicht und kläfft auch. Quirit auch. Antara aus dem Hintergrund auch. Der Jäger wird jetzt richtig böse und brüllt etwas von „ hier geht’s zu wie im Hundezwinger“. Ich sage nichts mehr, möchte ungern seinen Hund beleidigen. Dann fragt er mich, wo ich wohne. Wahrheitsgemäß antworte ich. Dann wird er ausfällig! Ob es da, wo ich lebe, keine Spazierwege gäbe. Immer mehr Leute kämen hier her zum Spazierengehen und das fände er so schrecklich. Mir reißen Hutschnur und Geduldsfaden zeitgleich und verwandle mich von der devoten Lotte in eine Domina. Ich nenne ihn „guter Mann“ und erkläre ihm, dass er mit solchen Ansagen nicht weit kommen wird. Dies hier sind öffentliche Wege, jeder darf hier gehen, nicht nur Einheimische und Jäger. Jägermaxe wird puterrot im feisten Gesicht und ich befürchte eine Herzattacke hier und gleich. Dann untersagt er uns das Gehen auf den Waldwegen, die sind privat und in ein paar Tagen kämen auch Schilder her, die dies bestätigen würden. Ich sage, wenn die Schilder dann da sind, werde ich mich daran halten, aber bis dahin gehe ich, wo ich will. Mittlerweile ist mir eine Anzeige so was von egal, ich hasse diesen Waidmann. Ich hasse auch seinen Hund, der nicht zu kläffen aufhören kann. Toller Jagdhund sag ich, der is sicher super Spurlaut. Ich spüre schlechte Schwingungen aus dem Jeep zu mir dringen und weiche vorsorglich 2 Schritte zurück. Aber der fette Mensch macht keine Anstalten aus dem Auto auszusteigen. Hochrot im Gesicht meint er noch, alle Hunde müssen an die Leine, auch der Kleine. Ich sag, der hat gar keine Leine, braucht er nicht. Der alte Simpel wird womöglich noch röter im Gesicht und steigt aufs Gas, fährt beinahe Quirit über den Haufen, wirft Antara’s und Freds Frauchen noch einen giftigen Blick zu und braust von dannen. Wir beobachten wo er hinfährt und müssen leider feststellen, dass er nicht nach Hause aufgebrochen ist, sondern sich strategisch günstig platziert um uns gut im Blick zu haben – sobald wir unsere Hunde ableinen, ruft er bestimmt die Polizei (die Jäger hier machen das gerne so, denn selber dürfen sie ja nicht handeln). Wir führen unseren Spaziergang also unter Aufsicht weiter fort. Bei der erstbesten Gelegenheit biegen wir ab und kaum außer Sicht, leinen wir unsere Hunde ab und sie dürfen wieder toben und laufen. Richtig glücklich werden wir an diesem Tag nicht mehr. Gehetze Blicke fliegen herum. Ich sehe hinter jeder Kurve Blaulicht und Sirenen. Macht keinen Spaß. Noch dazu kann sich Lilli mal wieder belltechnisch nicht beruhigen und kläfft den halben Wald zusammen. Macht echt keinen Spaß. Entmutigt und freudlos steuern wir auf den Parkplatz zu, halb in der Erwartung, dass die Polizei dort schon auf uns lauert. Natürlich lauert sie nicht. Wir sind noch mal davon gekommen. Aber der Jäger hat uns jetzt bestimmt auf seiner schwarzen Liste. Schade, war so eine schöne Runde. Aber wir werden wieder kommen!! Wir sind zäh! Wart nur, Jägerlein…